Riesling Eisenhut 2014

| 25. Dezember 2015 Alles lesen

Einen hab´ich noch. Vom Bioweingut Diwald. Einen Riesling von der Lage Eisenhut, einem Südhang mit Lössböden, und, so sagt Martin Diwald, “…wenn man lange genug gräbt findet man Eisensteine.” Von daher stammt auch der Name der Lage. Seit 1980 betreibt man Bioweinbau, seit 2010 führen Martin und Ulli Diwald das Bioweingut in Großriedenthal in der Region Wagram. Nach dem Motto “Weniger ist mehr” verwendet Martin Diwald keine Reinzuchthefen, Hefenährstoffe, Enzyme und sonstige Wundermittel, vergärt spontan und lässt seine Weine so werden wie sie eben werden. Wie sich das beim Riesling Eisenhut 2014 bemerkbar macht, dem werde ich mich jetzt ausführlich widmen.

Riesling Eisenhut Dunkeldüster ist auch jenes Etikett des Riesling Eisenhut das auf der braunen Schlegelflasche klebt. Das obere Drittel mit einer schwer entschlüsselbaren Grafik in gold auf weissem Hintergrund bedruckt, am ehesten eine Traube erkennbar. Der grosse Mittelteil des Etiketts wieder in dunkelblau gehalten. Oben Riesling und unterhalb Eisenhut. Das untere Drittel wieder dunkel in der Farbe schwarzgrau und in grossen weissen Lettern DIWALD drin. Darunter wieder Biologischer Weinbau seit 1980. Fertig. Das Rückenetikett in weiss enthält alles was vorgeschrieben ist. Ganz oben WAGRAM ÖSTERREICH, damit man weiss woher der gute Tropfen kommt. Zusätzlich wieder der Hinweis, dass es sich a) um Biowein aus Österreich und b) um veganen Wein handelt. Von 13 Pferdestärken wird der Eisenhut angetrieben und bevor er sich so richtig in Bewegung setzen kann wird er für eine halbe Stunde an der Luft allein gelassen. Wird übrigens von Martin Diwald selbst empfohlen, dem Wein ein wenig Sauerstoff zu gönnen.

Duft auf leisen Pfoten

Kräftiges Goldgelb steht im Glas. Grüne Reflexe leuchten deutlich auf. Eher verhalten duftet es in der Nase. Weich fühlt es sich an, riecht nach Passionsfrucht, nach Melone und auch etwas Nektarine. Es wirkt ruhig, gefasst und zurückhaltend. Insgesamt mehr gelbduftig denn würzig. Erst nach und nach beginnt sich der Eisenhut zu öffnen, wird langsam frischer und klarer in der Nase. Sollte doch wohl eher eine Stunde in der Karaffe atmen bevor er angetrunken wird.

Rasante Säure im Flanellanzug

Kaum strömt der Eisenhut jedoch in den Mund, herrscht Hochbetrieb für die Sinne. Einerseits macht sich auf der Stelle eine sehr rasante Säurespur über die Zunge her, während an der Spitze der Saft einer frischen gelben Grapefruit abropft und für leicht debiles Grinsen sorgt. Und dann ist da ein Rest von Zucker, der dem Tropfen eine feine Süsse mitgibt. Ein Schuss Marzipan am Zungengrund, etwas Nekatrine und die Melone sorgen für Frucht, während sich am Gaumen ein weicher, warmer Film entwickelt. Es ist fruchtig und es ist … herb. Mit Süsse drunter. Das geht! Die Textur gleicht am ehesten leichtem Flanell, ist wohlig weich und zart stoffig. Und fangen Sie jetzt nicht an ihren Sonntagsanzug abzulecken. Die Säure die danach ins Spiel kommt werden Sie dabei nicht finden. Zart rauchiger Abgang, langer, frischer wie auch leicht erdiger Nachhall.

Wein für kreativ Begabte

Immer mehr geht der Eisenhut an der Luft auf, entwickelt eine angenehme Fülle, wird sogar leicht knusprig im Mund. Nach zwei Stunden zeigt er plötzlich ein paar Muskeln, hat Kraft gesammelt und auch sonst hat sich die Säure mit dem Zucker zu einem harmonischen Duo vereint. Mehr Süsse hinten raus, zärtlich bis vorsichtig jetzt ganz vorne. Auf der Zunge dichter geworden, am Gaumen feiner aber auch klarer definiert. Es schmeckt reif, nach gelber Birne, nach Papaya und nach Honigmelone. Eingefasst ist alles in einen jetzt doch relativ würzig gewordenen Mantel der dem Eisenhut eine gewisse Wärme verleiht. Auch im Abgang ist der Wein erheblich komplexer, man schmeckt wieder einen Schuss Marzipan und alles fühlt sich äusserst erdnah an.

Martin Diwald hat recht; lassen Sie den Eisenhut atmen. Je länger umso besser. Er wird schmelzig, er wird knusprig, er wird füllig und unheimlich sexy. Immer gelber wird die Aromatik, leicht untermalt von Braun. Erde drängelt sich nach vorne, die Frucht ist dicht und saftig ohne dick zu sein. Es wird sündig und, Vorsicht, es wird wirklich kraftvoll. Es steigt der Druck im Mund und alles wird so richtig erdig-herb. Als würde der Wein auftrocknen, ohne dabei an Saft zu verlieren. Ich freue mich schon auf das was da am Abend dann im Glas steht, denn eines ist sicher, da kommt noch gewaltig etwas nach. Ich werde ihn dann sogar im grossen Glas versuchen weil ich denke, dass der Eisenhut das locker wegsteckt. Der Tropfen ist für Dichter, Denker und sonstige der Kreavität verfallenen Gestalten. Und wer nicht kreativ ist trinkt ihn einfach ohne viel zu denken.

Tipp: 60 Minuten sollte er schon atmen. Mit 10-12º trinken. Zu gebratener Ente, Gans oder Brathendl. Auch zu diversen Braten perfekt geeignet. Als Alleinunterhalter einer mit dem ganz viel Spass haben kann.

Verkostet wurde ein Riesling Eisenhut 2014 vom Bioweingut Diwald aus Großriedenthal in der Region Wagram, Österreich.

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