Pannobile 2010
Pannobile heisst der zweite Wein dieser Verkostungsrunde und er hat eine interessante Geschichte vorzuweisen. Ursprünglich war Pannobile der geschützte Name eines Weines, dessen Rechte Hans Nittnaus 1994 sozusagen als ‘Einstiegsgeschenk’ der frisch gegründeten Winzervereinigung Pannobile abgetreten hat. Er verzichtete auf die Namensrechte und so entstand besagte Gruppe von burgenländischen Winzern dessen Gründungsmitglied Hans Nittnaus war. Der Pannobile 2010 ist eine Cuvée aus 60% Zweigelt und 40% Blaufränkich, wurde spontan im Holz vergoren und reifte 20 Monate in neuen 500 Liter Holzfässern. Wir haben uns ein Fläschchen aufgemacht und sind gespannt wie die bis jetzt so aufregende Golser-Weinreise weitergehen wird.
Strikt dem ansprechenden Corporate Design folgend ist auch das Etikett des Pannobile zweigeteilt. Ebenfalls in terracottarotbraun wie jenes der Cuvée Burgenland. Am oberen Teil des Etiketts wie üblich eine grafische Darstellung des Schilfgürtels um den Neusiedlersee und im Hintergrund wieder die sanften Hügel des Leithagebirges. Am unteren Teil wie gehabt der Name des Weines in weiss und der Jahrgang in schwarz aufgedruckt. Erdig, naturnah und warm. Wenn es um den Wiedererkennungswert des Designs beim Betrachter geht, dann gehören die Etiketten von Hans Nittnaus sicher zu jenen, die einen solchen eindrucksvoll und nachhaltig hinterlassen.
Das Rückenetikett ist ebenfalls in terracottarotbraun und in einem Stück gehalten. Darauf wie gehabt alles Wissenswerte über den Wein sowie ausführliche Informationen über Lage, Ausbau und mehr. Wie es sich ‘gehört’ kommt der Pannobile eine Weile in die Karaffe um sich der Aussenwelt anzupassen und entsprechend Luft zu schnappen.
Dunkelwürzig & kraftvoll
Satt und saftig steht der Pannobile in dunklem Granatrot im Glas und schimmert bläulichviolett an den Rändern. Ein kräftiger Film schmiert an der Glaswand ab. Fleischig duftet es in der Nase, kräftig, dunkelwürzig und ebenso dunkelbeerig. Trotz seiner langen Reifung im Holz nimmt man dieses nur äusserst fein und leise wahr. Nichts dominiert wirklich, am ehesten würde man die dunkle Würze etwas in den Vordergrund stellen. Alles ist sehr harmonisch, erdig und auch intensiv. Ohne aber Dampf zu machen. Je länger man daran schnüffelt umso mehr glaubt man auch ein wenig Rumtopf auszumachen. Der Duft lässt auf einen richtig kräftigen, dichten und gehaltvollen Wein schliessen.
Frisches Säurespiel & Sportlich-elegante Tannine
Wie erwartet kommt hier nicht ein einfach gestrickter Tropfen in den Mund. Da ist richtig Kraft dahinter. Auch wenn sich der Pannobile charmant saftig auf der Zunge zeigt und die Gerbstoffe sich ebenso sanft wie seidig breit machen, das ist schon ein kräftiges Gerbstoffgerüst das da sein Spiel treibt. Bemerkenswert, wie übrigens bei allen bisher verkosteten Weinen von Hans Nittnaus, ist das frische, lebhafte und animierende Säurespiel das sich durch all seine Weine zieht. Es verleiht ihnen eine wunderbare Länge, lässt keinen von ihnen breit werden und sorgt dafür, dass einem sogar während des Trinkens das Wasser im Mund zusammen läuft. So auch hier, beim Pannobile, der mit eindrucksvoller Waldfrucht und erwähnter frischer Säure für Spass im Mund sorgt. Man kann die Tannine förmlich rattern spüren am Gaumen und doch fühlen sie sich weniger rustikal als ‘sportlich-elegant’ an. Trotz des hohen Spassfaktors ist ein aber Vorsicht geboten, der Pannobile hat Kraft.
Charaktervoll & Ausdrucksstark
Frech stürzt sich der Pannobile auf die Zungenmitte um dort sehr schlank (aber doch satt) seine dunklen Beerenaromen zu zeigen. Dazu gesellt sich eine sehr dunkle, erdige Würze die für ein angenehmes Gefühl auf der Zunge sorgt. Obwohl der Wein kraftvoll und auch gehaltvoll ist belibt er frisch und kühl im Mund, wirkt elegant und belebt den Mundraum mit einer ausgesprochen lebendigen Säure. Diese puffert sehr stilvoll die PS welche der Pannobile unter der Haube hat und lässt ihn schlanker und auch leichter erscheinen als er ist. Mit zunehmender Luft und Temperatur wird der Pannobile saftiger, ein leichter Rum/Schokoladeton kommt hinzu und allles wirkt noch erdiger, ohne dabei aber an Frucht zu verlieren.
Man spürt den Wein im Mund aufgehen, spürt wie er die Zunge mit seinem Saft belegt und wie er über den Gaumen stoffig wie auch erdig hinweg zieht. Ewig lang im Nachhall, kraftvoll im Abgang und einprägsam in seiner Gesamterscheinung im Mund ist der Tropfen. Und doch heisst es aufpassen, obwohl er ‘nur’ 13% mit sich rumschleppt. Der Pannobile fasziniert einerseits mit seiner geradlinigen und ausgeprägten Bodenständigkeit, lässt aber andererseits ebenso stilvoll den Gentleman durchblitzen, welcher er ohne Zweifel ist. Beispielhaft kann man sagen: Es gibt Leute die tragen einen Anzug und es gibt Leute denen man ansieht, dass der Anzug mit ihnen geht. Leute die, sobald sie einen anhaben, sich nicht mehr natürlich bewegen können. Der Pannobile gehört eindeutig zur ersten Kategorie. Hat eindeutig das Zeug zum Partner für grosse Anlässe, biedert sich niemals an und überzeugt mit ausgeprägter Persönlichkeit und Charakter. Um die 25 Euro kostet dieser geerdete Gentleman im ausgesuchten Fachhandel. Womit auch die Frage der Alltagstauglichkeit geklärt wäre. Aber zum Feste dann eben nur das Beste. Der Pannobile sollte auf dieser ‘Karte’ dann nicht fehlen.
Tipp: Verträgt gut eine Stunde im Ballon und sollte um die 17-18º genossen werden. Perfekter Begleiter zu Braten, Wild und auch zu Pilzgerichten. Solo ein charakterstarker wie auch anspruchsvoller Begleiter.
Verkostet wurde ein Pannobile 2010 von Anita & Hans Nittnaus aus Gols, Österreich. Der Wein wurde uns von Hans Nittnaus zur Verfügung gestellt.
Kategorie: Nittnaus Anita & Hans (A), Verkostet