Pagos del Moncayo ‘Garnacha & Syrah’
Wenn es draussen richtig kalt ist und man sich am liebsten im warmen Zimmer verkriecht, dann ist das auch jene Zeit in der man sich gerne einen jener Weine gönnt, denen wir unser diesmaliges Thema widmen; den sogenannten Kamintropfen. Sie haben Kraft und Fülle, zeigen Muskeln und lassen einen wunderbar entspannen. Der Wein den wir dazu heute öffnen ist ein Pagos del Moncayo 2010 und kommt aus der DO (Demoninación de Origen) Campo de Borja im südlichen Teil der Provinz Navarra. Auf ihrem kleinen Weingut Pagos del Moncayo bewirtschaftet die Familie Aibar über 80 Jahre alte Grenache- und Syrah-Reben und stellt daraus echte ‘handgemachte’, Regionalität versprühende Weine her. Wir haben die Cuvée aus 65% Garnacha und 35% Syrah auf- und den Kamin angemacht und freuen uns auf das was uns erwartet.
Die bullige Burgunderflasche ist mit einem Esprit versprühendem Etikett beklebt auf dem sofort die roten Weinspritzer ins Auge stechen. In gold ist der Name des Weines, der auch jener des Weinguts ist, in verspielter Typo aufgedruckt. Überhaupt wirkt alles dank der frechen Spritzer sehr verspielt und äusserst fröhlich und soll wohl einen Vorgeschmack auf das erzeugen, was einen dann im Glas erwartet. Die Spritzer sind farblich den Rebsorten angepasst. Für die Garnacha wird in fruchtigem rot und für die Syrah in dunklem lilarot gekleckert. Unten gross der Hinweis auf die Herkunft.
Auf dem Rückenetikett sehr viel Information über Wein und Herkunft und auch über die Zusammensetzung der Cuvée. Alles auf weiss in ebenso verspielter Typo wie schon am Hauptetikett aufgedruckt. Den schlanken Hals ziert eine weinrote Manschette mit dem goldenen Audruck Pagos del Moncayo. Bevor wir unsere Gläser füllen darf der ‘Basiswein’ der Familie Aibar für eine Stunde an die frische Luft.
Fröhlich, frisch & beerig saftig
Knalliger kann kirschrot fast nicht sein. Es ist so saftig rot im Glas, dass man liebsten reinbeissen möchte. Wie allerrotestes Kirschwasser funkelt es darin. Der Wein ist klar und transparent im Kern. Schon beim Umfüllen in die Karaffe sind einem die frischen Beeren- und Kirscharomen der Grenache in die Nase gehüpft und jetzt nach einer Stunde Luftaufnahme duftet es wunderbar fruchtig im Glas. Da steht Grenache in Höchstform drin und produziert sich wie ein kleiner Superstar. Es duftet saftig, auch nach Pflaumen und ganz leicht nach Vanille. Es ist so betörend, dass man seine Nase gar nicht mehr aus dem Glas nehmen will. Dem Etikett wird dieser Duft schon mal gerecht und wenn der Wein jetzt auch noch so schmeckt wie er riecht, dann wird das ein richtig grosser Spass.
Tabakblätter & Vanille
Die Überraschung ist gross als der Pagos del Moncayo auf die Zunge kommt. Der erste persönliche Eindruck ist nicht Kirsche oder Beere, sondern… Vanille. Erst danach wird es rotfruchtig in der Mitte selbiger und von Süsse ist so gut wie nichts bemerkbar. Vielmehr hat man das Gefühl als hätten sich Tabakblätter in den Beerentopf gemischt um dem ganzen einen leicht herben Touch zu verleihen. Obwohl der Pagos del Moncayo saftig ist klebt er weder auf Zunge oder Gaumen und fühlt sich fast ein wenig rustikal an. Am Gaumen bleibt ein herber Film zurück und ebenso im Nachhall ist der Tropfen alles andere als fruchtig dominiert.
Kräftiges und saftiges Trinkvergnügen
Für die feinen Johannisbeeraromen im Konzert ist die Syrah zuständig, welche auch für den leicht ‘blauen Einschlag’ sorgt. Was die Grenache angeht merkt man die geringen Erträge in Form der Konzentration des Weines und seiner durchaus eleganten Würze. Beeindruckend ist diese Vanillenote die sich wie ein Schutzfilm über die roten Beeren legt und für diesen samtigen Abfluss an den Zungenrändern sorgt. Wer gewettet hätte, dass der Duft dem Mundgefühl entsprechen würde, der hätte diese haushoch verloren. So rot es in der Nase war, so blau ist es im Mundgefühl. Es ist nicht wirklich körperreich was da den Mund füllt, hat aber trotzdem Kraft, die ebenso schnell wieder verfliegt. Am Gaumen wirkt der Wein eher herb als fruchtig, fühlt sich leicht bitter an und im Nachhall bleibt ein ebenso herbes Gefühl zurück. Nach zwei Stunden an der Luft ist der Tropfen noch vanilliger geworden und es fühlt sich fast so an, als würde man in eine Teigtasche mit einer Vanille-Waldbeerenfüllung beissen. Einfach köstlich.
Der Pagos del Moncayo überrascht mit einer relativen Einfachheit und Offenheit. Kein Wein über den man gross diskutieren muss und soll, sondern einer der einfach für den Genuss gemacht ist. Dabei hebt er sich erfreulich von zahlreichen ‘Fruchtlikören’ gleichen Vertretern seiner Gattung ab und überzeugt mit Charakter und Persönlichkeit. Seine 14% wirken kühl und frisch (machen aber trotzdem mächtig Dampf im Kessel) und insgesamt gibt es hier wirklich guten Wein für wenig Geld. Um die 10 Euro sind allemal ein fairer Preis für soviel Authentizität.
Tipp: 60 Minuten (eher 90) in der grossen Karaffe atmen lassen. Am besten um die 14-16º geniessen um seine Frische zu erleben. Passt zu rotem Fleisch, Geschmortem und Eintöpfen sowie zu Pasta. Als Solist ein richtig guter ‘Kumpel’.
Wein & und Winzer-Info:
Wein: Pagos del Moncayo ‘Garnacha & Syrah’ 2010
Winzer: Pagos del Moncayo
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2014+
Anbau: Konventionell
Ausbau: Barrique
Besonderes: -
Dekantieren: JaDer Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.
Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet