Riesling ‘Hallgarten Hendelberg’ 2011

| 19. September 2014 Alles lesen

Im Frühling dieses Jahres stand bereits einmal ein Riesling von Peter Jakob Kühn hier am Tisch der Wahrheit. Heute kommt ein weiterer aus seinem grossen Sortiment zur Verkostung. Der Riesling Hallgarten Hendelberg 2011 stammt von den Parzellen des, Überraschung, Hendelberg, welche unter den Hallgartener Weinbergen eine Ausnahmeerscheinung darstellt. Bis auf über 300 Meter über dem Meer wächst dieser Riesling dort auf Devonschiefer heran. Der Hallgarten Hendlberg wurde im Stahltank ausgebaut und will vor allem eines sein; ein Wein zum fröhlichen Trinkgenuss. Dass auch diese Verkostung eines Kühn’schen Rieslings eine unterhaltsame wird steht für mich bereits im Vorfeld ohne jeden Zweifel fest.

PJK Hallgarten 2011 Auf der braunen Schlegelflasche klebt ‘noch’ das im alten Design gestaltete Etikett. Schräg von links oben nach rechts unten verlaufend findet man oben wieder das goldene Siegel des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) dessen Mitglied man ist. Auch die goldene Halsmanschette ziert der Adler des VDP und am Schraubverschluss sind die Insignien von Peter Jakob Kühn hochgeprägt. Unterhalb Rheingau. In der elegant geschwungenen Schrift Peter Jakob Kühn und unten drunter 2011 Hallgarten Hendelberg. Im rechten ‘Zipfel’ ist noch alles angeführt was angeführt sein muss. Am kleinen Rückenetikett erfährt der Weinfreund auch hier ein wenig über die Philosophie des Peter Jakob Kühn sowie darüber, dass der Wein aus Trauben aus ökologischem Landbau stammt. Aus Erfahrung mit den Rieslingen von Peter Jakob Kühn weiss ich, dass diese immer dankbar sind für eine gute Packung Frischluft und deshalb kommt auch der Hallgarten Hendelberg für eine Stunde in die Karaffe. Danach steht der eingehenden Verkostung nichts mehr im Weg.

Frische Mineralik im Riechorgan

Grünlichgelb ist die Farbe des Rieslings in welchem dieser aus dem Glas leuchtet. Frische Aromen von Stachelbeeren strömen in die Nase und überraschenderweise auch ein leichter Ton von Petrol, welcher sich aber durch mehrmaliges Schwenken des Glases immer mehr zurück zieht, um am Ende nur mehr als auftrocknender Film auf Steinen übrig zu bleiben. Reifes Obst tritt hervor, saftige Quitte steht in der Nase. Insgesamt ist der Duft aber von einer rassigen Mineralik dominiert die frisch und kühl wirkt. Ein Hauch von grün schwebt über allem und regt den Speichelfluss an.

Rassig, fein und füllig

Über die Lippen fliesst ein sehr weicher Wein, welcher sich aber sofort mit einer beeindruckenden Säure und Mineralik über die Zunge her macht. Augenblicklich beginnt der Speichel zu fliessen, spürt man wie einem das Wasser aus den Poren gezogen wird, um sich mit dem dichten Saft des Hallgarten Hendelberg zu vermengen. Ist das fruchtig? Ist das reif? Ist das pure Mineralik? Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Einerseits ungemein dicht und konzentriert, andererseits leicht und fein gewirkt. Klar und doch füllig, rund und doch tänzelnd wie eine Ballarina. Am Gaumen ist er rassig, lang und lebhaft. Im Nachhall erscheint den Bruchteil einer Sekunde wieder etwas Petrol, sonst bleibt nur dichter Saft und jede Menge Steingeröll übrig.

Was bleibt ist nackte Mineralik

Wie erwartet hat sich der Wein nach zwei Stunden an der Luft komplett verändert. Die Üppigkeit ist gewichen, er ist viel kristalliner geworden, gerader und klarer. Erst jetzt spürt man die feinmaschige Struktur des Hallgarten Hendelberg so richtig auf der Zunge und auch am Gaumen. Über die Zungenränder fliesst er mit lebendig frischer Säure ab, am Gaumen steht er straff und heftet sich förmlich an ihm an. Alles wirkt noch frischer, noch pulsierender und lebhafter. Der ganze Berg von Schiefer hat sich hoch gearbeitet und verleiht dem Tropfen jetzt eine mineralische Charakteristik die sehr ausgeprägt und dominant ist. Es fühlt sich an als wäre der Wein leichter im Mund geworden, als hätte er ‘abgenommen’. Mit dieser Erfahrung wird mit dem nächsten Glas noch zugewartet, weil sich da garantiert noch einiges verändern wird.

Genau das ist dann auch passiert. Der Hallgarten Hendelberg steht nach drei Stunden völlig klar im Mund. Der ganze ‘Speck’ den er anfänglich umgebunden hatte ist weg, hat sich aufgelöst. Der Wein hat sich in einen schlanken Prinz verwandelt. Er lebt jetzt vom Zusammenspiel einer reifen Quittenaromatik mit einer ebenso ausgesprägten Schiefermineralität. Prägnante Säure steht dem zur Seite und bildet mit den Beiden ein Trio, das frisch und fröhlich über Zunge und Gaumen spaziert. Auf der Zunge ist der Riesling leicht geworden, am Gaumen fein und im Abgang lang. Der letzte Tropfen von Petrol wird von einer weissen Hülle Stein ummantelt und ich bin sicher, dass diese nach ein paar weiteren Stunden völlig verschwunden sein wird. Dann steht nichts mehr als pure Mineralität im Glas. Insgesamt ein Wein der etwas Geduld erfordert, dann aber umso mehr dafür mit Rasse, Frische und Lebendigkeit belohnt.

Tipp: Zwei Stunden in der Karaffe sind empfehlenswert. Drei und mehr noch besser. Mit 10-12º geniessen. Eignet sich zu Fischgerichten vom Grill und aus der Pfanne. Als Solist sollte man ihm genug Zeit geben, um ihn in seiner ganzen Pracht zu erleben.

PJK Hallgarten 2011 80x80 Verkostet wurde ein Riesling Hallgarten Hendelberg 2011 von Peter Jakob Kühn aus Oestrich-Winkel im Rheingau, Deutschland. Peter Jakob Kühn zählt zu den Ausnahmewinzern Deutschlands, vereint er nämlich gekonnt VDP und Demeter. Bezugsquelle: Bio Wein Online Ramsau/Steiermark, Österreich.

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