Muschelkalk 2014

| 29. Juni 2016 Alles lesen

Muschelkalk Wenn der Name Programm ist. Schlicht und einfach Muschelkalk heisst der Wein, der heute von Thomas Schwarz vom Kloster am Spitz aus Purbach am Tisch der Wahrheit steht. Muschelkalk ist nämlich jener Boden, auf dem dieser Wein an den Hängen des Leithagebirges in den Rieden Eisner und Bauernfeind am Neusiedlersee wächst. Abgelagert vor mehr als fünf Millionen Jahren, voll mit Resten von Muscheln, Korallen und anderem Meeresgetier. Heute stehen Rebstöcke drauf und geben den Burgundersorten von Thomas Schwarz die ideale Heimat. Nirgendwo sonst fühlen diese sich wohler. Sein Muschelkalk 2014 ist eine Cuvée aus Chardonnay, Grauburgunder und Weissburgunder, wurde spontan vergoren und durfte anschliessend lange auf der Vollhefe reifen. Ausgebaut wurde der Wein in 500 und 1300 Liter Eichenfässern. Ich habe nun schon einges von Thomas Schwarz verkostet und war bis heute ausnahmslos von seinen Weinen angetan. Ob ich das auch vom Muschelkalk bin werde ich versuchen jetzt heraus zu finden. Eine halbe Stunde Karaffe und ein grosses Glas ist angebracht.

Quitten, Kalk & eine Prise Salz

Sehr helles strohgelb dreht im Becher seine Runden. Der Duft ist leise, sehr verhalten, fast schon schüchtern. Erst nach und nach wird es lebendig in der Nase und man riecht sehr schön reife Birnen und Quitten. Man drehe, schwenke und rüttle leicht das Glas und staune wie aromatisch der Muschelkalk auf einmal wird. Anis taucht auf, viel Kalk steht als Wolke drüber und auch ein paar Marillen tummeln sich im Riechorgan. Es wird komplex, verführerisch und man riecht sogar ein wenig Salz. Eine wunderbar feine “Burgunder-Nase” welche grosse Lust auf den ersten Schluck macht.

Sündhaft salzig

Salzig. Und zwar richtig salzig plätschert der Muschelkalk in den Mund. Auf der Zunge neckt er mit in Salz eingelegten Quitten und an den Rändern sorgt er für erfreutes Kitzeln. Er ist weich im Körper, fühlt sich leicht an und ist aussergewöhnlich frisch. Nicht zuletzt dank einer höchst attraktiven Säurespur die sich durch den Mundraum schlängelt und mit dem Salz für beschwingte Stimmung sorgt. Man schmeckt Muskatnuss im Birnensaft, man schmeckt Marille und auch ein wenig Fenchel. Und man spürt dieses enorme Mineralik in jedem Winkel, auf jedem Millimeter. Am Gaumen trocken, weich und leicht schmelzig. Der Abgang mineralisch, nur ein Tick von Birne und ein erfrischender Nachhall.

So geht Trinkspass

Seine wahre Schönheit aber entfaltet der Muschelkalk erst mit der Zeit. Je länger er in der Karaffe steht, umso trockener wird er, umso griffer wird er am Gaumen, kalkiger und feiner. Auch wenn nach wie vor die Birne und die Quitten schmeckbar sind, so fühlen sich diese Fruchtaromen weiss an. Ebenso gewinnt man den Eindruck, als würde der Wein “abnehmen”. Er wird schlanker, er wird leichter auf der Zunge, dafür macht er umso mehr Druck am Gaumen. In Form von trockener, salziger Mineralik. Haben Sie schon mal an einer nassen Schale einer Muschel geleckt? So in etwa schmeckt das. Nur besser, selbstverständlich. Als hätte man die gesamten Fossilien ausgegraben und sie in saftiger Birne mit einer Prise Muskatnuss eingelegt und mit etwas Zitrone überträufelt. Das ist derart süffig wie man es sich besser nicht wünschen kann.

Was mir ganz besonders gefällt, ist der Grip den der Muschelkalk aufbaut. Dieses Gefühl das entsteht, wenn sich der Kalk auch physisch bemerkbar macht auf der Zunge und am Gaumen. Wenn man die Frucht durchschmeckt und gleichzeitig diese körperliche Präsenz einsetzt. Genau das passiert wenn man den Muschelkalk der Luft aussetzt. Einfach toll. Dann noch diese Salzigkeit dazu und plötzlich fallen einem die eingelegten Zitronen in der Vorratskammer ein. Die sind quasi Sinnbild dieses Geschmacks und Mundgefühls. Der Muschelkalk ist ein Verführer, einer der dank harmonischem Säurespiel Spass macht, der sich umgänglich und doch mit Profil zeigt. Ein Wein der einfach trinkfreudig ist und für entsprechend grossen Trinkspass sorgt. Wer gerne salzig-mineralische Tropfen geniesst, dem sei dieser hier in aller Form ans Herz gelegt.

Tipp: Eine Stunde Karaffe ist angebracht. Grosses Glas nehmen und mit 10-12º geniessen. Passt pefekt zu Meeresfrüchten, zu Geflügel, Fischgerichten, hellem Fleisch und milden, jungen Käsen. Oder trinken Sie ihn einfach so. Der erfrischt und ist ein wirklich leichter Sommerspass.

Verkostet wurde ein Muschelkalk 2014 von Thomas Schwarz vom Weingut Kloster am Spitz in Purbach im Burgenland. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet