Sankt Laurent Reserve 2012

| 22. August 2015 Alles lesen

Klingelt es bei Ihnen wenn Sie Carnuntum hören? Nein? Dann hätten Sie in Geschichte besser aufpassen sollen. Das ist nämlich der Ort, wo damals, vor ganz vielen Jahren, oder besser Epochen, die Römer irgendwas veranstaltet haben. Heute erinnert nur mehr ein Steinhaufen an die grosse Zeit der Feinde von Asterix und Obelix. Jedenfalls ist Carnuntum auch ein niederösterreichisches Weinbaugebiet wo schon die Kelten Weinbau betrieben haben und welches unter den Römern seine erste Hochblüte erlebte. Und es gibt dort das Weingut Trapl, dessen Sankt Laurent Reserve 2012 ich heute hier am Tisch der Wahrheit stehen habe. Um den geht es nämlich, nicht um die Römer. Die sind ausgestorben. Jedenfalls die von damals, früher, eh schon wissen. Im Stahltank ausgebaut und dann für 12 Monate je zur Hälfte in kleinen gebrauchten Eichenfässern und in 500 Liter Fässern gelagert wurde er, der Heilige Laurent. Der jetzt ganz ohne Heiligenschein und sonstigen schrillen Beleuchtungen verkostet wird.

Trapl Sankt Laurent Reserve 2012 Überhaupt nicht zurückhaltend ist das pompöse, in einem Stück gefertigte Etikett gestaltet. Der hellgraue Untergrund ist vollgepackt mit jeder Mengo Typo und anderen grafischen Elementen. Jeder einzelne Buchstabe des Namens Trapl ist in einem eigenen Rahmen in einer anderen Typo eingedruckt. Irgendwo dazwischen steht Sankt Laurent Reserve einmal in einem goldenen und einmal in einem schwarzen Kasten, inklusive Beschreibung drin. Dazwischen in gold und schwarz, ebenfalls jeweils extra in einem Rahmen, alle Infos die normalerweise auf einem Rückenetikett in Reih und Glied stehen würden. Tolle Idee, verspielt und zum Spielen verleitend. Mal was anderes im faden Etikettendschungel. Auf dieser Weinbeklebung kann man eine ganze Abenteuerreise unternehmen und immer wieder etwas Neues darauf entdecken. Mir gefällt das ausgezeichnet, auch wenn es alles andere als filigran wirkt. Mut zur Überladung schön gelöst. Und jetzt darf sich der alte Römer St. Laurent für eine halbe Stunde in der Karafffe an sein neues zuhause gewöhnen.

Werther’s Original mit Kirsche

Dunkelrot wie Stierblut steht der Sankt Laurent im Glas und schimmert zart violett an seinen Rändern. Wie mit Kirschfrucht gefüllte Milchschokolade duftet es einem entgegen. Weich ist es in der Nase, etwas Holz dümpelt im Hintergrund herum, es riecht rund und cremig, was dem Ton im Boden geschuldet sein dürfte. Überhaupt ist es ein warmer, molliger Duft der sich in den Nasenflügeln zeigt. Karamell zwängt sich in den Vordergund und verleiht dem Wein einen Hauch von Werther’s Original. Nur mit Kirschen drin.

Saftig, rund & karamellig-kirschig

Augenblicklich verflogen ist das “Mollige” sobald der Wein in den Mund kommt. Zwar spürt man noch zarte Rundungen und auch den Holzeinfluss merkt man noch deutlich, doch fühlt sich der Sankt Laurent frisch und munter auf der Zunge an. Es ist saftig, hat Körper und auch eine agile Säure die für Leben sorgt. Reife rote Waldbeeren schmeckt man, etwas Weichsel und auch reife Kirsche. Feine Würze steht im Mund, zeigt Pfeffer und fühlt sich an, als hätte man getrocknete Zweige in den roten Saft getunkt. Am Gaumen rotfruchtig, zart erdig und auch würzig und im Abgang wieder dieses Nougat-Kirsche-Karamell-Gemisch, das weich und rund die Kehle runter gleitet.

Wenn den die Römer schon gehabt hätten…

Langsam aber sicher baut der Tropfen einen feinen Grip am Gaumen auf. Auf der Zunge wird er etwas üppiger, was definitv der steigenden Temperatur zuzuschreiben ist. Da kommt auch noch viel stärker die intensive dunkelrote Kirschfrucht aus ihrem Nougatbau heraus gekrochen und setzt sich, nebst frischer Säure an den Zungenrändern ab. Was ebenfalls immer klarer erkennbar wird ist eine zart pfeffrige Würze die dem Sankt Laurent elegantes Feuer einhaucht. Unverändert dominant ist und bleibt aber die ausgeprägt saftige wie auch keck auftretende Kirschfrucht, die auf der Zunge ihr ganz persönliches Tänzchen abhält. Frisch, leichtfüssig und immer mit der Nougatstange im Schlepptau. Ich kühle den Wein jetzt wieder drei Grad runter, weil er kühler einfach besser zu der Affenhitze passt die hier gerade herrscht.

Eindeutig besser. 15º und frisch wie eine Kühlbox. Fruchtig, rot und auch schön würzig. Auf der Zunge wirkt er feiner, zentrierter und schmäler. Wieder ein Beweis, dass Rotwein gut gekühlt ein grosser Spass sein kann. Am Gaumen erheblich würziger geworden nach zwei Stunden, da ist jetzt schön Geäst und auch ein Haufen Erde an der Seite. Die Üppigkeit ist mit den drei Grad weniger einer fast schon eleganten Erscheinung gewichen. Es fühlt sich klarer an, präziser und vor allem deutlich erfrischender. Im Abgang wagt sich wieder die lustige Säurespur hervor und impft dem Tropfen Geschwindigkeit ein. Im Nachhall so etwas wie ein feiner herber Film auf Zunge und Gaumen, rotfruchtig, ein Schuss Nougat und jetzt bereits auch Erde. Trotz allem rund und weich geblieben, eine gewisse Opulenz ist dem Sankt Laurent nicht abzusprechen, doch kann man diese mit der richtigen Temperatur ganz einfach steuern und kontrollieren. Insgesamt ein Wein der einfachen wie unkomplizierten Genuss vermittelt und mit seinem Durchfluss auch für entsprechenden Trinkspass sorgt. Wenn den die Römer, damals, schon gehabt hätten, wären ihnen wohl einige Schlachten erspart geblieben.

Tipp: 30-60 Minuten in die Karaffe mit dem Teil. Je nach Aussentemperatur mit 14-16º bei totaler Hitze, oder mit frischen 17º geniessen. Zu Ente, Wild, Geflügel, Gans und sonstigem das auf dem Feld herum rennt. Oder einfach zur Brettljause vernichten.

Verkostet wurde ein Sankt Laurent Reserve 2012 vom Weingut Trapl aus Carnuntum/NÖ, Österreich. Bezugsquelle: rotWEISSrot, München.

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