Muscat ‘Beaumes de Venise’ 2009

| 15. Juli 2012 Alles lesen

Der zweite Wein in dieser Verkostungsrunde ist etwas für Freunde ‘süsser Versuchungen’. Wer nämlich Süsses liebt dürfte mit dem Muscat ‘Beaumes de Venise’ 2009 von Perrin & Fils auf seine Rechnung kommen. Am Fuße des Dentelles de Montmirail hat der Beaumes de Venise ein besonders warmes Klima und ermöglicht den Trauben so zur vollen Reife zu gelangen. Was daraus entsteht ist ein Vin Doux Naturel (Likörwein). Genau diesen haben wir heute in unseren Gläsern und sind gespannt ob es der ‘Muskateller’ schafft uns in seinen ‘süssen Bann’ zu ziehen.

Auf der langen schlanken Schlegelflasche klebt ein weisses Etikett von typisch französischer Gestaltung. Edel in der Schrift, ganz gross in Gelb der Name drauf, der, wie üblich, auf die Herkunft und nicht auf die Rebsorte verweist. Über all dem prangt das Wappen der Famille Perrin und wer sich näher über den Inhalt dieser Flasche informieren will, der dreht sie einfach um. Dort erfährt er alles was er über diesen süssen Tropfen wissen will.

Der Ordnung halber sei noch angeführt, dass die Herkunfstbezeichnung auf dem Flaschenetikett, also Muscat de Beaumes de Venise, eine kleine Gemeinde im Département Vaucluse und seit 1945 eine eigene Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) ist. Zu den 15% die ebenso am Rückenetikett angeführt sind kommen wir später dann zurück. Dekantieren ist nicht nötig und so kommt der ‘Vin Doux Naturel’ unverzüglich in die Gläser.

Pfefferminze in der Nase

Dunkelgelb, sogar schon leicht ins Bernstein gehend funkelt der Muskateller (Muscat blanc à petits grains) aus dem Glas. Gehaltvoll schmiegt er sich an der Innenwand an und lässt einen dicken, fetten Film an ihr abfliessen. Duftmässig springt einen als erstes eine ungewöhnliche und intensive Pfefferminznote an. Richtig erfrischend überlagert sie einen warmen Honigduft und auch Aromen von Orangenblüten ziehen die Nasenwände hoch. Am faszinierendsten aber ist diese Minze die aus dem Glas strömt und die Nase richtiggehend kühlt.

Hocharomatisch mit einer herben Süsse

Ob soviel Pfefferminze in der Nase ist man bereits gespannt wie sich dieses Aroma im Mund zeigt und ob es sich überhaupt zeigt. Kaum ist der Beaumes de Venise auf der Zunge öffnet er seinen Aromenrucksack und ergiesst sich vollflächig über selbige. Süss ist es, es sticht fast. Begleitet wird die Süsse jedoch von einer sehr präsenten Würze welche frisch über den Zungenrand abgleitet. Unverkennbar quetscht sich förmlich die Aromatik der Muskatnuss durch all die Süsse und dann ist da wieder dieser leichte Hauch von Minze. Der in der Nase intensiver ist als im Mund, sich aber im Abgang wieder verstärkt bermerkbar macht. Am Gaumen zieht dieser süsse Stoff eine ganz feine herbe Spur hinter sich her und verschwindet in einem saftig-würzigen, aber durchaus fruchtigen Abgang.

Honig, Muskatnuss und Pfefferminze

Spielt man mit dem Beaumes de Venise im Mund, lässt ihn auf der Zunge sich richtig ausbreiten und drückt man ihn über den Gaumen, so schmeckt man auch intensive Aromen von Lyches, Pfirsichen, Marillen und reifen Mangos. Ein würzig-herbes und doch äusserst süsses und vollmundiges Vergnügen das sich hier im Mund abspielt. Dass der Beaumes de Venise 15% Alkohol und 125g Restzucker im Gepäck mit sich führt, erscheint ob seiner durch die Minzaromen ausgeprägten Frische nicht weiter störend und fällt nicht wirklich auf. Ausser wenn man vielleicht zuviel von ihm erwischt und am nächsten Tag auf die Waage steigt. Der gute Tropfen ist sicher nicht Diät-kompatibel. Was aber auch egal ist, weil er doch zum Trinken da ist. Immer wieder faszinierend ist die Duftkombination von Muskatnuss und Minze. Eigenwillig, anders, völlig neben der Spur und doch so aufregend. Die Zunge und der Gaumen werden zunehmend mit einer frischen Minzschärfe belegt und herrlich süss gekühlt.

‘Beissen’ Sie den Wein und spüren sie wie die Pfefferminze die Nase über die Nebenhöhlen hochsteigt und erfrischt. Und dann stellen Sie sich vor wie sie gerade eine Muskatnuss reiben. Jetzt mischen sie das Ganze, ziehen es an ihrer Nase vorbei und sie haben eine Idee von dem was sich hier abspielt. Aber passen Sie auf wenn sie diesen Tropfen selbst aufmachen; zwei Gläser davon und sie spüren wie sich 15% anfühlen. Auch wenn sie noch so ‘erfrischend’ sind. Um die 18 Euro sind für soviel ‘Erfrischung’ der Volkswirtschaft zuzuführen. Angesichts der ‘realen’ Inflationsrate ein gutes Investment, da es Genuss beschert und einem nicht die Tränen in die Augen treibt.

Tipp: Geniessen Sie den Beaumes de Venise bei max. 8-9º und bedenken Sie, dass er mächtig ‘Gepäck’ mit sich führt. Am besten zu allen süssen Fruchtdesserts, fetthaltigen Pasteten oder versuchen Sie ihn auch einmal zu reifen Käsesorten.

Verkostet wurde ein Muscat ‘Beaumes de Venise’ 2009 von Famille Perrin aus Orange in Frankreich. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Veritable Vins Domaines, Deutschland.

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