Riesling von der Fels 2014

| 11. Januar 2016 Alles lesen

Von der Fels 2014 Und immer wieder Riesling. Diesmal wieder einer aus Rheinhessen, von Klaus-Peter Keller, den die New York Times als “Hohepriester des Rieslings” feiert. Das ist schon was. Jeder kennt die Geschichten rund um den legendären G-Max vom Weingut Keller aus Flörsheim-Dalsheim, doch macht Klaus Peter Keller auch noch ein paar andere, “günstigere” Pretiosen die man ebenfalls einmal genauer unter die Lupe nehmen sollte. So ein “kleiner Racker” ist zum Beispiel der Riesling von der Fels 2014. Jener Riesling, der als Premium-Einstiegs-Riesling gehandelt wird und von Weinbergen rund um Flörsheim Dalsheim, vorwiegend von Reben aus der Lage Hubacker, aber auch Morstein und Kirchspiel stammt. Ich werde mir jetzt das Vergnügen gönnen, den von der Fels intensiv zu untersuchen. Die am Rückenetikett angeführten 12 Umdrehungen kündigen ein leichtes wie auch unterhaltsames Weinvergnügen an. Karaffieren ist nicht nötig und so kommt der von der Fels ohne weitere Umwege ins Glas.

Belebend, klar und rein

In sehr hellem gelb funkelt der von der Fels aus dem Glas heraus. Die Nasenflügel ziehen intensive fruchtige Aromen hoch. Apfel, Pfirsich und Limette melden sich als erste zu Wort, dann folgt ein Hauch Brioche, etwas Marille und auch ein paar weissblütige Aromen drängen sich unters Volk. Es ist ein vielschichtiger Duft, nasse Mineralik zeigt sich und etwas zart Kräutriges schlendert hinterher. Frisch fühlt es sich in der Nase an, animierend und saftig. Richtig belebend, weil so klar und rein. Ein Duft der augenblicklich Speichelfluss auslöst.

Von feuchtem Kalk und feiner Würze

Rasante Säure zischt auf die Zunge, begleitet von frisch aufgeschnittenen Pfirsich- und Apfelspalten. Da kracht es richtig zwischen den Kauwerkzeugen. Und zwar mehr als eindrucksvoll. Da steht eine Mineralität im Mund die überrascht, die rauchig und salzig ist, die knallhart und klar das Kommando übernimmt. Ihr ordnet sich alles unter; die intensiven, saftigen Fruchtaromen, die pulsierende Säure, das ganze Mundgefühl. Man schmeckt Marille, Quitte und auch Pfirsich, man spürt wie an den Wangeninnenseiten das Salz abfliesst und sich der Speichelfluss verselbständigt. Man schmeckt etwas Brioche im Hintergrund, am Gaumen spürt man, nein, atmet man feuchten Kalk und eine feine Würze ein. Der von der Fels ist sowas von komplex, dass man ins Schwärmen gerät. Das ist grosses Kino im Mund und man kommt mit schmecken und fühlen so gut wie überhaupt nicht hinterher.

Grosses Kino, Oscarreif!

Ich habe den von der Fels dann doch in die Karaffe geschüttet und dort geht er auf wie eine Pfingstrose. Das Frucht-Säurespiel ist einfach grandios, die Mineralik dominierend, am Gaumen plötzlich voller Grip. Textur wie feinster Kaschmir, Schmelz und eine trockene Saftigkeit die einschiesst wie intravenös verabreichter Traubenzucker. Was für ein Stoff! Weisser Pfirsich tanzt mit frischer Säure Walzer, saftiger Apfel nimmt den Salzstein in die Arme und Brioche und Kalk unterfüttern die Essenz mit Dichte. Fülle die nicht opulent ist, Frucht die weiss wie man sich gut benimmt, Säure die frech und lösgelöst wirkt und Mineralität, die ohne angeberisch zu wirken weit im Vordergrund agiert. Die Zunge eingelullt von Saft und Rauch und feuchtem Stein, der Gaumen trocken befeuchtet mit Salz und Kalk. Der Abgang lang, feucht-rauchig-fruchtig-steinig und überhaupt mit allem ausgestattet was der von der Fels zu bieten hat. Der ist einfach gross. Ganz gross!

Lassen Sie diesen Wein atmen! Er dankt es mit einer fulminanten Zunahme an Charakter und Profil. Denken Sie an ein Sommergewitter und wie es nach dem Regen aufklart, die Sonne wieder heraus kommt und alles intensiv leuchtet und auch riecht. So ähnlich ist der von der Fels. Er klart immer mehr auf, wird immer reiner und zeigt eine Dichte und eine Komplexität die gewaltig ist. Wie bei einem Orchester alle Instrumente zusammen finden, werden beim von der Fels alle Sinneseindrücke eins und verschmelzen zu einem aufregenden, intensiven und doch äusserst eleganten Ensemble. Das ist Riesling vom Feinsten, Riesling der verzaubert, Riesling der sich einfach derart einfach trinkt, dass einem Angst und Bange wird. Ich muss mich zügeln will ich noch etwas für eine kurze Nachnotiz in Sicherheit bringen. Kaufen Sie was sie kriegen können, das ist schlichtweg grandioser Stoff der manch richtig grandiosen Stoff ganz locker in den Schatten stellt. Was für ein Zeug! Grosses Kino, Oscarreif.

Tipp: Aufmachen und mit 10º geniessen. Wird an der Luft immer feiner. In der Küche ein Universaltalent. Geht zu Fisch, Schnitzel, Gemüse und vielem mehr. Sorgt als Solist für richtig grossen Trinkspass dem man sich bis zum Schluss nicht entziehen kann.

Verkostet wurde ein Riesling von der Fels 2014 vom Weingut Keller aus Flörsheim-Dalsheim in Rheinhessen, Deutschland. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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