Othello 2014

| 10. Juli 2019 Alles lesen

Othello 2014 California Dreams: Napa Valley, Napanook, Dominus. Letzteres ist heute ein Weinimperium, das seinen Weltruhm nicht zuletzt Christian Moueix verdankt, der bereits mit 24 Jahren in das Unternehmen eingestiegen ist und im Anschluss als dessen Präsident das Erbe seines Vaters weltweit berühmt gemacht hat. Auf den vulkanischen Böden des Napanook-Weinberges pflanzt man Cabernet Sauvignon und andere Bordeaux-Rebsorten an. Auch der Wein der heute hier am Tisch der Wahrheit steht, kommt von eben jenem Weinberg, der Othello 2014. Benannt nach der Figur aus Shakespeares gleichnamiger Tragödie. Alles andere als tragisch ist jedoch der Wein, der aus 82% Cabernet Sauvignon, 11% Cabernet Franc und 7% Petit Verdot gemacht ist und 18 Monate im Barrique gereift ist. Der Othello ist ein schlichtes Meisterwerk und darf, bevor er in das Glas kommt, eine Stunde seine Runden in der Karaffe drehen.

Leise und sehr elegant

In dunklem rubinrot steht der Tropfenim Glas. Am Anfang sehr verhalten in der Nase, nach zwei Minuten aber kraftvoll, fruchtig, von roten und schwarzen Beeren dominiert. Reife schwarze Kirschen traben durch die Gegend, etwas Schokolade hechelt ihnen hinterher. Ganz zum Schluss ein Schuss Orange und gequetschte Brombeeren. Ein paar Oliven und ein Hauch von Holz runden den Othello traumhaft in der Nase ab. Ein eleganter, leiser Duft, der Lust auf mehr macht.

Äusserst charmanter Kuscheltiger

Wie köstlich ist das denn bitte! Wie cremig, wie weich und samtig! Dunkle Pflaumen schlagen auf der Zunge auf, Brombeeren mischen sich dazu und sorgen für den vollen Früchtekick. Richtig süss erscheint der Othello auf den ersten Eindruck, doch dann treten die Tannine ihren Dienst an und sorgen dafür, dass sich ein seidig feiner Film am Gaumen anlegt. Wohlfühlfaktor 10 von 10 wird hier vergeben, flauschig, dunkelbeerig und am Ende von einer wunderbaren Schokonote eingenebelt, so macht sich dieser charmante Kuscheltiger über die Zentrale her.

Niemals ohne meditieren

Eines kann Othello nicht abstreiten, nämlich dass er Muskeln hat. Wie er diese aber einsetzt ist grosses Kino. Lange steht er elegant im Mund, erst am Ende macht der dann auf dicke Hose und zeigt was Sache ist. Davor wirkt er fast liköresk, so saftig und extraktreich rollt er über die Zunge. Schwarze Oliven begleiten ebensolche Brombeeren in einen langen Abgang der noch Minuten nachhallt und in dem am Ende wieder feine Schokoladentöne aus dem Off auftauchen. Vom Mundgefühl ist man derart begeistert, dass man den Tropfen am liebsten gar nicht schlucken, sondern minutenlang mit ihm spielen möchte. So weich, so cremig, so sanft fühlt es sich an im Zentrum des Geschmacks. Die reinste Wohltat, das köstlichste Vergnügen.

Lässt man Othello Zeit, dann wird aus diesem Tropfen ein immer feinerer und eleganterer Wein. Dann tauchen auch Lavendel und Vanillenoten auf, die das betörend reife Fruchtspiel harmonisch untermalen. Mit diesem Wein ist jeder Anlass ein besonderer, erfährt jeder Moment etwas meditatives, macht jedes Glas ganz einfach unbändig grosse Freude. Der Othello kann bedenkenlos schon jetzt gut angetrunken werden und hat locker das Potential für weitere 15-20 Jahre. Bordeaux-Fans sollten deshalb jetzt zuschlagen, denn in ein paar Jahren ist hier Schluss mit günstig.

Tipp: Eine Stunde in die Karaffe mit dem Wein und dann mit 16-18º geniessen. Zum T-Bone-Steak, zum Wagyuburger oder auch zu Spareribs. Ohne alles ein Wein der meditative Fähigkeiten hat.

Verkostet wurde ein Othello 2014 von Dominus Estate aus dem Napa Valley, Kalifornien, USA. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

Stichwörter: , , , , , , ,

Kategorie: Kracher (A), Verkostet