PININO ‘Brunello di Montalcino’

| 12. November 2011 Alles lesen

Der dritte und leider auch schon letzte Wein vom Weingut Pinino aus Montalcino in der Toskana, sollte der krönende Abschluss einer aussergewöhnlichen Verkostung werden. Wurden die ersten beiden Weine, der ‘Rosso di Montalcino’ und der beeindruckende ‘ClanDestino’ noch in geselliger Runde ihrer Bestimmung zugeführt, so habe ich mir für den ‘König’ eine besondere Form der Verkostung ausgedacht. Ein wenig eigensinnig gebe ich zu, aber manchmal muss man einfach seinen eigenen Kopf durchsetzen.

Nachdem die ersten beiden Weine wirklich aussergewöhnlich waren hatte ich den Entschluss gefasst, diese letzte Flasche ‘allein’ zu verkosten und die zweite Flasche meinem geschätzten Schweizer Blogkollegen, der ebenso wie ich Marketer und ein ebensolcher Freund von edlen Tropfen ist, zur Verkostung zukommen zu lassen. Ich wollte aus dieser eine grenzüberschreitende, sozusagen eine ‘internationale’ Weinverkostung machen um zu erfahren, wie unterschiedlich die Meinungen sind und wie ich dabei mit meiner eigenen Wahrnehmung liege.

Und so startete ich den Abend mit dem ‘König aus Montalcino’ indem ich ihn von seinem Korken befreite, ihn in seine neue ‘Freiheit’ entliess und ihm in der Karaffe für eine Stunde Ruhe und Sauerstoff gönnte. Gut Ding braucht Weile und besondere Weine benötigen Luft um sich voll entfalten zu können. Das Etikett, das einer Banderole gleicht, blitzt silbrig durch die Gegend und das noble Wappen steht erhaben auf der Oberkante in funkelndem Orange. Der ‘König’ war bereit und ich war es ebenso. Ein Abend voll Genuss konnte beginnen.

Im Glas zeigt sich der Brunello in einem schönen, tiefen und satten rot mit braunen und orangen Reflexen. Eine sehr cremige Farbe mit Tiefgang und dunkel wie Stierblut.

Betörend fruchtig und voller Kraft

Das Bukett verstrahlt einen betörenden Duft von dunklen, reifen Beeren mit einem Touch von sanften Holzaromen. Ein typisches Bukett wie es feinste Brunellos auszeichnet und wofür man seine Nase immer wieder gern ins Glas steckt. Dunkel und saftig riecht es, fleischig und reif. Ein insgesamt stimmiger Duft, rund, opulent und mundwässernd. Man kann fast riechen was man in Kürze schmecken wird. Etwas rauchiges gesellt sich zu den reifen Früchten und eine sehr feine Mineralik unterstützt die charaktervolle Nase.

Saftig, süffig, intensiv

Und dann ist es soweit. Nach einer Stunde in der Karaffe und ausgiebigem “Beschnuppern” der erste Schluck. Ein schön und gut ausgebauter Körper mit Kraft und Volumen füllt sanft und geschmeidig den Mund. Seidige Tannine tragen die frische und saftige Frucht durch den Mund und beeindrucken mit einer äusserst opulenten Reife. Dunkle Beeren sind zu schmecken und auch eine exklusive, ganz feine Würzigkeit funkelt auf. Ein bestens ausbalanciertes Mundgefühl macht sich breit und transportiert lang anhaltend einen sehr stimmigen Wein über den Gaumen. Der Brunello zeigt sich von seiner besten Seite und verzückt einen mit einer attraktiven, ausgewogenen Intensität. Säure, Tannine, Frucht und Mineralität sind bestens aufeinander abgestimmt und präsentieren sich im Stil eines perfekt eingespielten Orchesters.

Je mehr Luft der Brunello bekommt, umso fruchtiger, runder und süffiger wird er. Er ist offen und gibt die vielfältigen dunklen Beerenaromen frei welche fein eingebunden sind zwischen attraktiven, aber niemals zu rustikalen Gerbstoffen. Ein sehr klar strukturiertes Gerüst hält alles mit ‘starker Hand’ zusammen und sorgt für einen pefekt ausbalancierten Wein. Wenn man aufgrund seines opulenten Duftes einen ebenso vollen und kräftigen Wein erwartet hat, wird man eines Besseren belehrt. Der Wein präsentiert sich nicht ganz so ‘füllig’ am Gaumen. Vielmehr verfeinert sich die Textur und wirkt insgesamt ‘dünner’, sogar ein wenig kühl und frisch. Sehr angenehm und in der Tat beeindruckend.

Mondän, unterkühlt und geheimnisvoll

Ein relativ langes Finale macht den Wein zu einem fantastischen Tropfen, der es versteht noch zu überraschen. Im Vergleich zu anderen, dem Mainstream völlig angepassten Brunellos, zeigt sich dieser hier mit einer mondänen Frische, einer gewissen Kühle die ihn ein wenig geheimnisvoll macht. Dieser Brunello weckt eher die Assoziationen an eine ‘kühle, unnahbare Blodine’ als an eine ‘feurige Rothaarige’. Wo andere elegant sind, ist dieser edel, wo andere nonchalant auftreten, präsentiert sich dieser mondän. Wo andere ihr Feuer versprühen, verzaubert dieser Brunello mit einer fruchtig-kühlen Frische.

Freunde ‘klassischer’ Brunellos werden mit diesem Wein ihre helle Freude haben. Es macht grossen Spass diesen edlen Tropfen am Gaumen zu spüren und zu erleben, wie die ‘gefühlten’ 2ºC weniger im Mund ein äusserst angenehmes Trinkerlebnis bescheren. Der Wein ist nicht so ‘warm’ wie man es erwarten würde und gerade das macht ihn so erfrischend anders. Ein Brunello der es versteht sich Freunde zu machen und einen auf freundlichste Art dazu animiert, seine Sicht der Dinge wieder einmal zu überdenken. Ein echtes Erlebnis, Schluck für Schluck. Um schlanke 45 Euro kein Wein für jeden Tag, aber jeden Tag ein Glas davon und die Welt sieht sehr viel freundlicher aus.

Tipp: 16-18ºC sind die ideale Trinktemperatur. Unbedingt eine Stunde in der Karaffe atmen lassen und sich dann einfach dem Wein hingeben.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: PININO Brunello di Montalcino 2004
Winzer: Gamon & Hernández, Pinino
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: 2010-2016
Anbau: Traditionell
Ausbau: 30 Monate in Eichenfässern
Besonderes: Manuell gelesen
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von den Familien Gamon & Hernández vom Weingut PININO aus Montalcino zur Verfügung gestellt.

Stichwörter: , , , ,

Kategorie: Pinino (I), Verkostet