Pre-Phylloxera 2016

| 15. Mai 2019 Alles lesen

Pre-Phylloxera 2016 Wenn es um die grossen Weine der Lange aus dem Piemont geht, kommt man unweigerlich mit jenen von Elvio Cogno in Berührung. Ungefähr 15 ha stehen in Novello im Eigenbesitz des Landwirtschaftsbetriebes. Cascina Nuova, Bricco Pernice, Ravera und Vigna Elena sind die bedeutendsten Weinberge von Elvio Cogno. Von einem mit sandig-kalkigem Boden durchzogenen Weinberg im Vorort Berri bei La Morra, kommt der Wein, der heute hier am Tisch der Wahrheit steht; der Barbera Pre-Phylloxera 2016. Auf einer Seehöhe von 520 Metern stehen die Rebstöcke, die noch vor der Reblauskatastrophe geplanzt wurden und somit über 100 Jahre alt sind. Deshalb auch der Name Pre-Phylloxera (Reblaus). Auf 0,25 ha werden gerade einmal 2.000 Flaschen dieses Barberas produziert, der nach dem Stahltank für zwölf Monate in grosse slawonische Eichenfässer wandert und nach der Füllung weitere sechs Monate in der Flasche reift. Für eine Stunde kommt der Tropfen jetzt in die Karaffe, dann wird angetrunken.

Saftig, beerig, herbstlich

Wie ein dunkler Rubin dreht der Pre-Phylloxera seine Runden im grossen Burgunderkelch. Schwarze Kirscharomen ziehen vornehm die Nasenflügel hoch, Waldbeeren gesellen sich dazu, etwas Erde, Laub und braune Gewürze untermalen diesen durchaus herbstlichen Duft. Es fühlt sich saftig an im Riechorgan, konzentriert und intensiv. Über all der dunklen Frucht schwebt eine feine Note Unterholz. Man ahnt, dass man hier was richtig Grosses im Glas hat und freut sich auf den ersten Schluck.

Einfach grossartig!

Was für ein Auftritt! Kirschen satt, reife Himbeeren und Gewürze. Alles eingehüllt in ein Tanninkleid, das richtig knusprig ist. Es rieselt förmlich ab vom Gaumen, man spürt jedes Korn und liebt es wenn es sich langsam an der Zunge abschleift. Grossartig! Sauerkirschen übernehmen das Kommando, man staunt über die unsagbar frische Ader und den mehr als flotten Säurepuls des Pre-Phylloxera. Hätte man sich von über 100 Jahre alten Rebstöcken ein mächtiges Extraktgewitter erwartet, so steht hier ein Wein im Mund, der aussergewöhnlich frisch und schlank und elegant ist. Und das mit 14,5 Umdrehungen. Unglaublich!

Ganz grosses Barbera-Kino

Mit der Zeit graben sich vereinzelt Brombeeren an die Oberfläche durch, leichte Zwetschkentöne blitzen auf, das Gerbstoffkleid wird feiner und der Geschmack schlicht grandios. Langsam wird der Pre-Phylloxera konzentrierter, dichter und auch fruchtiger. Was bleibt ist eine Rassigkeit die schwer verblüfft. Man mag es gar nicht glauben, dass man hier Barbera im Mund hat, so schlank, so frisch, so belebend und erfrischend fühlt sich dieser Tropfen an. Auf der Zunge rassig, flott und kühl, am Gaumen herrlich angenehm, fein würzig und im Abgang sogar auch noch ganz leicht salzig. Was für ein Spass, was für ein Weinvergnügen.

Ohne jeden Zweifel, das hier ist richtig grosses Barbera-Kino. Binnen kürzester Zeit geht der Pre-Phylloxera auf, zeigt seine Frucht von ihrer schönsten Seite, verwandelt seine anfangs knusprig wirkenden Tannine in ein elegantes Seidentuch. Er kühlt den Gaumen, er lullt die Zunge ein mit seiner reifen Kirschfrucht und neckt mit seiner salzigen Ader. Das Finale ist so frisch wie fruchtig, so intensiv wie lang. Man spürt den Tropfen noch Minuten später wirken. Ich glaube man darf diesen Wein durchaus als Ausnahmewein bezeichnen. Viel mehr Barbera geht nicht, frischer und flotter schon gar nicht. Das ist Stoff der beeindruckt, der sich einbrennt in der Geschmacksbibliothek und von dem man immer wieder etwas haben will. Für mich der beste Barbera seit Jahren. Ganz grosses Kino!

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe tut ihm gut. Mit frischen 16º geniessen. Am besten zu rotem Fleisch und Wild, zu reifen Käsesorten oder Pasta mit Fleischsaucen. Ohne alles ein wunderbar frischer Spassgeselle.

Verkostet wurde ein Barbera Pre-Phylloxera 2016 von Elvio Cogno aus Novello/Langhe, Piemont, Italien. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

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Kategorie: Kracher (A), Verkostet