Riesling ‘Steiner Hund’ 2006

| 24. April 2012 Alles lesen

Die zweite Station auf unserer ‘Wein-Weltreise’ machen wir heute im niederösterreichischen Kremstal bei Andreas Kirchmayr. Von ihm haben wir einen Wein ‘am Start’ der sich ganz selbstbewusst als ‘Hund’ bezeichnet und entsprechend Neugier bei uns weckt. Genau gesagt handelt es sich dabei um einen Riesling aus dem Jahr 2006, genannt der Steiner Hund und mit dem Attribut lieblich versehen. Ob dieser ‘Hund’ tatsächlich ein so lieber war, davon haben wir uns selbstverständlich überzeugt und haben unsere kleinen Wunder mit ihm erlebt.

Das Etikett vermittelt mit seinem eindrucksvollen und impactstarken Auftritt vor allem eines: “Hier kommt was Besonderes.” Schön, dass der Name obensteht, jener des Winzers, wie der Wein heisst ist egal. Dazu muss man die Schlegelflasche schon mal wenden um ein wenig mehr über den ‘Hund’ vom Kremstal zu erfahren. Jedenfalls schön, dass es knallig bunt, konkret sehr rot ist, aber sonst? Nada, nichts.

All das passt aber irgendwie zum echten Namen dieses Weines, der sich Steiner Hund nennt. Ich bin gross, ich bin rot und ich bin gefährlich. Dass dieser Hund tatsächlich noch gefährlich werden sollte mussten wir dann selbst feststellen. Dabei sind wir zur Überzeugung gekommen, dass man nicht für jeden Kläffer einen Hundeführerschein benötigt, es aber auch nicht schadet, wenn man die Autoschlüssel abgibt bevor man sich mit diesem ‘Hund’ anlegt.

Fruchtwürze und saftige Reife

In hellem strohgeld steht der Steiner Hund im Glas und zeigt leicht grünliche Reflexe. Der Film an der Innenwand fliesst in slow motion ab. Im Glas selbst riecht es, nach unbeabsichtigen zwei Stunden Luftzufuhr, ungewöhnlich würzig, aber auch sehr fruchtig und animierend. Es riecht nach Pfirsichen, voll, reif und vor allem richtig saftig. Speziell die würzige Untermalung ist ein äusserst erfrischender Höhepunkt und lässt den Saft den dieser Wein verströmt fast greifbar werden. Da ist mächtig Dampf dahinter.

Pfirsiche & Aprikosen

Kaum ist der ‘Hund’ im Mund wirft es einen richtig um. Die zwei Stunden die er an der Luft gestanden ist (eine davon war unbeabsichtigte Draufgabe weil eine ungeplante Videokonferenz mich von ihm abhielt) haben den Riesling erst so richtig aufleben lassen. Da fliest flüssiges Öl über die Zunge. Weich, cremig, warm und fruchtig-würzig. Saftig im Mundgefühl, lebendige Rasse auf der Zunge und eine vornehme, sehr attraktive Säure verwöhnen die Geschmacksnerven bis an deren Wurzeln. Ein Riesling der sofort nach mehr verlangen lässt. Der Tropfen ist einfach ein Hammer, einfach WOW, einfach unfassbar fruchtig, erfrischend, lebhaft und bei all dem weich und mild.

Man fühlt sich wie in einem Korb vol Pfirsichen und Aprikosen, vermischt mit edler mineralischer Würze. Vollreif, vollfruchtig und vollmundig, ohne aber jemals üppig oder ordinär opulent zu werden. Der Steiner Hund ist alles nur nicht seicht und schon gar nicht dünn und mager. Mit seinem Restzucker von 14 g/l sorgt er für jenes Trinkvergnügen welches einem in der Regel dieses typische, leicht einfältige Grinsen ins Gesicht zaubert, das sehr rasch falsch interpretiert werden kann. Ein Wein der unheimlichen Spass macht, der köstlichst über den Gaumen zieht und einen Nachhall hinterlässt, von dem man augenblicklich mindestens doppelt so viel haben möchte und sich wünscht, dass er nie enden möchte.

Flüssiges Gold aus der Wachau

Der Riesling von Andreas Kirchmayr ist lieblich, süffig und mit soviel saftiger Frucht versehen, dass es eine Freude ist diese Potpourri an Aromen im Mund zu spüren. So viele Weine aus aller Herren Länder wurden hier bereits verkostet und jetzt kommt ein österreichischer daher und haut einen förmlich vom Hocker. Selten so viel Freude mit einem Wein gehabt. Und das sage ich als einer der liebliche Weine nicht unbedingt zu seinen Favoriten zählt. Aber was der Steiner Hund hier ablässt ist ganz grosses Mundkino. Normal schmeckt lieblich einfach… lieblich. Dieser Riesling aber hat Chuzpe, zeigt Rasse und ist raffiniert, hat Caharkter und ist herzhaft, hat Säure, weiss aber diese derart attraktiv zu einzusetzen, dass man mehr von ihr will. Alles eingebettet in einen Wachauer-Früchtebottich aus Pfirsich und Marillen. Das Ergebnis ist flüssiges Gold, fruchtiges Öl, oder cremiger Nektar vom Rebgarten. Egal wie man es bezeichnet, es schmeckt einfach verboten gut.

Ach ja, 14,90 kostet dieses Vergnügen und ist nur für Privatpatienten verfügbar. Im Ernst, um diesen Beitrag soviel Trinkspass und Genuss zu kriegen müssen Sie nicht einmal weit gehen. Sie bekommen diesen ‘Super-Diesel’ schon ums Eck in Österreich oder direkt in der Nürnberger Weinhalle. Gönnen Sie sich dieses ‘flüssige Gold’ und verfallen Sie ihm hoffnungslos. Aber jammern Sie nicht wenn Sie nicht mehr davon loskommen.

Tipp: Eine Stunde ist okay, zwei sind (aus zufällig gemachter Erfahrung) prächtig. Was nach drei passiert, keine Ahnung. Aber solange hält der Tropfen sowieso nicht sobald er offen ist. Wozu auch immer oder einfach solo, geniessen Sie den ‘Hund’ ganz einfach.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: Riesling ‘Steiner Hund’ 2006 Kremstal (erst wieder ab Jahrgang 2010 verfügbar)
Winzer: Andreas Kirchmayr
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: 2008-2012+
Ausbau: Traditionelles Holzfass
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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