Piesporter Riesling 2014

| 17. September 2015 Alles lesen

Wieder einmal an der Mosel gelandet. Konkret in Piesport, wo man Julian Haarts Weine endgültig in die deutsche Weinelite empor gehoben hat. Von einigen der besten Winzer Deutschlands “ausgebildet” produziert Julian Haart heute wahre Weinjuwelen. Einen aus dieser viel umjubelten und medial fast schon heilig gesprochenen Kollektion 2014, steht heute hier am Tisch der Wahrheit, der Piesporter Riesling 2014. Die Trauben für diesen viel umjubelten Riesling stammen von der Grand Cru-Lage Piesporter Goldtröpfchen, die als eine der herausragenden Lagen der Mosel bekannt ist. Der Boden dieser Steillage besteht aus Schiefer und ich als eingefleischter Schiefer-Freund bin jetzt gespannt wie sich der Piesporter Riesling, dem man ein gewaltiges Reifepotential prophezeit, bereits in seiner jüngsten Jugend zeigen wird.

Piesporter 2014 Ungewöhnlich ist die Farbe des Etiketts das auf der braunen Schlegelflasche klebt. Rot. Und zwar komplett rot. In der Mitte steht in einem von einem Silberrahmen umfassten Oval in schwarz 2014 Piesporter und das war’s auch schon wieder. Rund um das Oval sind silber Ornamente die alles umschliessen. In der Mitte unten ebenfalls in silber Julian Haart. Erinnert eher an eine alte gehäkelte Tischdecke, hat aber durch die Farbe einen immensen Wiedererkennungswert. Das kleine Rückenetikett ist in weiss mit einem roten Rahmen gestaltet. Darauf das Nötigste was drauf sein muss. Julian Haart ganz oben, unterhalb 2014 Piesporter Riesling und ein paar weitere Infos. Fertig. Eingefasst ist die schlanke Flasche von einer ebenso roten Halsmanschette mit silbernem Aufdruck wie jener auf dem Etikett. Und weil die Neugier mittlerweile unerträglich ist wird dieser viel besungene Vertreter seiner Gattung jetzt von seinem Korken befreit und in die verdiente Freiheit entlassen.

Schiefer bis in die letzte Ritze

Sattes Strohgleb blitzt mit grünlichen Reflexen im Glas. Unverkennbar steigt auf der Stelle eine wunderbare Schieferwolke die Nase hoch. Kein anderer Boden hat diesen einmaligen Duft. Darin enthalten reifer Pfirsich und Orangen. Eine sehr vornehme Würze unterfüttert die Fruchtaromen. Hinten raus ein paar weisse Blüten die an Holunder erinnern. Über allem diese satte, fein rauchige und frische Schiefermineralik. Ich könnte mich totriechen an dem Ding. Beeindruckend.

Rassig, rauchig-mineralisch & komplex

Rassig, dezent zitronig und total schieferig. Und weich. Und frisch. Und überhaupt. Ungemein weich im Körper ist der Piesporter Riesling, saftig auf der Zunge, cremig und doch kühl und schlank. Am Gaumen herrlich rauchig, pure Mineralität und knochentrocken. Es fühlt sich füllig an und ist doch ganz fein. Da ist Kraft im Mund die kein Gewicht hat, als würde der Wein schweben. Knackig ist seine frische Säure, seine Rasse wird dank Orangen und Zitronen noch verstärkt. Glockenklar tropft es aus seinem runden Körper und fühlt sich neben der Würze leicht floral an. Es ist ein sehr vielschichtiges Erlebnis im Mund. Man schmeckt mehr als nur die Frucht, nimmt auch frische Kräuter und Blütenaromen wahr, spürt am Gaumen einerseits den rauchigen Schiefer und merkt im Abgang und im Nachhall eine ganz leichte grüne Note. Das erste Glas ein Sinnesfurioso. Blind auf der Stelle als Moselwein vom Schieferboden erkennbar.

Feingestrickter, spielerischer Moselsaft

Hab ich schon erwähnt, dass ich mich totriechen könnte an dem Saft? Gut. Im Mund jedenfalls tanzt der Piesporter Riesling seinen eigenen Tanz. Verspielt wirkt der Wein auf der Zunge, irritierend seine Fülle die sich mit der Leichtigkeit einer Ballerina bewegt, der dicht und trotzdem so grazil wirkt. Geht schlanker Wein mit Körper? Ja. Erfrischend sein Säurespiel, seine Rasse, die Zitrusfrische und der erst am Schluss aufkommende “Grünstich” der aus der Schieferplatte heraus blitzt. Wie überhaupt der Piesporter Riesling eine Ausgeburt an Schiefermineralität ist. Die feine Rauchigkeit am Gaumen ist ebenso leicht wie der Wein auf der Zunge wiegt, das Spiel von Pfirsich und Orange findet auf Zimmerlautstärke in der zweiten Reihe statt. Was dem Tropfen fehlt ist diese (oft vorhandene) Schwere die so vielen Mosel-Rieslingen anhaftet. Davon ist hier nichts zu spüren. Was ebenso begeistert ist der fast schon herbe Nachhall den der Piesporter am Gaumen hinterlässt. Trocken wie ein Löschblatt ist es, animierend zitrus-schieferig und kristallin wie Meersalzflocken.

Erstaunlich ist die Wandlung die der Piesporter Riesling an der Luft vollzieht. Was am Anfang noch weich und cremig war ist jetzt fast schon griffig im Mund. Es fühlt sich herb und brutal trocken an, ist auf pures mineralisches Empfinden reduziert und präsentiert das Fruchtspiel erst ganz weit hinten. Noch immer gut wahrnehmbar, aber derart von der Schiefermineralik überlagert, dass man mit der Zunge schnalzt und sich selbige am Gaumen ableckt. Für mich bis jetzt der leichteste, im Sinn von feingestrickt, und gleichzeitig spielerischste Mosel-Riesling meines persönlichen Weinjahres. Kostet 15 Euro und wer bedenkt, dass er den Tropfen locker bis 2030 lagern kann, dem sollte man einen entsprechenden Vorratskauf nicht extra lang erklären müssen. Bunkern was geht, das Ding wird garantiert ein Überflieger.

Tipp: Verträgt ein wenig Luft und ist um die 10º genossen eine Wohltat. Eignet sich zur deftigen Landküche genauso wie zu Fisch und Gebackenem. Macht ohne Kochbegleitung allergrössten Spass und trinkt sich wie von selbst weg.

Verkostet wurde ein Piesporter Riesling 2014 vom Weingut Julian Haart aus Piesport an der Mosel, Deutschland. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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