Riesling ‘Steinmassl’ 2011 Erste Lage

| 27. Juli 2013 Alles lesen

Der zweite Wein dieser ‘Erste Lagen-Runde’ von Fred Loimer aus Langenlois in Niederösterreich ist ein Riesling ‘Steinmassl’ 2011. Die Lage Steinmassl befindet sich auf einem auf 300 Meter Seehöhe liegenden Rücken und fällt auf 200 Meter ab. Gneis, Glimmer, Braunerde und lockeres Gestein bilden den ‘Unterboden’ der, speziell durch das lose Gestein als perfekter Wärmespeicher dient. Steinmassl ist gleichzeitig die wertvollste Rieslinglage des Fred Loimer. Auch dieser Wein, der Riesling, ist eine Kamptal DAC Reserve und, wie schon der Grüne Veltliner ‘Spiegel’, ein junger Hüpfer der erst am Anfang seiner Karriere steht. Um die Neugier aber heute schon zu stillen wird die Flasche einfach aufgemacht und ‘nachgeschaut’ wie er sich aktuell präsentiert.

Steinmassl Wie der Grüne Veltliner ‘Spiegel’ ist auch der Riesling ‘Steinmassl’ in der langen schlanken Schlegelflasche abgefüllt. Ebenso mit einem Glasverschluss versehen und ebenso mit jenem in gedecktem weiss gehaltenen Etikett, auf dem das polynesische Männchen über dem Namen LOIMER durch die Gegend hüpft. In grau in diesem Fall 2011 Langenlois Steinmassl 1 ÖTW Kamptal Reserve. Wie gehabt auf das Wesentliche reduziert.

Das Rückenetikett informiert über den Inhalt in der Flasche, über die Lage und die Herkunft sowie der Bezeichnung Erste Lage, den Jahrgang und die Rebsorte. Der Rest auch hier notwendige technische Information und der Hinweis darauf, dass die Trauben aus der Umstellung auf biologische Landwirtschaft stammen. 14% vol. versprechen auch beim Riesling ein kraftvolles Weinerlebnis. Zur Sauerstoffaufnahme kommt der Steinmassl erst einmal für zwei Stunden in die Karaffe bevor er in die grossen Kelche darf.

Pfirsich, Honig und jede Menge steiniges Geröll

Strohgelb wie Rapunzels Haar steht der Riesling Steinmassl im grossen Kelch. Mit einem leichten Stich ins grünliche. Fett und vollflächig schmiert ein Film die Glaswand langsam hinab. Ein kräftiger Duft entsteigt dem Becher und zieht schwer die Nase hoch. Kraftvoll fruchtig einerseits, exotisch, und ungemein mineralisch andererseits. Es riecht nach fetten gelben Früchten und nach warmen Bodenformationen. Eine feine Zitronennote zieht in diesem dichten und durchaus komplexen Aromenspiel mit, quetscht sich quasi aus einem Haufen von steinigem Geröll hervor und verleiht dem Duft eine kecke Note. Alles fühlt sich weich und warm an in der Nase, nichts Lautes was einem die Nasenflügel betäubt. Pfirsiche riecht man, nach Zitronenschale duftet es und sogar eine dünner Honigfilm macht sich bemerkbar.

Feuerwerk an Sinneseindrücken

WOW. Könnte für ‘warm, opulent, würzig’ stehen. Ausgesprochen cremig zieht der Steinmassl über die Lippen und lässt sich mit einer rassigen Säure wie auch einer ebenso frischen Würze auf der Zunge nieder. Es fühlt sich sogar ein wenig fett im Sinn von dicht an, es ist füllig und kraftvoll was man spürt und es ist warm. Nichts überbordend erfrischendes und stahliges, auf reine Frucht und kühle Frische Getrimmtes, sondern mundfüllendes, würziges Geschmacksempfinden. Wunderbar in der Säure, begleitet von einer zarten Rauchschwade, mit einem ‘hint of holz’ und ungemein saftiger Opulenz welche sich in der rassigen Säureader pudelwohl fühlt. Dicht, würzig, warm, weich und cremig; der Steinmassl brennt ein wahres Feuerwerk an Eindrücken ab und macht deutlich, was grosse Rieslinge von ‘konventionellen’ Durstlöschern unterscheidet. Man kommt bei diesem Tropfen weder mit dem Schmecken noch mit dem Fühlen nach, so intensiv, so komplex, so beeindruckend fühlt sich alles an im Mund.

Glücksfall für jeden Gaumen

Im Viertelstundentakt wird der Steinmassl dichter, noch kraftvoller im Ausdruck und noch intensiver in seinem charaktervollen Säure/Würze-Spiel. Sein Restzucker von 7,5 g/l verleiht ihm jene betörende Extraktnote die für soviel Cremigkeit und Saftigkeit sorgt und doch ist der Wein trocken und weit entfernt von einem ‘Zuckerschwänzchen’. Im Zusammenspiel mit der rassigen Säure fühlt man den Steinmassl in opulenter Fülle auf der Zunge ohne dass diese nur banal ertränkt wird. Auch der Gaumen nimmt seine ‘mundfüllende’ Art in Wirklichkeit schlanker wahr als sie denn ist. Man spürt wie der Wein im Mund ‘aufgeht’ aber noch immer genug Platz übrig lässt. Zunge wie Gaumen hecheln dieser mineralischen Würze permanent hinterher, während man, fast unterbewusst, diese exotische Gelbfruchtigkeit schmeckt. Das Einzige was stört ist der Duft von frisch gebackenen Baguettes mit Knoblauchmayonnaise der ‘von unten’ durch die offenen Fenster herauf strömt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Was ich bemerke ist, dass ich mir beim zweiten Glas bereits leicht grenzdebil die Lippen mit der Zunge lecke weil dieser Geschmack und das damit verbundene Gefühl einfach grenzwertig ist. Soviel Frucht, so gut zwischen Tonnen von Steinen verstaut macht sich im Idealfall in Kombination mit einer mehr als erfrischenden Säure, als absoluter Glücksfall bemerkbar. Auch wenn der Steinmassl ohne jeden Zweifel zu zahlreichen regionalen Gerichten passt, für mich persönlich ist er ein Wein mit dem man sich gemütlich hinsetzt und den Abend in vertrauter Zwei-, Drei-, oder Mehrsamkeit verbringt. Der Steinmassl ist ein Rockstar unter den Rieslingen. Mit einer sensiblen Ader und jeder Menge Charakter. 28 bis 30 Euro sind für dieses Weinkonzert einzusetzen (bezahlen hört sich so negativ an). Riesling-Genuss auf höchstem Niveau. Aus Ösistan!

Tipp: Geben sie diesem Tropfen zwei Stunden in der Karaffe und geniessen sie ihn bei 12-14º aus dem Burgunderglas. Der Wein braucht Luft und Oberfläche. Wiener Schnitzel, Heurigensulz, Bachforelle oder was auch immer. Der Wein macht das alles locker mit, ist aber als Alleinunterhalter fast so gut wie Sammy Davis Junior.

loimer-logo Verkostet wurde ein Riesling ‘Steinmassl’ 2011 Erste Lage von Fred Loimer aus Langenlois/Niederösterreich, Österreich. Der Wein wurde uns von Fred Loimer zur Verfügung gestellt.

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