Rosé de Saignée Premier Cru

| 19. Februar 2015 Alles lesen

Vor einem guten Jahr hatte ich bereits einen Champagner aus dem Haus Larmandier-Bernier aus Vertus in der Region Champagne-Ardenne an der Côte des Blancs im Süden der Champagne zur Verkostung; den Latitude Extra Brut. Heute steht im Zuge des Themas Kein Leben ohne Blubb ein weiterer aus diesem feinen Haus am Tisch der Wahrheit; der Rosé de Saignée Premier Cru. Ein Champagner aus 100% Pinot Noir, gewonnen durch Saignée, jenem Verfahren, bei dem man den Most ganz einfach ‘ausbluten’ lässt. Mit wilden Hefen im grossen Holzfass vergoren und gereift, kommt der rosarote Sprudel Extra Brut, mit einem Restzucker von weniger als 3g/l daher. War der Latitude schon ein aussergewöhnliches Erlebnis, so bin ich auf den Rosé de Saignée sogar noch etwas mehr gespannt, weil ich erklärter Fan von rosaroten Weinen bin, solange sie bevorzugt aus dem Süden Frankreichs kommen.

Rosé Saignee Silbrig, ähnlich Perlmutt, schimmert das ovale Etikett, das auf der ‘geeist’ erscheinenden Flasche klebt. Elegant und edel sieht es aus. Auf dem runden Stück Papier prangt oben in Form einer Strichzeichnung ein grosses Wappen mit zwei Löwinnen die einen rosaroten Kelch beschützen und unterhalb steht in Grossbuchstaben Champagner LARMANDIER-BERNIER in schwarz und in rosa Rosé de Saignée Premier Cru. Und damit ist das edle Etikett auch schon wieder fertig. Am ebenso silbrigen Rückenetikett ganz oben noch einmal CHAMPAGNE LARMANDIER-BERNIER und geschwungen drunter Rosé de Saignée Premier Cru, sowie eine kurze Mitteilung in französisch, signiert von Pierre Larmandier. Ganz unten noch der Hinweis Extra Brut und was sonst noch unbedingt auf einem Etikett angeführt sein muss. Eine goldene Halsmanschette komplettiert die elegante Erscheinung, die jetzt mit einem charmanten Plopp vom Kork befreit und zum Verzehr gereicht wird.

Würzig, herb & kraftvoll

Dunkel wie frisch gepresster Saft von Blutorangen steht der Rosé de Saignée mit einem feinen Schaumteppich oben drauf im Glas. Es riecht würzig und herb und was an Frucht erkennbar ist hält sich dezent im Hintergrund auf. Etwas wilde Erdbeere sticht hervor, begleitet von einer wunderbar herben Note. Eher ein mineralisch-würziger Duft, der sich kraftvoll und bestimmt die Nasenflügel hoch arbeitet. So kräftig wie die Farbe und doch sehr elegant. Kein Schmusewein der hier im Glas steht, sondern Sprudel mit Profil.

Rosa Blubb für Männer

Freude kommt auf, wenn der Rosé de Saignée auf die Zunge fliesst. Knochentrocken, klar und straight steht er auf ihr und entledigt sich dort auf der Stelle von mikroskopisch feinen Gerbstoffen. Man spürt wie wunderbar herb es sich anfühlt, wie ‘dunkelrosa’ dieses Mundgefühl ist und wie wenig Frucht es braucht um glücklich zu sein. Da ist nichts Süsses das stört und nervt, nichts übermässig prickelndes oder banal eindimensionales. Das hier ist einerseits durchaus kräftig, hat Struktur und Muskeln, versteht es aber mit äusserst feiner Perlage tänzelnd auf der Zunge zu wirken. Am Gaumen weisse Kreide, staubig, trocken, und doch genug Saft um Druck zu machen. Im Abgang ebenso kreidig wie auch herb, mit einem Schuss wilder Erdbeeren versetzt. Rosé-Champagner für Männer.

Der 51. der 50 Shades of Grey

Beeindruckend ist, wie perfekt sich die einerseits frische Säure zeigt und wie sie sich der Herbheit dabei unterordnet. Herb und kreidig steht im Vordergrund, gibt die Richtung vor und lässt keinen Platz für irgendwelche Rosé-Sentimentatlitäten aufkommen. Rosa ist herb, rosa ist kräftig, rosa kann durchaus männlich sein. Steht wie ein Monument mittig auf der Zunge, massiert sie mit ultrafeinen Gerbstoffen und wandert mit einem unglaublich dezenten Prickeln über ihre Oberfläche. Es gibt Kohlensäure und es gibt Kohlensäure. Der Rosé de Saignée lässt den Unterschied in schockierender Klarheit erkennen. Es perlt weder noch schäumt es, es vibriert im Mund, es surrt wie ein zufriedener Kater der sich gerade den Bauch vollgeschlagen hat. Und was trocken heisst zeigt dieser Sprudel in weltmeisterlicher Art und Weise.

Über den Gaumen ‘weht’ der Rosé de Saignée förmlich hinweg, man spürt ihn fast nicht. Nur ein zarter Film von Kalk und Kreide steht auf ihm, bestenfalls die Anfangsbuchstaben von Frucht, nur herbe Würze, totale Trockenheit und ein Nebel von dunkelrosarot. Champagner den man spürt, der im wahrsten Sinn des Wortes ‘berührt’ und einen mit seiner dichten Struktur vereinnahmt. Nur 12,5% und trotzdem soviel Kraft. Ein Macho mit Blasen. Kein rosa Sprudel für den schnellen Durst, das hier ist Luxus. Der hat Eleganz, weckt Begehren und will die Sünde zelebrieren. Der hier ist der 51. der 50 Shades of Grey. Die 50 (wie passend) Euronen die der Blubber kostet sind auch schon wurscht. Sünde kostet und wer richtig leiden will, der tut das rosarot. Edelstoff für Edelrocker.

Tipp: Entploppen und mit max. 10º geniessen. Schalentiere und sonstige meeresgewässerte Leckerlis veredelt er gekonnt. Oder einfach ohne alles, einfach so und einfach weil es Montag, Dienstag oder Samstag ist. Geht auch Mittwoch komplikationslos.

Wein & und Winzer-Info:

Rosé de Saignee
Wein: Champagne ‘Rosé de Saignée’ Premier Cru
Winzer: Champagne Larmandier-Bernier
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2016+
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: Großes Holzfaß
Besonderes: Saignée aus 100% Pinot Noir
Dekantieren: Nein

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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