Pétillant naturel “Oracular” blanc 2013
Erst unlängst hatte ich von Marc Castan seinen knochentrockenen Rosé Grain de Folie in der Verkostung. Marc, der früher Profi-Surfer war, ist mit seiner kleinen Domaine Mâmârutá im Fitou eine nicht wegzudenkende Grösse in der Naturweinszene. Was er aus seinen teilweise über 100 Jahre alten Rebstöcken, die auf alten Terrassenlagen über der Küste des Mittelmeeres stehen in die Flasche bringt, ist immer wieder bemerkenswert. Heute steht unter dem Motto Petillant Naturel – Der totale Sprudelspass sein Oracular blanc 2013 am Tisch der Wahrheit. 100% Muskateller, spontan vergoren, im Edelstahl ausgebaut und vegan ist dieser Petillant Naturel. Marc, der seine Weingärten ausschliesslich biodynamisch bewirtschaftet geht sogar soweit, dass er seine biodynamischen Spritzmittel aus Pflanzen, die im Umfeld seiner Weinberge wachsen erzeugt. Und weil ich schon gespannt bin wie sich ein Muskateller in Form eines Petillant Naturels anfühlt und schmeckt, kommt der Sprudel jetzt unverzüglich ins Glas.
Dunkelgelb & aromatisch
Dunkelgelb wie eine überreife Quitte steht der Oracular im Glas. Der Duft ist dicht, ebenso dunkelgelb und reif. Man riecht Marille, einen Schuss Orange, etwas Rosenblüten, zerdrückte Banane und auch Muskatnuss. In der Nase fühlt es sich ungemein saftig an. Intensiv wäre übertrieben, doch hat der Oracular durchaus Druck im Duft und zieht sich schwülstig aber doch frisch die Nasenflügel hoch. Ein hoch aromatisches wie auch gelbwürziges Vergnügen, das grosse Lust auf den ersten Schluck macht.
Schräges Weinerlebnis
Verwirrung macht sich breit. Weil der Oracular einerseits furztrocken auf die Zunge kommt und andererseits derart herb ist, dass man glaubt einen gerade abgefüllten Nebbiolo im Mund zu haben. Getrocknete Quitte schmeckt man, auch die Orangenschale ist wieder da und am Gaumen hat man das Gefühl als würde man die komplette Ladung Kalk vom Muldenkipper eingeatmet haben. Die Aromatik ist brutal, da würzig und gelb, dort kalkig und am Ende fast schon bitter. Den Abgang als herb zu bezeichnen käme einer Untertreibung gleich, da ist eine Bitternote drin die alles was man sonst noch im Oracular schmeckt überlagert. Man kann diesen Sprudel, der sich durch ganz leises moussieren auf der Zunge auszeichnet durchaus als edelbitter einstufen. Ein richtig schräges Weinerlebnis und sicher nichts für Harmoniebedürftige.
Sprudel für Leute die sich was trauen
Ich gebe zu, der Oracular fordert sogar mich heraus, doch je länger ich an ihm herum nuckle, umso interessanter wird er. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich noch nie zuvor so einen trockenen wie herb-bitteren Schaumwein getrunken habe. Die Fruchtaromen der Quitte und der Orange schmecken als hätte man sie durch den Kalk gezogen, man bekommt den Saft zwar mit, doch ist der genauso rasch wieder weg wie er aufgetaucht ist. Auf der Zunge steht ein ausschliesslich auf seine Herbheit reduzierter Petillant Naturel, der Gaumen kriegt sich ob der Stoffigkeit gar nicht mehr ein und wundert sich wie trocken nass sein kann. Und dann die dunkelgelbe Würze die das Kommando über hat. Hinten weht der Staub der Muskatnuss vorbei und sorgt für einen weiteren Aromatikschub.
Es scheint, als würde der Oracular mit Zeit, Luft und vor allem Temperatur saftiger werden. Zwei Grad mehr und plötzlich steht die Quitte stramm auf der Zunge, am Gaumen schmeckt man jetzt sogar feine Orangenfrucht die sich bis in den nach wie vor kalkig-herben Abgang hält, der jetzt aber bei weitem nicht mehr so bitter ist wie zu Beginn. Der Sprudel taut auf, wird richtig animierend und beeindruckt mit seiner gelben Würze, die letztlich saftig wie ganz zart fruchtbetont ist. Was nicht heisst, dass einem die Herbheit nicht trotzdem ganz zum Schluss noch eine reinknallt und einen daran erinnert, wer hier das Zepter in der Hand hat. Der Oracular ist Sprudel für Abenteuer, für Leute die sich was trauen und die vor nichts Angst haben. Die werden diesen Tropfen lieben, weil er tatsächlich schräg und anders ist. Ich für meinen Teil bekunde, dass der Oracular die bisher grösste Herausforderung für mich war. Am Ende habe ich mich aber doch mit ihm “zusammengerauft” und danach war es nur mehr Spass im Glas.
Tipp: Am besten mit 8-10º zu geniessen. Passt hervorragend zu Gemüseküche jeder Art. Für sich allein genossen einer, für den man Mut und Abenteuerlust benötigt.
Wein & und Winzer-Info:
Wein: Oracular blanc 2013
Winzer: Mâmârutá
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: – 2016+
Boden: Kalkmergel
Ausbau: Edelstahl
Besonderes: Naturwein, vegan
Dekantieren: NeinDen Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.
Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet