Niederhäuser Felsensteyer 2016

| 1. September 2017 Alles lesen

Felsensteyer 2016 Immer wieder Riesling. Ohne den geht gar nichts. Heute wieder einmal von der Nahe. Von einem Weingut, dessen Geschichte bis ins Jahr 1575 zurück geht.; dem Weingut Jakob Schneider. Seit 1901 widmet man sich ausschliesslich dem Weinbau, auf den 18 Hektar die bewirtschaftet werden, wird 85% Riesling angebaut. Einen davon, den Niederhäuser Felsensteyer 2016 habe ich heute bei mir am Tisch der Wahrheit stehen. Die Lage Felsensteyer liegt zwischen Niederhausen und Norheim und besteht vorwiegend aus verwitterten Melaphyrböden (Vulkangestein) mit hohem Feinerdeanteil. Die Lagenweine des Weinguts sind “Ursprung pur”, wie Jakob Schneider sagt, sie transportieren eindrucksvoll die Böden denen sie entstammen. Wie sehr sich das Vulkangestein im Niederhäuser Felsensteyer bemerkbar macht, dem gehe ich jetzt sehr gespannt auf den Grund. Ein wenig Luft schadet dem guten Tropfen sicher nicht und deshalb darf er eine halbe Stunde ein paar Runden in der Karaffe drehen.

Leise, duftig, elegant

In sehr hellem strohgelb steht der Niederhäuser Felsensteyer im Glas. Was daraus in die Nase hoch strömt ist floral, duftet nach weissen Blüten, ist steinig und erst ganz am Schluss gräbt sich langsam ein kleiner Pfirsich an die Oberfläche durch. Von fruchtig ist das alles meilenweit entfernt, dafür betört der Tropfen mit seiner edlen Aromatik feinster Gewürze. Ein leiser Duft, nichts ist laut, aber alles ist sehr präsent und elegant.

Der Stein im Wein

“Bist Du narrisch!” fällt dem Ösi hier als erstes ein, kaum dass der Tropfen auf der Zunge aufschlägt. Da hämmert der Bergwerksmeister mächtig auf der Steintastatur herum, wirft sie einem förmlich nach. Die Steine. Knackig, rassig, glockenklar und mehr als frisch tanzt der Niederhäuser Felsensteyer auf der Zunge, schert sich nicht darum wenn sich die Zunge aufrollt vor Glückseligkeit und zischt mit einem Tempo durch die Luke, das gewaltig ist. Nix Marille, Pfirsich und die sonstigen Verdächtigen. In diesem Wein da rockt der Stein, der ganz dezent von ein paar Blüten eingerieben wird. Der Rest ist Mineralik bis zum Anschlag. Am Gaumen sogar so etwas wie Haftung. Phänomenal, einfach wunderbar. Ich brauch noch einen Schluck. und zwar ´nen grossen.

Rieslingvergnügen pur!

Absolut hammermässig ist das Zeug. Kaum schnappt der Niederhäuser Felsensteyer etwas Luft, schon geht er auf wie eine Lotosblüte. Wird richtig stoffig auf der Zunge, zeigt enorme Textur und lädt, so scheint es, den kompletten Vulkan dem er entstammt, im Mund ab. Am Gaumen hingegen ist er kristallklar, da zieht er drüber wie ein Gebirgsbach und hinterlässt nichts als eine feine Zitrusfrische und jede Menge kalten Stein. Im Abgang tauchen sie dann wieder auf, die kleinen zarten Blütentöne und verleihen der Kerl eine fast feminine Ader. Auch der kleine Pfirsich darf sich wieder etwas zeigen, bleibt aber sehr im Hintergrund, um die Hauptdarsteller nicht zu stören. Es ist schlichtweg herrlich was sich da im Mund abspielt, wie sich alles anfühlt und vor allem wie es schmeckt. Trotz seiner überbordenden Steinigkeit ist der Wein charmant und stilvoll. Der reinste Genuss!

Spätestens nach dem zweiten Glas ist es um einen geschehen. Dann zischt er, dann fliesst der Wein in Strömen, dann gibt es kein Halten mehr. Weisser Pfeffer haucht dem Niederhäuser Felsensteyer jetzt auch noch jene Würze ein, die ihn noch unwiderstehlicher, noch eindrucksvoller und begehrenswerter macht. Die Durchflussgeschwindigkeit nimmt bedenkliches Tempo an, man muss sich bremsen, um die Flasche nicht einfach weg zu trinken. Der Tropfen ist ein Traum, ein Paradebeispiel dafür, dass Riesling nicht immer und unbedingt Frucht braucht um zu schmecken. Was hier im Mund abgeht ist grosses Kino und wer einmal erleben will, wie wunderbar Stein und Blüten harmonieren können, dem sei der Niederhäuser Felsensteyer schwer ans Herz gelegt. Für läppische 12 Euro gibt es dafür richtig, richtig viel Rieslingvergnügen. Persönlicher Tipp.

Tipp: Verträgt ein wenig Luft und geht dann mächtig auf. Schreit nach Backhendl oder Wiener Schnitzel. Als Solist ein richtiger Spassbolzen mit grandiosem Trinkfluss.

Verkostet wurde ein Niederhäuser Felsensteyer 2016 vom Weingut Jakob Schneider aus Niederhausen/ Nahe, Deutschland. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard (D), Verkostet