Rotwein 2008

| 18. März 2014 Alles lesen

Schon der Name des Rotweins, der heute vom Weingut Muster aus Leutschach in der Steiermark am Tisch der Wahrheit steht, ist so einfach wie auch genial. Der Rotwein heisst nämlich schlicht und einfach… Rotwein. Soviel Mut zur fast schon an Banalität grenzenden Benennung muss man erst einmal haben. Der Rotwein ist ein Rotwein ist ein Rotwein. In diesem Fall aus den Rebsorten Blaufränkisch, Zweigelt und Blauer Wildbacher. Der Wein stammt von den bekannten Opokböden, ist samt den Kämmen auf der Maische vergoren und 2 – 4 Jahre im kleinen Holzfass gereift. Heute wird er von seinem Korken befreit um festzustellen, ob der Rotwein auch wirklich rot ist.

Rotwein Beppo Pliems Etikett aus seiner Serie ‘Horizonte’, ziert auch diese Flasche kunstvoll und vor allem unverwechselbar. Die Weinbeklebungen der Muster-Weine erkennt man unter tausenden auf einen Blick heraus. Diesmal wieder in gelb und braun gehalten steht die Farbgebung für den Boden, die Landschaft, die Sonne und deren Untergang am Horizont. In gewohnter Carbon Type (Schreibmaschinentypo) ist Rotwein aufgedruckt, daneben wieder das ebenso bekannte, einem Brand gleichende Logo.

Das kleine Rückenetikett informiert wie üblich ein wenig über den Wein und erläutert die Rebsorten die ‘verarbeitet’ wurden. Ebenfalls angeführt ist wieder die empfohlene Trinktemperatur; in diesem Fall 16º. Erwähnt ist auch die Herstellung aus Trauben aus biologisch-dynamischen Anbau sowie das demeter-Siegel. Schlanke 12% kündigen ein lustig-leichtes Weinerlebnis an. Für eine halbe Stunde darf der Rotwein in der Karaffe ein paar Runden drehen bevor er in das grosse Glas kommt.

Leicht, lebendig, rotgrün

Tatsächlich steht der Rotwein auch in rot im Glas. Wenngleich er eher bläulich-violett schimmert. Ziemlich klar ist er und lässt tiefen Einblick zu. Unverkennbar hüpft einem der Blaue Wildbacher mit seiner frechen Johannisbeernote in die Nase. Daneben tummeln sich grüne Aromen, etwas Lorbeer und auch etwas Kalk und Erde. Man kann eine ganze grüne Wiese mit all ihren Blumen und Kräutern riechen, als würde man darin liegen. Keine roten Beerenfrüchte dampfen aus dem Glas, alles ist frisch und lebendig. Nichts dunkles oder dichtes, vielmehr fein gewirktes, leichtes und erst nach und nach zum Vorschein kommendes saftiges. Und über allem schwebt der Blaue Wildbacher.

Frisch & saftig

Vollkommen ungewohnt ist das was auf die Zunge kommt. Erst beim zweiten Schluck lässt sich der Rotwein geschmacklich erfassen. Es ist rotgrün, frisch, kernig, belebend, leicht. Ungewohnt weich steht der Wein auf der Zunge, nachdem er kurz zuvor eine ebenso weiche Schicht an Gerbstoffen abgesondert hat. Frische, lebendige Säure in einem weichen, fast schon mild wirkendem Körper treibt keck ihr Spiel im Mund. Es ist ungemein saftig, auf seine eigene Art fast üppig, obwohl es doch so feingewirkt ist. Es ist definitiv mehr Gefühls- denn Geschmackserlebnis. Diesen Wein spürt man leben auf der Zunge, am Gaumen und im Abgang. Er benetzt den Gaumen mit grünen Gerbstoffen, spritzt ein wenig rot dazu und hinterlässt ein lang anhaltendes erdiges Gefühl auf ihm. Welches sich am Ende in einer rötlichgrünen Würzigkeit und einem Hauch Johannisbeere auflöst. Ein echtes Weinerlebnis.

Die Einfachheit des Weines

Immer saftiger wird der Rotwein je länger er an der Luft ist. Johannisbeeren schmeckt man, dunkelschwarz und saftig. Unglaublich was dieser Blaue Wildbacher immer wieder in Cuvées ‘anstellt’. Mit seinem feinen Gerbstoffkleid fasziniert der Rotwein sowohl Zunge wie Gaumen, fühlt sich ‘griffig’ an, um es in der Schifahrersprache zu sagen. Er hat Grip wie ein guter Reifen, packt zu und ist dabei alles andere als ruppig. Man muss sich umstellen auf die Geschmackswahrnehmung von Grün, dann macht der Rotwein riesengrossen Spass. ‘Das Grün und die Johannisbeere’, was gäbe das für einen Filmtitel. Genau diese beiden Eindrücke sind es aber die den Tropfen so ungemein attraktiv, so herzhaft frisch und lebendig machen. Frecher Saft tränkt die Zunge, fliesst keck über die Zungenränder ab. Erdig, kalkig und griffig zieht er über den Gaumen. Im Abgang wieder der Saft der Johannisbeere.

Sepp Musters Rotwein steht ‘neben der Spur’ im positivsten Sinn des Wortes. Das ist Rotwein wirklich anders. Ungewohnt, verwirrend, ungewöhnlich und auf den ersten Eindruck so überhaupt nicht rot. Doch wer den Reset-Knopf drückt und sich in Jeans und Shirt wirft, dem offenbart sich ein Rotweinerlebnis, das, spätestens nach dem ersten Gläschen, zum erfrischendsten, lebhaftesten und überraschendsten werden kann. So wie sich dieser Tropfen trinkt ist es fast schade ihn ‘einfach so’ zu trinken. So ganz ohne grosses nachdenken, Geheimnisse ergründen oder sonstige zum anspruchsvollen Weingenuss zählende Rituale. Sepp Musters Rotwein trinkt sich so einfach wie er ist, denn es ist die Einfachheit eines Weines, die ihn so einfach erscheinen lässt. Alles klar? Ich liebe den Rotwein! Genau diesen! Der geht jeden Tag! Einfach grandios.

Tipp: Eine Stunde Luft und der Wein ist ‘fertig’. Leicht gekühlt mit 16º geniessen. Geht fast zu allem, schmeckt köstlich zu Braten, Wurst und kalten Platten. Unterhält als Solist die komplette Runde und zieht sie unweigerlich in seinen Bann.

Verkostet wurde ein Rotwein 2008 von Maria & Sepp Muster vom Weingut Muster in Leutschach in der Steiermark, Österreich.

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