Profund 2013 Traminer
Im Dezember vorigen Jahres habe ich an dieser Stelle einen ‘Nachruf’ auf einen Wein von Herbert Zillinger verfasst. Auf den Profund 2012. Der ist nämlich alle, aus, finito und nicht mehr offiziell erhältlich. Heute steht der Profund 2013 am Tisch der Wahrheit. Und den gibt es auch nicht. Noch nicht. Der kommt erst im März in den Verkauf. Gott sei Dank! Aus der berühmten Edition Z kommt der Profund, dessen Jahrgang 2012 mich bereits ohne Umweg in den siebenten Traminerhimmel befördert hat. Und da die Erinnerung an den 2012er unauslöschlich ist bin ich gespannt, wie sich der 2013er von diesem unterscheiden wird. Dass er es tut das weiss ich, weil ich eine Fassprobe bereits auf der VieVinum im Sommer vorigen Jahres kurz gekostet habe. Da war er allerdings noch komplett grün hinter den Ohren und heute hat er hier und jetzt seine Österreich-Premiere.
Da ist es wieder, dieses elegante, verspielte, eindrucksvolle Etikett mit seinen gefühlten hundertachtundzwanzig schwarzen Zs. Gezackt wie alle aus der Edition Z, in der Mitte in gewohnter Weise PROFUND in kupfer und oben und unten ein überdimensionales Z. TRAMINER steht am unteren Rand, ebenso in kupfer und Weingut Herbert Zillinger. Alles auf blütenweissem Untergrund, was der Weinbeklebung ihre Eleganz verleiht. Ein Rückenetikett gibt es für diesen Wein noch nicht, weil er als ich ihn bekommen habe gerade abgefüllt wurde und noch weit entfernt vom Eintritt in den ‘Verkaufsalltag’ war. Hinten klebt nur ein kleiner Kleber mit JG 2013 – ab März 15 (siehe Bild unten) drauf. Und weil der Profund schon als 2012er jede Menge Luft benötigt hat um aufzugehen, kommt auch der 2013 für zwei Stunden in die grosse Karaffe. Danach wird er über den ganzen Tag verteilt verkostet weil er sich von Stunde zu Stunde weiter entwickeln und entfalten wird. Der Profund ist nämlich Traminer-Abenteuer pur und auf dieses freue ich mich jetzt schon.
Orangen, Zimt & Dörrobst
Goldgelb zieht der Profund seine Kreise im grossen Becher. Zarter grünlicher Schimmer begleitet dezent das Farbenspiel. In der Nase dann Traminerduft der einem die Nasenhaare stramm stehen lässt. Saftig, muskatig und ein ganzer Korb voll Rosenblätter steht im Glas, duftet betörend und würzig aus diesem raus. Wie schon beim 2012er verwandelt sich der Duft durch mehrmaliges Schwenken hin zu weissen Staub- und Steinaromen. Frisch geschälte Orangen, etwas Dörrobst (Marille) und auch ein kleines Stück Zimtrinde komplettieren das Bukett das insgesamt ein wenig feiner und weitmaschiger als jenes des 2012er ist. Würze und Rauch stehen auch hier im Glas, doch sind sie feiner gebürstet und fühlen sich leichter, letztlich auch weisser in der Nase an, was auf noch mehr Mineralik schliessen lässt.
Wein gewordene Sünde
Phä-no-me-nal. Nein, das ist kein Süsswein, das ist purer, konzentrierter Saft der aus dicken fetten Orangenschalen tropft, der unterlegt ist mit einer Muskatwürze die pure Sünde ist. Was da auf der Zunge steht ist einfach die totale Wolllust. Erotischer kann ein Auftakt nach zwei Stunden in der Karaffe nicht sein. Saftiges Obst, Rosenblätter, eine Muskatnuss die geschliffen wie ein Diamant wirkt und eine sündige Fülle mit der man einfach spielen muss im Mund. Hoch reif und erst nach Minuten, wenn man sich an dieses Naturschauspiel gewöhnt hat, spürt man den Profund dann auch am Gaumen seine Arbeit verrichten. Dort ist er zwar auch würzig, fühlt sich aber leichter und auch feiner an als sein Vorgänger. Mehr Kalk, mehr Staub, mehr weiss. Obwohl die Zunge nach wie orange und gelb schreit. Im Abgang viskos, rauchig, würzig-orangig und dermassen saftig, dass es fast schon weh tut. Profund 2013 – Wein gewordene Sünde, die gerade damit begonnen hat ihr Spiel das schlicht ‘Verführung’ heisst zu spielen.
