Muscat “L´Amandier” 2016

| 23. April 2018 Alles lesen

Muscat L´Amandier Es wird viel zu wenig Elsass getrunken. Dabei hat man dort einiges zu bieten was Wein betrifft. Einer, der sich besonders hervorhebt, ist Matthieu Boesch von der Domaine Leon Boesch in Westhalten. Bereits in der elften Generation betreibt man Weinbau und bewirtschaftet heute 14 Hektar Weinberge, die sich auf 40 Parzellen im südelsässischen “Vallée noble”, einem Teil des Naturparks “Ballons des Vosges”, verteilen. Vor kurzem habe ich den Gewürztraminer Les Fous verkosten dürfen, heute steht von Matthieu und seiner Frau Marie, die beide nicht dem Elsässer Mainstream folgen (weil sie Weine machen Weine die nach Boden, nach Stein und Mineralien schmecken) ihr Muscat L´Amandier 2016 am Tisch der Wahrheit um erkundet zu werden. Die Rebstöcke für diesen Wein stehen auf Muschelkalkböden, ausgebaut wurde der Wein im traditionellen Holzfass. Nachdem sich schon der Gewürztraminer wohltuend von seinesgleichen abgehoben hat, darf auch von diesem ebenfalls trocken ausgebautem Tropfen, von dem gerade einmal 2000 Flaschen abgefüllt wurden, Überraschendes erwartet werden.

Fein und leise in der Nase

In hellem strohgelb dreht der L´Amandier seine Runden im Glas. Feiner Rosenduft steigt auf, zarte Muskatwürze untermalt ihn. Nichts ist laut im Riechorgan, nichts nervt (was leider oft der Fall bei Muskateller ist). Der hier ist dezent, gesittet, richtig fein und elegant. Zitrone blitzt kurz auf und weisse Blütentöne übermalen alles. Darunter eine feine Würze die noch etwas Pepp hinein bringt. Herrlich, traumhaft, einfach wunderbar.

Trocken wie die Wüste Gobi

Staunen! Was ist das denn bitte? Knochentrocken, griffig, herb und von edler Muskatwürze unterfüttert nimmt sich der L´Amandier der Zunge an. Wie geil ist das denn! Und weil das längst nicht alles ist, zieht Sekunden später eine Zitrusfrische auf die man auf keinen Fall erwartet hat. Wie anders kann bitte Muskateller schmecken! Wie aromatisch kann er sein, ohne wie viele seiner Kollegen rumzubrüllen, wie trocken DARF er sein? Da zieht ein Grip über die Zunge der so fein wie Kaschmir ist, am Gaumen kühle Herbe, der dezente Hinweis auf den Kalk dem er entspringt und eine Würze, die eleganter nur schwer möglich ist. Was für ein Tropfen, was für ein Auftritt.

Der totale Blitzverdunster

Der L´Amandier erobert die Geschmackszentrale ohne Umweg. Johannisbeeren tauchen auf, die Zitrone ist mehr als nur präsent, die Griffigkeit für einen Muskateller unerreicht. Herb-aromatisch haftet er am Gaumen, rosa Grapefruit sorgt für dezente Bitterkeit, die aber auf der Stelle von der Muskatwürze überlagert wird. Der Tropfen ist ein echter “Killer”, in positivstem Sinne. Weisse Blütenaromen sorgen dafür, dass nichts niemals vielleicht auch nur den Anschein wecken könnte, Frucht zu schmecken. Kurz in der Geschmacksbibliothek gekramt und festgestellt: das ist der trockenste Muskateller den ich je getrunken habe. Bombastisch trocken, unerreicht und unschlagbar. Und trotzdem aromatisch wie es sich gehört für einen Vertreter dieser Gattung.

Muskateller ist die eine Sache wenn es draussen richtig heiss ist. Der L´Amandier hingegen ist so etwas wie der Aston Martin unter seinesgleichen. Perfekt designed, von britisch unterkühlter Eleganz und distinguiert wie ein königlicher Banker. Man kann nicht aufhören an diesem Wein zu süffeln, man will ständig mehr von diesem aromatisch-herben Saft, der, kaum im Mund, schon wieder blitzverdunstet ist. Wenn, wie anfangs darauf hingewiesen, die Weine von Matthieu Boesch nach Boden, Stein und Mineralien schmecken sollen, dann schafft der L´Amandier das so perfekt wie niemand anderer. Muskateller von einem anderen Planeten. DIE Muscat-Entdeckung schlechthin.

Tipp: Aufmachen und mit frischen 8-10º verputzen. Trinkt sich von alleine. Perfekt zu Spargel und knackigem Gemüse. Oder überhaupt ganz ohne alles. Da verdunstet er von selbst bevor man noch bis zehn gezählt hat.

Wein & und Winzer-Info:

Muscat LÁmandier
Wein: Muscat “L´Amandier” 2016
Winzer: Domaine Leon Boesch
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: – 2024+
Boden: Muschelkalk
Ausbau: Grosses Holzfass
Besonderes: Biodynamisch
Dekantieren: Nein

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet