‘Nalle’ Dry Creek Valley 2009 Zinfandel

| 15. Dezember 2012 Alles lesen

Der dritte und letzte Wein unserer Themenverkostung ‘Z wie Zinfandel’ kommt ebenfalls aus dem Dry Creek Valley in Sonoma, Kalifornien. Er stammt von einem Winzer, der für seinen einzigartigen und unverwechselbaren Zinfandel-Stil bekannt ist, von Doug Nalle. Sein ‘Dry Creek Valley’ Zinfandel 2009 wächst auf ‘roter Erde’ und wird heute als Abschluss dieser Runde aufgemacht. Zwar heisst es, dass dieser Tropfen weit über 2018 hinaus ‘haltbar’ sein soll, doch hat uns so etwas noch nie gehindert eine Flasche hier im ‘Jetzt’ zu öffnen. Aus diesem Grund wird diese Flasche dieses Datum nicht erleben.

Ein farblich richtig ‘saftig’ wirkendes Etikett klebt auf der schlanken Bordeauxflasche. Gelb wie Vanillepudding in Kombination mit einem satten Weinrot sind die alles dominierenden Farben auf diesem Stück Papier, das aussieht wie eine Hochglanzfolie. Im breiten roten Balken NALLE aufgedruckt und im grossen ‘vanillepuddiggelben’ Teil in ebenso grossen Lettern ZINFANDEL. Der Rest an Information dazwischen reingepackt und was sonst noch wichtig ist am Ende des Etiketts angebracht. Alles eingefasst von einem weinroten Rahmen, der mit einem feinen Zusatzrahmen in Gold aufgewertet wird.

Im gleichen Stil das etwas kleinere Rückenetikett auf dem der interessierte Weinfreund alles über den Jahrgang, die Appellation sowie die Zusammensetzung dieses Weins erfährt. Auch dieser Kalifornier darf sich für eine Stunde im Dekanter akklimatisieren bevor er in die Gläser kommt.

Stilvoll, saftig-reif und würzig

Relativ klar zeigt sich Nalles Dry Creeky Valley im Glas. Zwar dunkelkirschrot in der Farbe, aber trotzdem nicht ganz dicht und somit schön einsehbar. Dafür klebt der Wein an der Innenwand und fliesst nur gemächlich wieder ab. Saftige Aromen von reifen dunklen Kirschen strömen in die Nase, ein feiner Korb von dunklen Gewürzen begleitet alles. Auch dieser Duft ist weit entfernt vom üblichen ‘Weihnachtspunschgestank’. Was Zimt und Nelken angeht duften diese Aromen eher distinguiert, vornehm und zurückhaltend aus dem Kelch und triefen nicht aus der gewohnten heissen Suppe an die so viele Zinfandel erinnern heraus. Es hat Stil und Klasse und ist perfekt eingebettet in dunkle Kirsch- und Pflaumenaromen.

Zum darin ertrinken gut

Fein kommt Nalles Dry Creeky Valley auf die Zunge, wirkt kühl und präsentiert augenblicklich seinen kompletten Fruchtkorb. Fast süss drückt er auf den hinteren Gaumen, ölt ihn förmlich ein und fühlt sich dabei relativ schlank an. Nichts übermässig voluminöses das den Mund füllt, eher eine rassige Saftigkeit die man spürt und schmeckt. Erdige Würze in Verbindung mit schwarzen Kirschen, reifen Pflaumen und einem Hauch von Tabak machen diesen Zinfandel äussserst sexy, er fühlt sich toll an im Mund und wirkt lang, fast schlank, soweit man Zinfandel schlank machen kann. Man spürt wie sich der Saft aus seinem Körper löst, wie sich seine Gerbstoffe in einer Grazilität über den Gaumen ziehen die edler nicht sein könnte. Weich, rund, sanft, wie auf leisen Pfoten, strömen sie über ihn hinweg und hinterlassen nichts als vollen Saft im Abgang. Man will unweigerlich ein riesengrosses Maul voll nehmen und darin ertrinken.

Z wie Zaubertropfen

Im Duft wird der Dry Creek Valley immer intensiver, ohne aber anstrengend zu werden und es wird immer klarer, wie guter Zinfandel wirklich riecht. Noch Minuten nach dem Schlucken spürt man ihn nachwirken, man fühlt seine Kraft, die jedoch mit 13,6% für Zinfandel fast schon weltrekordverdächtig moderat ist. Genau das lässt ihn auch so frisch und kühl erscheinen, macht ihn eher schlank als breit und heiss und hilft ihm so, alles was er zu bieten hat auf eleganteste Art und Weise zu zeigen. Der Saft wirkt frischer, die Tannine kühl und fein und die erdbetonte Würze sogar vornehm. Das ist grosses Mundkino das man erleben, schmecken, fühlen muss um ein Bild von in sich ruhendem Charakter zu bekommen. So schmecken echte ‘Zaubertropfen’. Der Dry Creek Valley zeigt wie unkompliziert ‘einfach’ Weinkunst sein kann.

Immer wieder leckt die Zunge nach, hört man seinem Gaumen zu wie er alles immer wieder ‘verarbeitet’ und delektiert sich am saftig-fruchtigen Gefühl, das sich in der Geschmacksbibliothek eingebrannt hat und sich dort im Sekundentakt in Erinnerung ruft. Am faszinierendsten ist allerdings das filigrane Säurespiel des Dry Creek Valley, welches ihn zu einem Grossen seiner Zunft macht. Nach den drei bisher verkosteten Weinen dieser Runde bin ich endgültig zum Fan ‘gut gemachten’ Zinfandels geworden und falle selbst in das Klischee zurück, dass das der ideale Wein für die Weihnachtszeit ist. Was mich aber jetzt nicht länger daran hindern wird, Zinfandel auch im Sommer aktiv am Grill ‘einzusetzen’. 32 Euro kostet das Spektakel, es gibt sicher billigeres. Angesichts dessen was man hier geboten kriegt ist der Genussbeitrag jedoch in Ordnung und am Ende bleibt die malträtierte Floskel ‘Grosse Qualität kostet nun einmal’. Und das ist gut so, finde ich.

Tipp: 60 Minuten im Dekanter tun dem ‘Kalifornier’ gut. Obligate 16-18º sind ideal. Zu rotem Fleisch, gebraten oder gegrillt ein Hit. Solo die perfekte anspruchsvolle Couchbegleitung wenn es draussen kalt ist.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: Zinfandel ‘Dry Creek Valley’ 2009
Winzer: Doug Nalle
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2018+
Anbau: Naturnah
Ausbau: Neues Barrique
Besonderes: Unfiltriert
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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