Triefender Traminertraum
Nach vier Stunden (die Warterei ist unerträglich) klart der Profund 2013 wie erwartet auf. Er wird würziger, mineralischer und weisser. Soweit das aufgrund der orangen Aromen überhaupt möglich ist. Auf der Zunge ist er leichter geworden, fühlt sich feiner an und hat etwas von seiner sündigen Fülle abgelegt. Es schmeckt auch feiner, hat aber nichts vom Saft verloren der nach wie vor sehr konzentriert aus seinem cremigen Körper tropft. Man beginnt zu ahnen wo die Reise hin geht und man merkt, wie sich der Wein seiner opulenten Hülle entledigt. Am Gaumen mineralischer, die Muskatnuss abgespeckt, die Rosenblätter dreimal durch den Wind gezogen und schon fühlt sich alles wie eine frische Brise an im Mund. Ebenso ist er leichter geworden, feiner, weisser und auch trockener. Jetzt kommt wieder diese bereits bekannte Staubigkeit zum Vorschein und verleiht dem Profund seine edle herbe Note. Saft und Herbheit geht nicht? Von wegen. Wenn sich orange in weiss transformiert ohne seine Farbe zu verlieren, dann ist der Profund der beste Beweis dafür, dass dieses Kunststück sehr wohl möglich ist. Und jetzt heisst es wieder warten. Weil der Tropfen dann am Abend völlig anders sein wird.
Zehn Stunden steht der Profund nun in der Karaffe. Im Duft ist er leiser geworden, weisser, erdiger und mineralischer. Feiner Nebel von Muskatnuss, weniger Orangen. Im Mund nach wie vor extrem saftig, läuft und läuft und hört nicht auf würzig-orangig über die Zungenränder abzufliessen. Extrakt bis in die letzte Ritze. Was sich verändert hat? Er ist feiner geworden. Der Saft wirkt jetzt fast kristallin obwohl noch immer genug Speck an seinen Rippen haftet. Es fühlt sich wie aufgehellt an. Und doch steht soviel sündig weicher Saft im Mund, dass man den Tropfen endlos lange kauen, ihn gar nicht schlucken will. Sogar die Säure traut sich mehr hervor, sie hat sich quasi durchgegraben und sorgt jetzt für freches Kitzeln auf der Zunge. Am Gaumen zieht der Wein geschmeidig entlang, lässt herbsüsse Orangenschalen schmecken und endet in einem Abgang der von Muskatnuss und Zitrusfrucht bestimmt wird. Zehn Stunden Luft haben den Profund 2013 etwas herber, staubiger und steiniger werden lassen. Die süsse Würze die der füllige Körper im Mund versprüht ist schlanker und feinmaschiger geworden. Insgesamt hat sich der Wein der anfangs jede Sünde war die Gott verboten hat, hin zu einem Trank entwickelt, der von absolutem Jugendverbot auf Nicht unter 18 Jahre abgestuft wurde. Jetzt darf man sich den Saft auch ohne Reue hinter die Binde kippen und muss nicht nach jedem Schluck aufs Neue in den Beichtstuhl. Der Profund 2013 ist im Vergleich zu jenem aus 2012 feiner ausgefallen, er ist klarer und einen Tick herber. Den Rest der Flasche gibt es morgen und ich weiss jetzt schon, dass dieser Stoff dann nur so sprühen wird vor lauter Mineralität.
Tipp: Drei Stunden in der Karaffe sollten Sie ihm gönnen. Macht laufend immer mehr auf. Unbedingt ein grosses Burgunderglas verwenden. Mit 10-12º geniessen. Asiaküche wird er lieben, ohne alles ist er die pure Sünde.
Verkostet wurde ein Traminer ‘Profund’ 2013 vom Weingut Herbert Zillinger in Ebenthal im Weinviertel, Niederösterreich.
Kategorie: Verkostet, Zillinger (A)