Piediprato 2017

| 27. April 2020 Alles lesen

Piediprato Bis ins Jahr 1000 reicht die Geschichte des Grafen Saladini Pilastri, der aus einer Adelsfamilie aus Ascoli Piceno stammen soll, zurück. Die eigene Produktion des Grafen Saladini Pilastri begann vor drei Jahrhunderten. Das Land hatte immer schon Wein produziert und die Pächter gaben ihren Wein an die Grafen ab, damit sie ihn in den sogenannten „Barriques“, dem berühmten Durmast-Fass, reifen konnten. Heute ist die Kantine Saladini Pilastri das Herz eines prächtigen Herrenhauses aus dem 14. Jahrhundert. Die Weinberge erstrecken sich über Monte Prandone und Porto d’Ascoli und stehen hauptsächlich auf Kalksteinböden. Einen dieser “adeligen” Weine habe ich heute hier am Tisch der Wahrheit stehen, quasi einen Einstiegswein aus dem reichhaltigen Sortiment von Saladini Pilastri; den Piediprato rosso 2017. Eine Cuvée aus Montepulciano und Sangiovese, die sich, bevor sie in das Glas kommt, für eine halbe Stunde in der Karaffe akklimatisieren darf.

Fleischig, dicht, verführerisch

Fast schwarz steht der Tropfen im Glas und lässt keine tiefen Einblicke zu. Umso betörender zeigt sich der Piediprato dann im Nasentrakt. Da wirft er mit reifen Brombeeren, mit Veilchen und mit Rosmarin um sich und fühlt sich richtig fleischig an den Nasenwänden an. Man spürt förmlich den Saft der einen im Mund erwartet. Im Hintergrund ein wenig Zimt, das für den Extrakick an verführerischer Aromatik sorgt.

Frech & flott trotz reichlich Muskeln

Was sich in der Nase angekündigt hat, findet auf eindrucksvolle Weise auch im Mund statt. Fleischig steht der Tropfen auf der Zunge, kraftvoll, dicht und mächtig saftig. Dunkle Brombeeren übernehmen auf der Stelle das Kommando und hüllen die Zunge in ihren reifen Saft ein. Kirschen melden sich im Hintergrund, das Unterfutter bilden Thymian und Rosmarin. Was für eine geile Kombination von Frucht und Kräutern. Am Gaumen haftet sich ein kühles Gerbstoffkleid fest und sondert Noten von Graphit und schwarzen Oliven ab. So druckvoll sich der Piediprato auch zu schaffen macht in der Zentrale, so seidig kühl und elegant ist er. Eine äusserst frische Säureader sorgt für Puls und macht den Tropfen richtig frech.

Ein saftiger Charakterkopf

Unglaublich wohl fühlt sich der Piediprato wenn er Luft bekommt. Er wird immer saftiger, die Brombeeren verschmelzen förmlich mit den Kräutern, die Zunge steht “voll im Saft” und der Gaumen ist benebelt von einer wunderbaren Fruchtigkeit die von einer feinen Würze abgerundet wird. Es ist wahrlich fleischig, und doch ist der Tropfen relativ schlank auf der Zunge. Erst im Abgang wird er etwas breiter, damit sich sein Aromenrad auch voll entfalten kann. Feinst ausgekleidet ist der Gaumen von dem seidiges Tannin abtropft und für kühle Haftung sorgt. Der Trinkfluss ist gewaltig, das Mundgefühl entzückend und der Trinkspass fast unschlagbar.

Auf den Punkt gebracht, ist der Piediprato ein ziemlich universeller Tropfen, der sowohl am Grill wie auch zu deftigen Gerichten einsetzbar ist. Dank seiner Kraft und Fleischigkeit drück er gekonnt auch Schärfe weg. Das Spiel von Frucht und Kräutern ist harmonisch, der Unterbau und das Tanninkleid allerfeinste Sahne und das Weinvergnügen einfach grandios. Soviel Saft und auch Charakter zu so einem Preis muss man schon mit der Lupe suchen, weshalb man von diesem Alleskönner immer einen Vorrat haben sollte. Man muss also nicht viel Geld ausgeben um in den Genuss solcher Weine zu kommen. Der Piediprato beweist das mehr als eindrucksvoll.

Tipp: Halbe Stunde Luft tut ihm gut. Mit kühlen 16º am besten. Zu allem was vom Grill kommt, zum Chili oder deftigen Topfgerichten. Auch zur rustikalen Pasta eine Bank.

Verkostet wurde ein Piediprato 2017 von Saladini Pilastri aus Spinetoli, Apulien, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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