Satellit 2014

| 23. Oktober 2015 Alles lesen

Satellit hat Jutta Ambrositsch aus Wien ihren Wein genannt. Und zwar deswegen, weil er ihr erster ausserhalb des 19. Bezirks geernteter ist. Und zwar am Bisamberg im 21. Bezirk. Der Wiener und seine Übertreibungen. Kaum überquert er die Donau ist er schon im Ausland. Geht mir aber selbst auch immer so. Und ich lebe quasi neben dem Fluss. Ich kann praktisch von daheim nach Russland sehen, wie Sarah Palin. Zurück zum Wein. War der Satellit 2013 noch ein lupenreiner Grüner Veltliner, so ist der Satellit 2014 eine Cuvée aus Grüner Veltliner, Riesling und Sauvignon Blanc vom im fernen Ausland liegenden Bisamberg. Biodynamisch angebaut, im Stahltank ausgebaut und mit 11,5 PS ein ausgesprochenes Leichtgewicht. Und jetzt werde ich den Satelliten vom Berg holen und ihn von seinem banalen Schraubverschluss befreien.

Satellit 2014 SATELLIT steht in riesengrossen schwarzen Lettern in der Mitte des weissen Etiketts. Viel deutlicher kann man seinen Namen nicht mehr zeigen. Unterhalb der Jahrgang, 2014, und am unteren Rand Jutta Ambrositsch und Weissweincuvée aus Wien, Österreich. Was drin ist in dieser Cuvée muss man entweder wissen, oder sich auf die Suche danach machen und ein wenig recherchieren. Dafür liest man aber, dass es sich um veganen Wein handelt. Auf ein Rückenetikett wird generös verzichtet weil sowieso schon vorne alles drauf steht was so drauf sein muss. Bis auf das was drin ist. Wie auch immer. Verschlossen ist die dunkle Schlegelflasche mit einem Stelvin-Schraubverschluss und das war’s dann auch schon wieder mit Stil und Etikette. Der Rest ist in der Flasche. Und weil der Satellit bereits auf idealer Betriebstemperatur ist wird er jetzt ohne weiteres Vorgeplänkel einfach in seine neue Umlaufbahn verfrachtet. Atmen darf er wenn er dann im Glas ist.

Weisse Blüten, zart pikant

Sehr hell, wie ausgebleichtes Stroh, steht der Satellit mit feinen grünlichen Reflexen im Glas. Eher verhalten und leise ist der Duft der daraus hoch steigt. Mehr nach weissen Blüten als nach Steinobst riechend, etwas Apfel, Ogrosln (Stachlbeeren) und frisch gemähte Wiese. Sehr fein, zurückhaltend und fern von jeglichem Lärm in der Nase. Am ehesten der Sauvignon erkennbar wegen der zarten pikanten Note die über allem schwebt. Überraschend irgendwie die weisse Blütenaromatik die man nicht erwartet hätte ob der Rebsorten die verarbeitet wurden. Bisamberg auf blumig.

Knackig, fröhlich, leicht und klar

So blumig wie der Satellit in der Nase war, so blumig kommt er auch in den Mund. Auffallend ist eine resche Säure die für Leben sorgt, der Geschmack irgendwo zwischen Grüner Veltliner und Sauvignon Blanc. Man schmeckt beide, der Riesling hat das Nachsehen. Auf der Zunge äusserst klar, etwas gelbe Grapefruit, etwas grüner Apfel und eine zarte Pikanz. Am Gaumen eher würzig, nach Wiese und Heublumen. Es fühlt sich ungemein lebendig an im Mund, neckt mit einer dezenten salzigen Note an den Zungenrändern und sorgt für moderaten Speichelfluss. Der Satellit ist frisch, knackig, fröhlich, leicht und klar. Geht mit einer Aromatik ab die an einen Blumenstrauss erinnert, weiss, gelb, fein und ganz am Schluss mit einem kecken grünpikanten Stich. Als würde der Sauvignon das letzte Wort haben wollen, was er denn wohl auch hat.

Wein für Buschenschank-Experten

Nicht nur, dass der Satellit einerseits richtig neckisch auf der Zunge und am Gaumen ist, er ist auch brutal trocken. Da zieht an den Rändern eine grünpikante, herrlich salzig untermalte Spur vorbei, um sich in Windeseile in einer Wolke weissen Staubes aufzulösen. Dabei spürt man wie der Satellit sogar leicht rau über den Gaumen zieht und dort lange haften bleibt. Auf der Zunge selbst bleibt er ebenso lange frech und säurebetont stehen. Man spürt den Wein bereits im Abgang und hat doch noch immer gut zu tun um das knackig frische Steinobst zu verarbeiten. Vermengt mit einer lustigen Grapefruitnote ergibt alles zusammen eine ausgesprochen lebendige Mischung die für fröhlichen Trinkspass sorgt. Nicht ganz unbeteiligt daran sind die moderaten 11,5 Umdrehungen mit denen der Satellit seine Runden in der oralen Umlaufbahn dreht.

Nach wie vor bin ich ein wenig unschlüssig über das Mundgefühl. Ist es eher grünlich pikant oder mehr salzig? Auf jeden Fall ist es lustig, frisch und inspirierend. Es ist saftig und doch trocken, es ist griffig und dabei sehr klar, es ist frech und doch irgendwie blumig. Und es ist rassig. Der Trinkfluss ist enorm, auch dank der lässigen 11,5%. Der Satellit ist ein typischer Wiener Wein der nicht an philosophischen Exkursionen interessiert ist, sondern einfach Spass und Freude machen will. Bei einem Schmalzbrot oder einer Blunzn. Ein typischer “Heurigenwein” wie es ihn eben nur in Wien gibt, wenn man weiss was bei manchen Wiener Heurigen so ausgeschenkt wird. Ein rescher Wein, der, wie es unter Buschenschank-Experten heisst, zum “Beissen” da ist. Da knackt er auf, da bringt er Leben in die Bude. Da macht er Spass. Prost!

Tipp: Schrauber ab und rein ins Glas damit. Mit 10º verputzen. Zu typischem Heurigen-Buffet wie Schmalzbrot, Blutwurst oder Schweinebraten. Geht eigentlich zu allem was in der Vitrine liegt. Als Solist ein unprätentiöser Luftbefeuchter der für Stimmung sorgt.

Verkostet wurde ein Satellit 2014 von Jutta Ambrositsch aus Wien, Österreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet