Riesling Grillenparz 2013 Erste Lage
Und wieder geht eine Verkostungsreihe zu Ende. Diesmal habe ich den letzten Wein vom Weingut Stadt Krems, einem der ältesten Weingüter Österreichs, am Tisch der Wahrheit stehen. Waren die ersten beiden Weine jeweils Grüne Veltliner, so ist dieser hier ein Riesling. Ein Riesling Grillenparz 2013 Erste Lage Kremstal DAC Reserve von gleichnamiger Lage, die aus kargem Gneis und einem circa 300.000 Jahre lang gepressten Konglomeratgestein mit hohem Kalkgehalt besteht. Im Edelstahltank wurde der Wein vergoren, auf der Feinhefe dümpelte er 8 Monate vor sich hin. Heute wird er als Abschluss dieser Runde aufgemacht und zur Verkostung freigegeben.
Bestens bekannt ist bereits das Design der Etiketten welche die Flaschen des Weinguts zieren. Nobel wirken sie und offiziellen Charakter versprühen sie. Turmhoch, in gedecktem weiss, ist es in der Mitte in gold betextet. Ein kurzer Exkurs in die Geschichte der Stadt Krems sowie der Hinweis auf die die ebenso mehrhundertjährige Geschichte des Weinbaus der Stadt gibt Auskunft über die imposante Vergangenheit dieses Weinguts. In der Mitte des Textes ein modifizierter goldener Doppeladler. Ganz oben Weingut Stadt Krems in schwarz und unterhalb des Textes 2013 Kremstal Reserve GRILLENPARZ 1ÖTW Riesling. Damit alles seine Ordnung hat. Am kleinen Rückenetikett in der Mitte das Siegel der Traditionsweingüter Österreichs, dessen Mitglied das Weingut Stadt Krems ist. Eine kurze Beschreibung über die beiden Lagen und fertig ist das Informationsangebot. 13,5 PS schlummern unter der Haube. Dreissig Minuten darf sich der Grillenparz warm laufen, dann geht es ab ins Glas mit ihm.
Saftig, rauchig & dunkelmineralisch
In kräftigem Gelb mit grünem Schimmer funkelt der Grillenparz im Glas. Zart rauchig untermalt duften Ananas und Pfirsich vor sich hin. Etwas Marille sorgt für orange im Riechorgan und eine saftige Quitte macht Druck in der Nase. Es fühlt sich kompakt und saftig an. Dunkel ist die Mineralik die im Glas steht, fühlt sich kräftig an und schindet Eindruck. Es ist kein leichter Duft, es ist ein voller Korb von heimischen und exotischen Früchten die sich unter einem rauchig-mineralischen Mäntelchen versteck haben. Insgesamt recht kraftvoll, satt und reif.
Nur Maldon macht Konkurrenz
Kaum im Mund, dreht der Grillenparz auch schon an der Salzschraube. Nix mehr ist´s mit Ananas, jetzt wird am HamsterSäurerad gedreht. Zitrusfrucht ist angesagt auf der Zunge, an den Rändern eben erwähntes Salz, und zwar nicht zu wenig. Man möchte den Wein fast rassig nennen. Erst dann kommt langsam der weisse Pfirsich hinterher getrabt, zarte Blütenaromen und ein Büschel frischer Wiese komplettieren das Aromenangebot. Am Gaumen erfrischend, leicht zitronig und ausgesprochen mineralisch, weniger dunkel als in der Nase, dafür ebenso fein rauchig. Und wieder mit pulsierender Säure untermalt. Auch im Abgang und im Nachhall dominiert elegante Salzigkeit mit welcher bestenfalls noch Maldon konkurrieren kann. Mineral brutal.
Salziger Purist
Fest steht, der Grillenparz braucht Luft. Dann wird er dezent stoffig im Mund, entwickelt eine weissblütige Herbheit auf der Zunge wie auch am Gaumen und gibt immer mehr von seiner eindrucksvollen Mineralik frei. Es fühlt sich nach einer Stunde und etwas Temperaturzunahme richtig griffig an den Lippen an, von Frucht fast nichts mehr schmeckbar, ganz weit hinten bestenfalls noch ein Stück Pfirsich. Nach wie vor sehr präsent das Salz, das die totale Kontrolle über die Haptik übernommen hat. Steinig schmeckt es, die Säure ist lebendig, die Frucht begleitet unauffällig und das Mundgefühl ist frisch und klar, am ehesten vergleichbar mit zart von Salz bestreuter gelber Grapefruit. Die hinten raus den unvergleichlich herben Touch hat. Erst ganz am Schluss tauchen wieder saftige Aromen von Mirabelle und auch Quitte auf und begleiten diesen Mineralikbomber in einen langen Abgang.
Insgesamt ist der Grillenparz ein äusserst eleganter Riesling. Einer der sich nicht einfach auf sympathischer Restsüsse ausruht, sondern sich mit Rasse und einer gewissen Nacktheit klar und extrem mineralisch präsentiert. Dabei schafft er es genau so viel von Frucht übrig und erkennbar zu lassen, dass er nicht völlig als totaler Purist im Steinkleid durchgeht. Denn davon hat er mehr als genug, was letztlich dem Gneis zu verdanken ist. Der Grillenparz ist knackig, er beisst und hat am Ende immer noch genug an Charme, dass man sich gerne etwas länger mit ihm unterhält. Lässt man ihn atmen und ihn “auftauen”, dann wäre er wahrscheinlich jener Riesling, den sich sogar Daniel Craig im Auftrag seiner Majestät hinter die Kiemen kippen würde. Ohne Olive selbstverständlich. Dafür mit einer Spalte frisch geschnittener Zitrone und beflockt mit Maldon Meersalz.
Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein. Mit 10-12º geniessen. Wiener Schnitzel, Grillhenderl oder gegrillter Zander freuen sich auf ihn. Als Solist ein knackig-frischer Partner der für eleganten Trinkspass sorgt.
Verkostet wurde ein Riesling Grillenparz 2013 Erste Lage Kremstal DAC Reserve vom Weingut Stadt Krems aus Krems, Österreich.
Kategorie: Stadt Krems (A), Verkostet
Fest steht, der Grillenparz braucht Luft ……
Da spricht alles dafür. Da ich den 2013er selbst erst vor ein paar Tagen im Glas hatte geh’ ich noch einen Schritt weiter und sage, “der Grillparz braucht noch 2 bis 3 Jahre”