Riesling Gaisriegl Alte Reben 2013

| 27. Dezember 2015 Alles lesen

Kürzlich hatte ich vom Weingut Schauer aus Kitzeck im Sausal in der Südsteiermark den Sauvignon Blanc von der Lage Gaisriegl zur Verkostung. Heute steht der Riesling Gaisriegl Alte Reben 2013 am Tisch der Wahrheit. Kitzeck gehört aufgrund seiner Lage auf 564 Metern Seehöhe zu den höchstgelegenen Weinbauorten Mitteleuropas. Der Gaisriegl, ein nach Süden und Südwesten ausgerichteter Hang mit bis zu 65 % Neigung, ist der wichtigste Weinberg der Schauers. Wie die Bezeichnung Alte Reben schon ankündigt, stammt das Lesegut aus der Selektion der ältesten Rebstöcke. Weine davon werden nur in den besten Jahren in die Flasche verfrachtet. 2013 war so eines und deshalb gibt es heute diesen “Steilhang-Riesling” zu verkosten.

Riesling Gaisriegl Alte Reben 2013 Bereits bekannt ist das Design der Schauer’schen Etiketten. So ist auch dieses hellbeige und in braun bedruckt. In der Mitte wieder gross Weingut SCHAUER, der Rest gewohnt zurückhaltend. Ganz oben KITZECK eingeprägt, welches den Rahmen mit den zarten Ornamenten unterbricht. Unten am Etikett Riesling und GAISRIEGL ALTE REBEN in braun, der Jahrgang 2013 in schwarz aufgedruckt. Fertig ist die feudale Weinbeklebung. Ein unaufgeregtes Design, elegant und einfach. Auch auf dieser Flasche informiert das Rückenetikett über die Lage auf 560 Metern Seehöhe und vor allem darüber, dass diese von rotem Schiefer dominiert wird. Auch der Hinweis, dass es sich um eine Selektion der ältesten Rebstöcke handelt darf nicht fehlen. Das ist insoferne wichtig, weil Weine dieser Steillage nur in besonderen Jahren gesondert abgefüllt werden. Schlanke 12 Volumensprozente kündigen ein leichtes Trinkvergnügen an auf das ich mich schon richtig freue. Man lasse es “rieseln”.

Limette trift auf Schiefer

Hell wie ausgebleichtes Stroh steht der Riesling Gaisriegl im Glas. Eine frisch aufgeschnittene Limette ist das erste was einem frisch und fröhlich in die Nase hüpft. Danach etwas grün, etwas Rauch und weisser Pfirsich. Überhaupt dominiert eine ausgeprägte Zitrusfrische sowie eine ebensolche Mineralik. Man kann den Schiefer förmlich flimmern spüren. Grüner Apfel kommt dazu, beträufelt von der Limette. Und über allem schwebt der markante Schieferduft, der so eindrucksvoll wie unverwechselbar ist. Am Ende steht eine feine Würze die allem noch den letzten Kick mit auf die Reise gibt.

Zitrusfrisches Feuerwerk

Was zuerst? Säure oder Grip? Oder doch Limette, oder gar reinster Steinstaub? Oder gar alles auf einmal? Ein wahres Feuerwerk brennt der Riesling Gaisriegl ab sowie er in den Mundraum eintritt. Auf der Zunge mineralisch mit festem Biss und ebensolchem Grip, am Gaumen frische Limette und nasser Rauch, an den Wangen arbeitet sich die Säure ab und sorgt für dezenten Speichelfluss. Erst dann schmeckt man den weissen Pfirsich, der vorher aber langsam durch den Limettensaft gezogen wurde. Überraschend die fast cremige Konsistenz die sich fein am Gaumen anschmiegt und für ein weiches Mundgefühl sorgt. Im Abgang wieder dieser unverwechselbare feuchte Rauch, eine leichte Würze und das Limetten-Pfirsich-Duo fröhlich vereint. Der Nachhall frisch, dezent rauchig und lang.

Riesling für Bergwerker

Wie schon der Sauvignon Blanc Gaisriegl nimmt auch der Riesling Gaisriegl enorm zu wenn er mit Luft in Berührung kommt. Dann entwickelt ein einen ungeheuren Grip auf der Zunge und auch am Gaumen. Ganz hinten steht dieser feuchte Rauch, während vorne ein weisses, durchaus herbes Gefühl vorherrscht. Man spürt den Wein regelrecht auftrocknen an den Lippen und wie er wie feinster Staub daran haften bleibt. Die Limette wurde in Rente geschickt, an ihrer Stelle tanzt jetzt der grüne Apfel als Solist. Und während man sich fragt wo das noch hinführt, leckt man sich permanent die Lippen weil man diese Griffigkeit so überhaupt nicht fassen kann. Fein wie Kaschmir zieht sich dieser stoffige Film über den Gaumen, bleibt dort ewig lange haften und endet dann in einem würzig-mineralischen Finale, das mit einem zarten Stich von Granny Smith ausklingt.

Nach drei Stunden an der Luft knallt einem der Riesling Gaisriegl so richtig die Mineralikkeule rein. Da raschelt es im Mund, da rieselt es, man glaubt man knackt Steine die bestenfalls mit frischem Apfelsaft besprüht wurden. Der Grip ähnelt dem von Indianapolis; Haftung auf die Spitze getrieben. Was bleibt ist eine dezente Pfirsichnote und ein letzter Rest Limette. Alles andere ist purer Schiefer. Ich lass’ den Kerl jetzt einfach bis morgen offen und zieh’ mir dann die Bergwerkskluft an. Den Spaten nehm ich vorsichtshalber auch noch mit weil ich mir sicher bin, dass ich dann auf harten Stein stossen werde. Ein eindrucksvoller Wein. Das ist Riesling abseits der Hauptstrasse, das ist Riesling für Bergwerker und jene die gern mit Steinen anstatt mit Murmeln spielen.

Tipp: 60 Minuten in die Karaffe damit und dann den Hammer auspacken. Um die 10º trinken. Zu Fisch, Gemüse und allem was gern auch ein wenig deftiger geraten ist. Als Solist ein Riesling der so manchen Artgenossen blass aussehen lässt. Grosser Genuss.

Verkostet wurde ein Riesling Gaisriegl Alte Reben 2013 vom Weingut Schauer aus Kitzeck im Sausal in der Südsteiermark, Österreich.

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