Riesling Pfaffenberg 2013

| 13. Juni 2015 Alles lesen

Es gibt wieder Riesling. Aus Österreich. Noch dazu aus einer Region die hier bis dato so gut wie gar nicht vertreten ist, aus der wunderschönen wie auch weltbekannten Wachau. Elisabeth Pichler-Krutzler, selbst Wachauerin und Erich Krutzler, ein Burgenländer, haben in Dürnstein 2006 das gemeinsame Weingut Pichler-Krutzler gegründet und sind seither dafür bekannt, ihre Weine so unverfälscht wie möglich unters Volk zu bringen. Keine Aufzuckerung, keine Schönung, keine Reinzuchthefen, usw. Es wird auf alles was der Wein nicht wirklich braucht verzichtet. Einen davon habe ich jetzt am Tisch der Wahrheit stehen, den Riesling Pfaffenberg 2013. Auf Urgesteinsböden und Gneis stehen die Rebstöcke der Lage Pfaffenberg, im Stahltank wurde der Wein ausgebaut. Und jetzt wird ihm humorlos der Schraubverschluss entwendet.

Pichler-Krutzler Riesling Pfaffenberg 2013 Klassisch in der Schlegelflasche abgefüllt, ziert das dunkle Gebinde ein reinweisses Etikett. Minimalistisch gestaltet, nur das drauf was man unbedingt auf den ersten Blick wissen muss. 2013 in magenta ganz oben, PICHLER-KRUTZLER dick und fett in der Mitte gross und dominant. Darunter Riesling Pfaffenberg und Krems/Stein-Österreich. Damit es nicht doch zu banal ausfällt, ist das Etikett von einem zarten grauen Rahmen eingefasst der aussieht als hätte man ihn perforiert. Elegant und einfach ist das Etikett und wirkt sehr edel. Das ebenso strahlend weisse Rückenetikett enthält so gut wie nichts was nicht schon vorne stehen würde und ist bestenfalls als Pflichtübung zu verstehen weil Inhalt und Volumen% angeführt sind. Eingefasst ist die Flasche von einem bronzefarbigen Stelvin-Drehverschluss. Das war’s dann auch schon und deshalb kommt der Riesling Pfaffenberg jetzt auch ohne Umweg in den Becher.

Kraftvoll & mineralisch dominant

Zart grün schimmerndes Gelb leuchtet aus dem Glas heraus. Ungemein dicht strömt ein Duft mit ebenso dunkelgelben exotischen Früchten die Nase hoch. Kraftvoll, sogar etwas speckig fühlt sich der Film an den Nasenwänden an. Vollreife Apfelaromen tanzen im Becher, ausgeprägte Mineralik steht dominant im Vordergrund und hüllt alles in einer rauchig-speckigen Wolke ein. Man möchte reinbeissen und den Saft den man förmlich spüren kann auch auf der Zunge schmecken. Ganz hinten irrt irgendwo eine einsame Zitronenschale planlos durch die Gegend und verleiht dem Ganzen noch einen Tick von Zitrusfrische. Ganz toller Duft der Lust auf den ersten Schluck macht.

Mineral extrem in Rauch & Gelb

Limette auf Apfelscheibe? Oder doch reife Ananas auf Stein? Es ist dicht, saftig, GELB und höchst erfrischend. Soviel ist sicher. Und es ist fein rauchig ganz weit hinten. Und auf der Zunge tanzt frische Säure auf und ab und macht den Riesling Pfaffenberg so richtig neckisch. Saftig gelb steht der Wein auf ihr, fliesst mit einer Wagenladung Steinsalz an den Rändern ab und hinterlässt ein fröhliches Grinsen im Gesicht. Nicht zuletzt deshalb, weil die planlos herum irrende Zitronenschale plötzlich doch noch ihren Weg gefunden und sich frech unters Aromenvolk gemischt hat. Trotz aller frischen Fruchtigkeit dominiert extreme Mineralik das Geschmacks- und auch Gefühlserlebnis. Das erste Glas, ein kerniges Naturschauspiel mit ganz viel Eleganz.

So schmeckt Stein mit Fruchtfleisch

Erst jetzt, nachdem man sich auf dieses Feuerwerk von Frucht und Mineralik eingestellt hat fällt einem auf, wie trocken der Riesling Pfaffenberg auf der Zunge stehen bleibt. Fast stoffig fühlt sich das schon an, man staunt und meint so etwas wie weissen Staub auf der Zunge und am Gaumen zu spüren. Immer mehr dreht der Wein von der anfänglich gelben Tropenfruchtaromatik hin zu reifem Steinobst. Unterfüttert ist alles mit einer bombastischen Mineralik die sich steinig, feucht, sowie dezent rauchig anfühlt. Sie kleidet den Mundraum aus und man spürt wie saftig das was an Frucht vorhanden ist, aus diesem feinen Mantel tropft. Gestützt von einer Säure die aus den Tiefen jedes Tropfens langsam ausgeschieden wird. Frisch, belebend, kernig, bis zu einem gewissen Grad knackig, aber immer dicht und eindrucksvoll. Das ist der Riesling Pfaffenberg der anfängt mir im Minutentakt immer mehr zu gefallen.

Beeindruckend ist die steinig-salzige Mineralik die den Gaumen einpinselt, die so frisch, aber auch so fein rauchig ist. Man hat Volumen im Mund und doch ist der Wein ungemein grazil und leicht. Extrem saftig, dabei staubtrocken und auch griffig. Da ist Textur auf der Zunge, aber auch Finesse und Eleganz. Reifes Steinobst, frischer gelber Apfel, weisser Pfirsich und eine extrem charmante Säure die allem den gewissen Kick verleiht. Danach viel Rauch am Gaumen und im Abgang noch einmal eine Extradosis Mineralik. So schmeckt Stein mit Fruchtfleisch, so fühlt sich das an. Warum kannte ich den Riesling Pfaffenberg noch nicht? Der macht ja richtig Spass! Die 19 Euro sollten für einen Sonntagswein da schon mal drin sein. Das Zeug ist einfach gut und ich will jetzt mehr von den Pichler-Krutzlers kennenlernen.

Tipp: Aufmachen und mit 10-11º geniessen. Passt perfekt zu Wiener Schnitzel, zur Bachforelle oder einfach mal zu Grammelknödel. Als Alleinunterhalter ein Riesling der weiss wie man gezielte Pointen setzt.

Verkostet wurde ein Riesling Pfaffenberg 2013 vom Weingut Pichler-Krutzler aus Dürnstein in der Wachau, Österreich. Bezugsquelle: rotWEISSrot, München.

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