Roter Traminer ‘Hohenegg’ 2009

| 16. September 2014 Alles lesen

Auch der zweite Wein dieser Verkostungsrunde kommt von den kalkhaltigen und lehmigen Sandböden (Opok) der Lage Hohenegg. Vor fast zwei Jahren habe ich bereits den Roten Traminer Hohenegg 2007 vom Weingut Tauss aus Leutschach in der Steiermerk über zwei Tage hinweg verkostet. Bis heute einer meiner ganz grossen Lieblingsweine. Heute steht der Roter Traminer -H- 2009 am Tisch der Wahrheit und es wird spannend die Unterschiede zu erschmecken und zu erfühlen. In kleinen, gebrauchten Holzfässern vergoren und 3 Jahre gelagert wurde der Rote Traminer, bevor er im September 2008 abgefüllt wurde. Mit 0,2 g/l Restzucker darf er sich durchaus das Prädikat ‘trocken’ um den Flaschenhals heften. Wie trocken es wirklich wird, wird sich in Kürze zeigen.

Roter Traminer H Auf der klassischen Burgunderflasche klebt wieder das neu gestaltete und so frisch wirkende weisse Etikett. Oben in weinrot TAUSS in feiner Typo, unterhalb die mit ebensolchen feinen Linien gezeichnete Hügellandschaft mit einer Hütte im Vorder- und sanften Weinbergen im Hintergrund. ROTER TRAMINER -H- steht darunter, vormals der Name der Lage (Hohenegg) noch ausgeschrieben, jetzt nur mehr in Form von -H- dargestellt. In geschwungener Schreibschrift unterhalb Nach Alter Handwerklicher Tradion aufgedruckt. Das Rückenetikett gibt Auskunft über die Philosophie von Alice & Roland Tauss sowie über die Lage mit ihren Böden. Extra angeführt ist, dass der Wein im Rahmen der Umstellung auf Biologische Landwirtschaft hergestellt wurde. Eine sensorische Notiz ist auch noch angeführt und wie gehabt der Hinweis zur Trinktemperatur von 12-14º und dass der Wein in die Karaffe wandern sollte. Einfach und hilfreich für alle die ein wenig Unterstützung mögen wie auch für alle, die diese Weine noch nicht kennen. Den Roten Traminer 2007 habe ich zwei Stunden in der Karaffe Sauerstoff aufnehmen lassen, der 2009er kommt jetzt für eine Stunde in den Glaskanister und danach wird ihm im grossen Glas ausführlich auf den Grund gegangen.

Weisser Kalk in Ockergoldorangegelb

Stand schon der 2007er ziemlich klar im Glas, so leuchtet der Rote Traminer -H- 2009 ebenso in strahlenden Goldorange aus diesem heraus. Ockergoldorangegelb, für meine Lieblingsfarben ist keine Variation unmöglich. Was sofort in der Nase auffällt ist, dass der 2009 kalkiger, weisser, mineralischer duftet. Was an Marillenaromen vorhanden ist wirkt feiner, weitmaschiger und nicht so konzentriert wie 2007. Es fühlt sich leichter und eleganter in der Nase an. Ein Korb Dörrobst steht im Glas, ein Schuss Werther’s Original und jede Menge Erde haben sich zusammengefunden. Der Duft wird sich noch erheblich verändern, das steht auch bei diesem Jahrgang ausser Frage. Auf jeden Fall aber wird die Sache weitaus mineralischer als 2007.

Feiner, weisser, kalkiger

Wie erwartet kommt der Rote Traminer -H- sehr fein auf die Zunge. Ich habe den Geschmack und das Gefühl des 2007er, diese Konzentriertheit und Dichte nie mehr vergessen und was hier und heute im Mund steht ist vom Geschmack her eindeutig gleich, vom Gefühl jedoch wie Tag und Nacht. Der Wein ist feiner geworden, weisser, noch kalkiger und erdiger. Hat 2007 die Marille den Taktstock geschwungen, so wird 2009 von purer Mineralik dominiert. Die Aromen sind die gleichen: Marille, Karamell, Erde, fein geraspelte Orangenschale. Nur sind sie diesmal verhaltener wahrnehmbar, machen weniger Druck auf der Zunge, fliessen feiner ab und auch am Gaumen zeigt sich alles von einer weitaus minerlischeren Seite. Als hätte der Wein zehn Kilo abgenommen. Charakterlich unverändert, geschmacklich entschlackt und gefühlsmässig fast schon elegant. Ich bin gespannt wie Luft diesen Wein im Lauf des Tages beeinflussen wird.

Schlanke Opulenz im Mund

Schon nach zwei Stunden hat sich der Duft stark verändert. Man riecht jetzt mehr getrocknete Orangenschalen, den Tick einer Zitrusnote und noch mehr Karamell. Auf der Zunge ist er fülliger geworden, dabei aber trotzdem sehr von der kalkigen Mineralik getragen. Und auch diesmal kommt urplötzlich, neben der insgesamt hauchfeinen Herbheit, ein frecher Kick von Salz dazu. Über den Gaumen streift der Rote Traminer -H- wesentlich kalkiger als der 2007er. Im Abgang ist er leichter, einen Tick feiner und im Nachhall mit einer durchaus ausgeprägteren Haptik im Sinne von Herbheit ausgestattet. Er füllt weniger den Mund und macht den Geschmack zum Hauptdarsteller, der 2009er setzt mehr auf das mineralische Mundgefühl und lässt die Fruchtaromen erst weiter im Hintergrund von der Leine.

Weitere zwei Stunden später haben sich endgültig Orangen- und Marillenaromen durch den Kalk gewühlt und es tatsächlich noch bis an die Oberfläche geschafft. Jetzt tanzt die Zunge ob soviel ‘Frucht’ auf ihr, es ist dichter geworden, trotzdem lässt die Mineralik die Zügel nicht locker und dominert das Mundgefühl. Es ist beim 2009er nicht der dichte Saft der dominiert, es ist der Boden der alles steuert und zusammenhält. Der Rote Traminer -H- 2009 ist ingesamt erdiger ausgefallen, hat weniger Saft, dafür aber wesentlich mehr Boden den er transportiert. Am Gaumen leichter, weniger druckvoll, weniger konzentriert, im Abgang weisser, nebeliger, herber und doch mit jener Dosis Saft versehen, die ihm eine ‘schlanke Opulenz’ verleiht. Ich weiss es hört sich blöd an, aber bildlich sollte man in der Lage sein sich ein Model vorzustellen, das von Grösse 38 auf 34 abgespeckt hat ;-) Insgesamt ist der Jahrgang 2009 ‘moderner’ als 2007. Er ist schlanker und feiner geworden. Der Jahrgang 2007 hat mehr Patina und einen Touch von Vintage-Charakteritisk. Was man am Ende mehr mag ist Geschmackssache und sicher auch von der Gemütsverfassung abhängig.

Tipp: 1 Stunde in der Karaffe atmen lassen. Nimmt laufend zu. 12-14º Trinktemperatur sind empfohlen und auch ideal. Grosses Glas verwenden. Am besten ohne alles für sich allein genossen. Über einen Tag, über zwei oder auch mehr. Traumhafter Wein für Geniesser mit Anspruch.

Mehr über den Roter Traminer -H- 2009

Verkostet wurde ein Roter Traminer ‘Hohenegg’ 2009 vom Biologisch-dynamischen und Demeter-zertifizierten Weingut Tauss aus Leutschach in der Steiermark, Österreich.

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