Raga 2009

| 29. Januar 2015 Alles lesen

Wer Weninger sagt muss auch Blaufränkisch sagen. Zumindest ist das der erste Gedanke der einem zu Franz Weninger aus Horitschon im Mittelburgenland einfällt. Doch zu den Blaufränkisch, die zu den besten ihrer Gattung gehören, komme ich in Kürze. Heute eröffnet ein Zweigelt die grosse Verkostungsreihe seiner Weine; der Raga 2009 von kalkhaltigen Lehm- und Tonböden der gleichnamigen Lage. Über 40 Jahre sind die Rebstöcke alt und nur 2500 Flaschen wurden von diesem Wein abgefüllt. Ich hatte bereits das Vergnügen diesen Zweigelt zu kosten und kann eines schon vorab verraten: Es ist einfach traumhaft was sich aus dieser Rebsorte alles raus holen lässt. Vorausgesetzt man kann es. Franz Weningers Raga 2009 ist ein Paradebeispiel dafür.

Raga So einfach das Etikett auf den ersten Blick gestaltet ist, so eindrucksvoll ist es. Auf dem grossen weissen Stück Papier sind acht kleine Kreise ausgestanzt und der neunte strahlt wie eine rote Sonne in das Auge des Betrachters. Die Bedeutung der neun Kreise und der “Sonne” gilt es noch heraus zu finden. Dass es gestanzt ist merkt man erst wenn man es anfasst, es scheint als wäre es bloss schwarz gedruckt was aber nichts als eine Täuschung ist. Unterhalb steht Raga und Zweigelt 2009 noch drauf und mehr gibt’s nicht zu sehen. Sehr schönes Etikett. Tolles Design, kreative Ausführung, eindruckvoll und elegant. Auf ein Rückenetikett wird verzichtet, was alles unbedingt noch drauf sein muss und weiter informieren soll steht jeweils am rechten bzw. linken Rand der Weinbeklebung. Der wichtigste Hinweis findet sich links aussen wo man erfährt, dass die Trauben handgelesen und der Wein spontan vergoren wurde. Ohne weiteres Herumgetue wird der Raga von seinem Kork befreit und ins frisch polierte Glas verfrachtet.

Feine Würze, warme Erde

Tiefdunkles kirschrot zieht seine Kreise im Glas. Ein kräftiger Film an der Wand deutet auf hohe Extraktwerte hin. Die Nasenflügel strömen Aromen von reifen Brombeeren, schwarzen Kirschen und auch von einer Handvoll Johannisbeeren hoch. Eine ganz feine warme Würze schwebt darüber und verleiht allem einen leicht erdigen Touch. Nach und nach wird der Duft feiner und fühlt sich ausgesprochen bodenbetont in der Nase an. Man riecht den Lehm dem er entstammt, man spürt die angenehme Wärme dieser Erde. Die Verbindung mit der fruchtig-würzigen Aromatik verleiht dem Raga eine elegante Note die so manchem Zweigelt abgeht. Schöner Duft.

Profil, Charakter & Extrakt

Frisch in der Säure und agil, sowie dicht und mit feinen Gerbstoffen kommt der Raga auf die Zunge. Das ist kein weichgespülter, seelenloser Zweigelt, da ist richtig Charakter dahinter. Dunkle reife Beeren schmeckt man in der Mitte der Zunge, an den Rändern sorgt die tolle Säure für Leben und am Gaumen spürt man wie sich Erde aus dem äusserst extraktreichen Tropfen löst und auf ihm anlegt. Wunderbar würzig ohne zu übertreiben, tief und dunkelfruchtig steht der Wein im Mund. Füllig wirkt es und ist doch alles andere als breit. Es fühlt sich klar gezeichnet an, geradlinig und kühl. Auf der Zunge legen sich die ultrafeinen Gerbstoffe ab und im Abgang bleibt ein leicht rauchiges Gefühl zurück. Kein dünnes Wässerchen das sich hier wichtig macht, sondern charaktervoller und vor allem extraktreicher Zweigelt mit Profil und Anspruch.

Ein König unter seinesgleichen

Nachdem ich den Raga bereits kenne und weiss wie er nach einem Tag offen schmeckt, ist es jetzt umso interessanter ihn in seiner stündlichen Entwicklung zu beobachten. Immer mehr nimmt er an der Luft Fahrt auf, wird immer saftiger im Mund und verbindet die erdige Aromatik immer mehr mit dem Saft der aus ihm trieft. Er wird beeriger auf der Zunge, die Gerbstoffe beginnen leise zu rieseln und ergeben so ein Mundgefühl das einen glücklich macht. Es kommen die Brombeeren und auch die schwarzen Johannisbeeren kräftiger zum Vorschein, es wird noch erdiger und man spürt die Wärme des Lehms. Dabei ist alles äusserst dicht im Mund ohne jedoch schwer zu sein. Der Raga geht mächtig auf und nach zwei Stunden an der Luft bekommt man eine Ahnung was da noch alles auf einen zukommt. Auf der Zunge steht er konzentriert, wirkt gleichzeitig sehr fein und klar und geht kerzengerade durch die Mitte ab. Über den Gaumen zieht er mit einem ultrafeinen Gerbstoffkleid, um sich in einem rauchig-würzigen Finish aufzulösen.

Nach sechs Stunden an der Luft möchte man am liebsten ganz tief in diesen Wein eintauchen. Ultrasaftig, dabei mit reichlich feinem Tannin unterfüttert welches sich seidig kühl anfühlt. Dicht, tief, komplex und erdig spült der Raga den Mundraum durch und haftet sich am Gaumen fest. Die frische Säureader blitzt frech zwischen den würzigen Aromen hervor, lässt ihn keck erscheinen und sorgt für eine gewisse Leichtfüssigkeit. Sauerkirsche kommt immer mehr ins Spiel und das Gefühl im Mund lässt sich am ehesten mit kernig-lebendig bezeichnen. Unheimlich lange hallt der Tropfen nach, hinterlässt dabei einen sehr feinen rauchigen Eindruck und gibt noch lange saftige Beerenfruchtaromen frei. Man schmeckt dem Raga ewig hinterher und spürt ebenso lange sein ultrafeines Gerbstoffkleid nachwirken. Der Raga ist ein Zweigelt der alles andere als nur banaler Alltagswein ist. Vielmehr ist er charaktervoll und ohne jeden Zweifel ein König unter seinesgleichen. 16 Euro sind ein mehr als angemessener Betrag für eine Qualität wie diese und in Anbetracht der Tatsache, dass es gerade einmal 2500 Flaschen von diesem Wein gibt. In drei, vier oder noch mehr Jahren mit Sicherheit ein Überflieger, weil er dann noch mehr im Saft stehen wird. Der Rest des Tropfens ist dann morgen an der Reihe und ich weiss bereits was mich erwartet.

Tipp: Eine bis zwei Stunden Luft empfehle ich. Mit 16-18º trinken. Am besten zu Lamm und Schweinfleisch. Geht auch gut zu hartem Käse oder Blauschimmelkäse. Ohne Essensbegeleitung am besten am zweiten Tag eintauchen. Da steht er voll im Saft.

Verkostet wurde ein Raga 2009 Zweigelt vom Weingut Weninger in Horitschon, Burgenland, Österreich.

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