Müller 2013

| 24. März 2015 Alles lesen

Die letzte Verkostungsrunde der Weine von Enderle & Moll eröffnet heute der Müller. Nicht der aus der Mühle, nicht der aus dem letzten Tatort, sondern der aus dem Schweizer Kanton Thurgau. In diesem Fall kommt er aber aus Münchweier in Baden, Deutschland. Das kommt dabei heraus wenn man einen Wein einfach mit Namen Müller auf die Leute los lässt. Kann ja nur zu Verwirrung führen. Egal, der Müller von Enderle & Moll soll so etwas wie ein Wein für zwischendruch, für den schnellen Durst sein. Selbstverständlich ist auch der Müller (Jahrgang 2013) ungeschönt abgefüllt und selbstverständlich bin ich schon gespannt wie dieser Tropfen mit seinen gerade einmal 10,5% vol. daherkommt.

Mueller Haben bis jetzt alle Etiketten von Enderle & Moll mit klassischem Nicht-Design geglänzt, so stellt sich der Müller mit einem mehr als auffälligen Stück Flaschenbeklebung vor. Auf der klaren Schlegelflasche klebt ein Etikett im Stil eines Gemäldes. Banal, kindlich, einfach und bunt. Ein Mann mit Hut, hinter ihm ein paar Hügel sowie eine rote Sonne. Links unten einfach Müller, in rot. Mit einem Punkt. Der Punkt ist wichtig. Rechts der Jahrgang 2013 und fertig ist das schicke Teil. Gelb dominiert und sorgt dafür, dass man dieses Etikett mit seinem extrem hohen Wiedererkennungswert nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Am kleinen weissen Rückenetikett steht DEUTSCHER WEIN und was sonst noch unbedingt vorhanden sein muss. Eine knallgelbe Halsmanschette und ein ebensolcher Schraubverschluss komplettieren diese spassige Erscheinung. Um dem Trub die Möglichkeit zu geben sich zu setzen, wird der Wein in die Karaffe umgefüllt und kurz danach ins Glas befördert.

Floral, verhalten, ultraleise

Strohgelb und relativ trüb dreht der Müller seine Runden im Glas. Man sieht sehr genau den Trub der sich langsam gen Boden bewegt. Äusserst verhalten ist das was aus dem Kelch entweicht. Schüchtern ist leicht untertrieben, denn es scheint als hätte sich alles was Aroma heisst ganz gut versteckt. Am ehensten florale Düfte, weisse Blüten, Holunder und ein Schuss von Zitrus zeigen sich. Eigentlich ein fast neutraler Duft der nicht wirklich viel von dem erahnen lässt was einen wohl im Mund erwartet. Umso grösster ist die Neugier den Müller geschmacklich kennenzulernen.

Vorpubertärer Traubensaft

Holunder? Fein geriebene Zironenschale? So zumindest fühlt sich der flotte Müller auf der Zungenspitze an, kaum dass er sie berührt hat. Ist das überhaupt schon Wein, oder ist das vorpubertärer Traubensaft der mit etwas Alkohol gepimpt ist? Egal. Was auf der Zunge steht ist mild, dabei recht frisch und leicht zitrusfruchtig. Weisser Holunder weht über sie hinweg und streicht sie fein mit seinem Blütenstaub ein. Den Gaumen streicht er ebenso zart wie auch weissblütig und mit einer dezenten herben Note ein. Überhaupt wirkt der Wein ausgesprochen floral im Mund, versetzt mit einer überraschend lustigen Säureader. Ganz leicht schwebt er im Mundraum durch die Gegend und hat dabei genug Statur um nicht völlig schwerelos zu wirken. Und plötzlich schiesst der Kalk ein.

Kappe ab und weg damit

Genau dieser Kalk mit seinem leicht staubigen Touch macht den Müller plötzlich richtig interessant. Vermengt mit den nun besser erkennbaren Zitrus- und Holundernoten wirkt der Wein lebendig auf der Zunge, lässt Saft erkennen und auch die Säure tänzelt munter durch die Gegend. Dabei bleibt er äusserst mild und weich im Mund, setzt phasenweise kräutrige Aromen frei und entwickelt sich immer mehr zu einem durchaus frischen wie auch agilen Vertreter seiner Gattung. Von irgendwo taucht jetzt noch gelber Apfel auf und mischt sich unters immer mehr erwachende Fruchtvolk. Jetzt ist es fix, mit Luft entpuppt sich der stille Müller zu einem richtig jugendlichen Tropfen.

Was auffällt ist, wie schlank sich der Müller im Mund anfühlt. Trotz seiner milden Art, seiner geringen Säure und seines doch runden Körpers zieht er klar durch die Mitte ab und hinterlässt am Gaumen einen feinen Film von weissem Blütenstaub. Der ist zwar herb, doch gleicht der Saft des Müllers das gekonnt aus und sorgt so für einen harmonisch mineralischen Abgang. Auch wenn der Wein im Grunde knochentrocken ist fühlt es sich an, als würde man zum Abschluss einen leichten süssen ‘Tritt’ versetzt bekommen. Je länger er jedoch im Glas steht – so man ihn nicht gnadenlos vernichtet hat bevor er jede Chance zur Selbstentfaltung hatte – umso weisser, kalkiger, herber und ‘erwachsener’ wird der Jungspund. Wenn man jetzt noch dazu sagt, dass der Müller mit lächerlichen 10,5% durchs Leben tanzt, dann sollte der obige Hinweis von der ‘gnadenlosen Vernichtung’ entsprechend interpretierbar sein. Das Zeug trinkt sich schneller weg als die Temperatur um zwei Grad zunimmt und sorgt dabei für richtig grossen Trinkspass. Ein Achterl hab’ ich noch und das verputz’ ich jetzt.

Tipp: Verträgt eine Stunde in der Karaffe. 10-12º im Glas sind fein. Küchentechnisch macht er so ziemlich alles mit. Zur Solounterhaltung schneller weg als eine Stunde um ist.

Verkostet wurde ein Müller 2013 vom Weingut Enderle & Moll aus Münchweier in Baden, Deutschland.

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Kategorie: Enderle & Moll (D), Verkostet