Pinot Noir ‘Langenlois’ 2011

| 26. August 2013 Alles lesen

Den (viel zu schnell gekommenen) Abschluss unserer Verkostungsreihe von Fred Loimers Weinen und jenen vom Weingut Schellmann in Gumpoldskirchen, macht ein Pinot Noir Langenlois’ 2011, ein ‘Frischling’ sozusagen, wurde dieser nämlich erst im Mai 2013 abgefüllt. Der Wein stammt von den am Kamp liegenden Lagen Kittmannsberg (30%) und Hasel (70%). Handgelesen, in offenen Gärtanks und Holzgärständern vergoren und nach ca. 14 Tagen abgepresst. In kleine (500 und 300 Liter) Fässer gezogen und 6 Monate auf der Hefe belassen. Danach in große Holzfässer (1250 Liter) verfrachtet und nach weiteren 4 Monaten, wie bereits erwähnt, im Mai 2013 abgefüllt. Das sind die wichtigsten Eckdaten zu diesem Wein, der heute als (leider schon) letzter von Fred Loimers lieb gewonnen Tropfen aufgemacht wird. Wir werden ihn entsprechend ‘zelebrieren’.

Pinot Noir Langenlois 2011 Wie alle Etiketten die Fred Loimers Flaschen zieren ist auch dieses auf das Wesentliche reduziert. Kein Strich, keine Info, kein unnützes Detail zuviel, alles einfach schlicht und elegant gehalten. Am hellen Stück Papier in der Mitte LOIMER in klassischer Typo sowie das polynesische Fruchtbarkeitssymbol in gold als I-Punkt drüber. Mehr braucht man nicht um ein einprägsames Logo zu kreieren. Am unteren Rand Pinot Noir, Langenlois und der Jahrgang. That´s it, mehr ist nicht nötig. Reduktion ist Programm.

Am hinteren Etikett sind jene Informationen angeführt die nötig sind. Auch hier kein unnötiger Ballast der störend wirken könnte. Einzig der Hinweis darauf, dass auch diese Trauben aus der Umstellung auf biologische Landwirtschaft stammen. Und schlanke 13 vol.% im Gebinde die (mir persönlich) immer sehr sympathisch sind. Zum Entfalten darf der Pinot Noir ‘Langenlois’ für eine Stunde in die Karaffe um sich an das Wiener Klima anzupassen.

Verhalten, leise und leicht blumig

Wie ein dunkler Rubin leuchter der Wein aus dem Glas heraus, ist einerseits dicht in der Farbe und doch relativ transparent, lässt ganz tief blicken. Es duftet sehr verhalten nach roten Früchten, nach etwas Kirsche und auch ein wenig nach Weichseln. Eine ganz leise blumige Note schleicht sich hinzu, bringt florale Aromen mit ins Spiel und eine fast nicht wahrnehmbare grüne Kräutrigkeit dümpelt im Hintergrund herum. Es ist kein lautes Bukett, vielmehr muss man die Nase schon ganz tief ins Glas stecken um die zarten Düfte zu erfassen. Auf jeden Fall wird nach einer weiteren Stunde ‘nachgerochen’ wie sich der Wein im Duft verändert hat. Nach einer Stunde offen ist es jedenfalls ein sehr sehr leises Aromenspiel.

Übermütig, frisch & voller Leben

Kaum auf der Zunge präsentiert sich der Pinot Noir Langenlois konträr zu dem was man gerochen hat. Frisch fühlt es an, fruchtig, mit straffer Säure unterfüttert tummeln sich Waldbeeren in Verbindung mit einer frechen Kräuternote im Mund und sorgen für Leben auf der Zunge. So wenig in der Nase vorhanden war, so viel spürt man den Wein im Mund, spürt seinen jugendlichen Übermut mit dem er sich auf der Zunge und am Gaumen zu behaupten versucht. Alles ist prickelnd vor Frische und Lebendigkeit, der Wein lebt richtig auf der Zunge, pulsiert auf ihr, versetzt ihr kleine Stiche mit seiner fruchtigen Säure und verschwindet in einem total fruchtigen Abgang. Es fühlt sich schlank im Mund an, über die Zungenränder fliesst der Langenlois kräutrig-fruchtig ab, den Gaumen benetzt er mit ganz viel Frucht und etwas Würze. Mit seiner feinen Textur wird er niemals ‘viel’ im Mund, vielmehr fordert er einen mit seiner jugendlichen Lebendigkeit auf einen grösseren Schluck zu nehmen. Unbekümmert, leicht und easy going ist dieses Weinerlebnis und macht richtig grossen Spass.

Wächst im Viertelstundentakt

Mit der Zeit wird der Langenlois ‘fülliger’, es fühlt sich dichter an im Mund, die frische Säure fühlt sich saftiger an und insgesamt wirkt alles noch fruchtiger als vor einer Stunde. Am Gaumen zieht eine wahre Waldbeerenwolke vorbei, unterlegt mit feinen braunen Gewürzen, ein wenig Kräutrigkeit und zarten Blütenaromen. Wilde Erdbeeren schmeckt man, frische Säure spürt man und der Abgang wie auch der Nachhall ist für diesen Frischling erstaunlich ausgeprägt und lang. Aktuell ist es sicher seine Jugend und die damit verbundene Unbekümmertheit die den Langenlois so charmant und liebenswert macht. Ungemein trinkig, extrem süffig und lebensfroh, so zeigt er sich und geht wie von alleine weg. Im Grunde viel zu schade ihn jetzt schon zu ‘vernichten in Anbetracht dessen was diesem Wein noch bevor steht. Obwohl, es macht riesengrossen Spass ihn jetzt schon zu erleben. Nach zwei Stunden an der Luft nimmt er Fahrt auf, wird vielschichtiger, zeigt Körper und Textur und schickt sich an einen Tick Holz erahnen zu lassen. So fein, dass man sich fast ein wenig mehr wünscht obwohl das weder gut noch nötig wäre.

Der Langenlois hat eindeutig zugelegt, die Säure hat sich tiefer in die generell fruchtige Aromatik eingegraben und alles wirkt jetzt noch harmonischer, konsolidierter und irgendwie auch ‘erwachsener’. Die lustige Note ist seriöser Erscheinung gewichen, der Langenlois zeigt jetzt Struktur und sogar feinste Gerbstoffe, die man allerdings (wie die Trauben) genauso mit der Hand lesen muss um ihrer habhaft zu werden. So wie sich der Tropfen der nunmehr 180 Minuten an der Luft ist zeigt, sollte man ihn unbedingt zwei Stunden vor Genuss in die Karaffe füllen um ‘vom Start weg’ in den vollen Genuss zu kommen. Dann hat man richtig tollen Wein im Glas der sogar zarte Kakao- und Schokotöne mit sich rumschleppt und wirklich grossen Spass macht. Pinot Noir zum unbekümmerten Genuss, jetzt schon und in Zukunft noch viel mehr. Daumen hoch!

Tipp: 2 Stunden Belüftung tun ihm gut. Bei 14-16º am besten zu geniessen. Zu Braten, Käse, Wild und anderen Fleischgerichten vorzüglich geeignet. Als Solist ein lustiger und unkomplizierter Zeitgenosse.

loimer-logo Verkostet wurde ein Pinot Noir ‘Langenlois’ 2011 vom Weingut Loimer aus dem Kamptal, Niederösterreich. Der Wein wurde uns von Fred Loimer zur Verfügung gestellt.

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