Podere Còncori Pinot Noir 2011

| 23. Mai 2014 Alles lesen

Der dritte und gleichzeitig letzte Wein den wir im Zuge dieser Runde von Podere Còncoris Weinen verkosten, ist ein Pinot Noir. Auch nicht gerade ein ‘typischer’ Wein aus der Toskana und deshalb umso interessanter zu erkunden, wie sich dieser Tropfen schlägt. Der Pinot Noir 2011 stammt von den Weingärten Noceto und Concori. Auch dort dominieren Sandsteinböden und sorgen für reichlich Mineralik in den Weinen. Spontanvergoren und 10 Monate in kleinen Fässern gereift ist der Pinot Noir. Gerade einmal 1600 Flaschen wurden davon abgefüllt. Die eine die wir am Tisch der Wahrheit stehen haben wird jetzt entkorkt und einer eingehenden Verkostung unterzogen.

Podere Còncori Pinot Noir Wie schon auf dem blassgrünen Etikett des Biancos, nehmen auch auf dieser in reinem weiss gehaltenen Flaschenbeklebung feine Linien das obere Drittel ein. Nach unten hin werden sie ein wenig dicker und symbolisieren (so wird vermutet) die einzelnen Bodenschichten der Weingärten. Podere Còncori steht in schwarzer Typo drunter und unterhalb in rot Pinot Noir in ansprechender Schrift. Ein an sich sehr einfaches und doch äusserst elegant wirkendes Etikett das auf der Flasche klebt. Schlicht und schön einfach.

Am weissen Rückenetikett steht dann wieder alles oben was unbedingt erwähnt sein muss, sowie der Hinweis, dass der Wein ungeschönt und unflitriert abgefüllt ist und aus biologischem Anbau stammt. Bevor der Pinot Noir aus der nördlichen Toskana in die Gläser kommt, wird er umgefüllt und für eine halbe Stunde sich selbst in der Karaffe zum Akklimatisieren überlassen.

Mentadent im Kirschmantel

Helles kirschrot dreht seine Runden im Glas. Ziemlich transparent ist das was daraus funkelt. Relativ verhalten ist der Duft. Zwar typisch ‘spätburgundisch’ was die roten Beerenaromen betrifft, jedoch wesentlich kühler und würziger. Erdiger ebenso. Etwas grüne Kräuter stehen daneben, nur ein Tick davon, was ungemein frisch wirkt. Es riecht fein und würzig, rotbraun, mit einem Schuss grün. Etwas Veilchen, etwas Minze, sehr erfrischend. Mentadent im Kirschmantel, irgendwie. Insgesamt ein äusserst erdiger, würziger und markanter Duft, der trotz seiner Intensität alles andere als laut ist. Gekonntes Zusammenspiel von Frucht- und Mineralikaromen.

Sauerkirsche ultraschlank

Okay, ich habe alles, nur nicht das erwartet. Erstens kommen keine Erdbeeren und keine Himbeeren auf die Zunge, vielmehr steht helle, leicht säuerlich wirkende Kirsche drauf. Schlank wie ein Magermodel, filigran, transparent und glasklar. Waldbeeren schmeckt man in Kombination mit einer Wagenladung Erde. Als würde man sie direkt vom Boden konsumieren. Verwirrung im Mund. Pinot Noir ultraschlank. Reduziert auf das totale Minimum. Erdig-würzig im Mundgefühl, am Gaumen fast nicht spürbar, erst ganz am Schluss ein wenig rot und Sauerkirsche. Als würde man die Luft in einem Steinbruch atmen und den Staub mit Wasser runter spülen. In diesem Fall mit rotem Geschmack. Eigenwillig, ungewohnt, überraschend.

Entschlackt bis auf das Grundgerüst

Nach einer Stunde wird das zweite Glas verkostet um zu sehen wie sich der Tropfen an der Luft verändert hat. Was geblieben ist, ist diese unfassbar frische, agile Säure die dem Pinot Noir so viel pulsierendes Leben einhaucht. Es ist etwas kompakter geworden, wenngleich das Wort kompakt diesen Wein betreffend mehr als gut gemeint ist. Vielmehr fühlt sich der Tropfen an wie feines Laub das durch die Luft fliegt. Rötlichbraun und erdig. Und wenn man es anfasst zerbröselt es. Auf der Zunge schmeckt man saure Kirsche und sonst ganz viel Wald und Boden. Am Gaumen hält sich der Wein nicht lange auf, zieht wie ein Geist darüber und hinterlässt danach ein durchaus von staubiger Mineralik dominiertes Mundgefühl. Mit einem Schuss rot im Geschmack. Der ‘klassische’ Spätburgundertrinker wird diesen hier verteufeln, weil er a) komplett untypisch, b) völlig ungewohnt und c) vollkommen von jeglichem Ballast ‘entschlackt’ ist. Wenn weniger mehr ist, dann ist das hier ganz viel.

Pinot Noir 2011 Podere Còncori Und weil zu einem Spätburgunder Pilz & Speck gehören, gibt´s am Nachmittag eine ebensolche Pfanne zu diesem Pinot Noir aus der nördlichen Toskana. Um festzustellen, dass der Tropfen vorzüglich dazu passt. Fast ist er aufgrund seiner frischen Säure nach wie vor überdominant, begleitet aber die erdigen Aromen der Pilzpfanne durchaus harmonisch. Er wirkt mit Essbegleitung roter im Geschmack, was Fruchtaromen angeht ist und bleibt er mehr als zurückhaltend.

Dieser Pinot Noir definiert sich über seine lebendige Säure in Verbindung mit der mineralischen Würze. Vom Gefühl her hat man eher den Eindruck einen Wein mit 10 und nicht mit 13 vol.% im Mund zu spüren. Viel Säure, viel Würze, wenig Körper, wenig Druck; der Spätburgunder von Podere Còncori ist ein Wein für Freunde totaler Entschlackung. Als hätten sich sämtliche Kalorien in Luft aufgelöst. Leicht, frisch, kühl und schwerelos. Pinot Noir mal gänzlich anders.

Tipp: 60 Minuten Luft tun ihm gut. 16 – max. 18º sind fein. Schreit nach deftigen Pfannen mit erdigen Aromen (Pilze, Speck, etc.). Als Solist eher weniger geeignet, geht erst mit feststofflicher Begleitung richtig auf.

Podere Còncori Pinot Noir 80x80 Verkostet wurde ein Podere Còncori Pinot Noir 2011 vom Weingut Podere Còncori aus Gallicano in der Toskana, Italien. Gabriele da Prato bewirtschaftet sein Weingut nach den Regeln des Demeter-Bunds und ist zertifiziert. Bezugsquelle: Bio Wein Online Ramsau/Steiermark, Österreich.

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