Olivini ‘Garda Classico Rosso’ 2010

| 13. August 2012 Alles lesen

Der zweite Wein in dieser Verkostungsrunde von Olivini-Weinen ist eine Rotwein-Cuvee namens Garda Classico Rosso Jahrgang 2010, der, wie schon der Chiaretto del Garda aus den gleichen vier Rebsorten, nämlich Groppello, Marzemino, Sangiovese und Barbera besteht. Eine interessante und spannende Mischung, allemal. Rotwein aus der Lombardei und erst recht vom Gardasee haben wir nicht gerade jeden Tag am ‘Tisch der Wahrheit’ stehen und sind dehalb schon gespannt was uns da erwartet. Wenn jetzt auch noch der richtige Wind aufkommt, dann wird das ein richtig tolles Abenteuer.

Dick und dunkel ist die Flasche die vor uns steht. Wie gewohnt eine Burgunderflasche und wie ebenso bereits gewohnt und damit verwöhnt, das toll designte Stück Papier auf ihr drauf. Im gewohnten Streifendesign, auf dem Garda Classico Rosso allerdings in einem dunklen weinrot und einem ebenso dunklen blau gehalten. Mit den typischen schwarzen Streifen in welchen das Wichtigste über diesen Wein steht.

Am Rücken wieder das im gleichen Stil gestaltete Etikett, nur mit allen zusätzlichen Informationen über den Classico Rosso versehen die wissenswert sind. Designvariationen in allen Farben zieren bis jetzt alle Oliviniflaschen und machen das generelle Corporate Design ebenso auffällig wie attraktiv und abwechslungsreich. Klasse, Stil und Eleganz ist auch hier das oberste Gebot. Das können sie, die Italiener. Weil der Garda Classico Rosso relativ jung ist und wir auch sonst eher wenig Erfahrung mit Weinen aus der Lombardei haben, darf der ‘Seewein’ erst einmal für eine Stunde in den Dekanter um ‘Landluft’ zu schnuppern bevor er in die Gläser kommt.

Verhalten und fast schüchtern

In einem kräftigen rubinrot steht der Classico Rosso im Glas, ist dunkel und geht nach aussen hin leicht ins Violette über. Eine satte und saftige Farbe die da aus dem Kelch funkelt. Das Bukett das gleich nach dem Umfüllen in die Nase strömte war verschlossen, doch nach einer halben Stunde kommt es und nach einer duftet es kräftig nach Kirschen und dunklen Beeren. Auch Kräuter mischen sich dazu und es fühlt sich voll und saftig in der Nase an. Etwas Lakritze riecht man und eine feine Holzspur steht neben den fleischigen Fruchtaromen. Es ist kein lauter Duft der in die Nase strömt, vielmehr wirkt er fast schüchtern und man muss seine Nase schon ein wenig tiefer ins Glas stecken um die Aromen zu erfassen.

Rasante Gerbstoffe in samtiger Hülle

Und dann ‘rieselt’ es förmlich im Mund. Da rattern feinsandige Gerbstoffe über die Zunge und den Gaumen und man hat fast den Eindruck den ganzen Boden rund um den Gardasee aufzusaugen. Keinesfalls jedoch auf unangenehme Weise, sondern einfach nur überraschend unerwartet. Man muss das erst einmal kurz setzen lassen und sich bewusst machen, wie dieser Classico Rosso fast im Schnelldurchlauf das Zungengefühl hinter sich lässt um sich schlagartig über den Gaumen herzumachen. In positivem Sinne. Über die Lippen zieht er frisch und kühl, auch saftig drüber, und auf der Zunge steht er sofort in deren Mitte um zwar reife, saftige Fruchtaromen abzuladen, welche aber auch einen gewissen herben Touch haben.

Man ist geneigt sofort die Zunge an den Gaumen zu pressen um zu spüren wie sich seine samtige Textur da oben ausbreitet. Einerseits ist der Classico Rosso durchaus fruchtig, andererseits aber auch richtig vollmundig und auch kräftig im Abgang. Jedenfalls sorgt die ‘Mischung’ der Rebsorten für ein neues, unbekanntes Mundgefühl und auch für einen noch nicht bekannten Geschmack. Was den ‘Gardianer’ nur noch interessanter macht.

Ein richtiger Verwandlungskünstler

Eines ist jetzt schon sicher; der Wein macht richtig Spass. Je mehr Luft er atmet umso fleischiger, fruchtiger und saftiger wird er und seine Gerbstoffe nehmen Züge von feinem Wüstensand an. Es ist diese Mischung zwischen Saft und Kraft, zwischen Fruchtigkeit und Herbheit die ihn so spannend macht. Man hat beides, gleichzeitig und ständig. Ein Wein der in Balance ist und das auch spüren lässt. Im Abgang kräftig und saftig, hinterlässt der Classico Rosso eine ebenso fruchtige wie auch von den Gerbstoffen geprägte herbe Note die lange anhält. Vom Trinkfluss dieses Tropfens ganz zu schweigen. Der Classico Rosso, zischt, bei etwas kühlerer Trinktemperatur, nur so über den Gaumen und lässt einen vergessen, dass er auch noch Kraft im Rucksack mit sich führt. Deshalb Vorsicht vor allzu fröhlichem Genuss.

Zwei Stunden sind mittlerweile verstrichen und der Classico Rosso wird immer süffiger. Ist er vor einer Stunde förmlich in den Mund gepoltert, so zeigt er sich jetzt fleischig, saftig, voll, leicht würzig und fruchtig-herb und überhaupt… Jetzt hat er ein Stadium erreicht, das ihn auch solo zu Höchstform auflaufen und ihn zeigen lässt, wie Gerbstoffe und Frucht eine ausbalancierte Symbiose bilden können. Seine 13% sind erträglich, seine Kraft aber nicht zu unterschätzen. Hier steckt ein Wolf im Schafspelz, ein richtiger ‘Verwandlungskünstler’, und bei soviel Charme wird es einem schwer gemacht sich für eines dieser beiden ‘Haustiere’ zu entscheiden. 10 Euro sollten es einem aber leicht machen das heraus zu finden. ‘Expect the unexpected’ kann man da nur sagen. Und das noch dazu vom Gardasee. Für diesen Tropfen hebe ich ohne zu zögern meinen Finger und empfehle ihn persönlich.

Tipp: Wenn Sie den Wein ‘erleben’ wollen, schenken Sie sich nach 30 Minuten ein Glas ein und verfolgen sie ihn über die nächsten zwei, drei Stunden. Wenn nicht, dann am besten wenn es heiss ist bei 15-17º und nach 1 1/2 Stunden an der Luft geniessen. Zu heftig-deftiger Regionalküche, Kalten Platten, Hartkäse und sonstigem was einfach herzhaften Spass macht. Persönliche Empfehlung!

Verkostet wurde ein Garda Classico Rosso 2010 von Famiglia Olivini aus Desenzano del Garda in der Region Brescia, Italien. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Andrea Seidler von VIP-Weine Köln.

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