Sauvignon Blanc Hochsteinriegl 2013

| 15. Januar 2015 Alles lesen

Die letzte Runde ist eröffnet. Heute steht der vorletzte Wein vom Weingut Wohlmuth am Tisch der Wahrheit, der Sauvignon Blanc Hochsteinriegl 2013. Die Ried Hochsteinriegl, welche seit 1803 in Familienbesitz ist, stellt die älteste Lage dar und war Anfang und Ausgangspunkt des Weinguts. Sie zählt mit einer Steilheit von bis zu 78% mitunter zu den steilsten die man im Sausal bewirtschaftet. Roter Schiefer dominiert die Lage die auf 480-520 Meter Höhe liegt. Spontanvergoren in 500l Fässern, danach Batonage und Reifung auf der Feinhefe hat der Sauvignon Blanc Hochsteinriegl hinter sich gebracht bevor er in die Flasche kam. Jetzt wird er seiner letzten Bestimmung zugeführt.

SB Hochsteinriegl Wie alle Etiketten des Jahrgangs 2013 zeichnet auch für dieses Prof. Ulrich Gansert aus Breslau/Schlesien, der heute als Maler, Fotokünstler und Theoretiker arbeitet, verantwortlich. Er hat das Bild, das jedes Jahr von einem anderen Künstler gestaltet wird entworfen, welches die “Schönheit der Gärten, Weinberge und Auwälder in der Mark Brandenburg, als Erinnerung an die Kindheit in den Gärten, Wäldern und Sümpfen dieser Gegend” für ihn symbolisiert. Getrennt wird das Bild wieder durch einen schmalen goldenen Balken unter welchem gross die Lage HOCHSTEINRIEGL und SAUVIGNON BLANC 2013 darunter steht. Ganz unten im weissen Teil wie gewohnt Kitzeck – Sausal – Österreich und im breiten schwarzen Bereich WOHLMUTH in weiss eingedruckt. Alles über die Lage, die Ernte und mehr steht am grossen weissen Rückenetikett. Für eine halbe Stunde kommt der Hochsteinriegl in die Karaffe um ein wenig Luft zu schnappen.

Pikante Schieferwürze

In hellem gelbgrün steht der Hochsteinriegl im Glas. Hüpfen einem direkt nach dem Einschenken unverkennbare Sauvignon Blanc Aromen in die Nase, so wird es mit einigen Umdrehungen plötzlich erheblich leiser. Pikant ist es einerseits, dabei aber auch relativ stark von Schiefer unterlegt. Frische grüne Wiese und ebensolche Äpfel riecht man, sehr viel Steingeröll und insgesamt ein richtig erfrischender Duft der aber keinen Lärm macht. Leicht versteckt dümpelt ein Bund getrockneter Gewürze im Hintergrund herum. Animierend, mundwässernd, frisch und saftig fühlt sich die Aromatik in der Nase an. Man spürt den Wein bereits im Mund noch bevor er dort angekommen ist.

Schiefer mit Führungsanspruch

Weich und rund strömt der Hochsteinriegl in den Mund und zeigt sich auf der Zunge vor allem würzig wie auch mineralisch. Man schmeckt den Schiefer der warm und herb die Führung beansprucht. An den Zungenrändern schmeckt man grünen Apfel und auch Stachelbeere, während in der Mitte stramm und dominant der rote Schiefer steht. Relativ würzig fühlt sich der Wein im Mund an, dabei geizt er nicht mit Frucht, nur schmeckt diese etwas verhaltener weil der Schiefer alles wärmend überlagert. Frisch ist die Säure die sich zeigt, animierend und wohltuend. Wie schon der Steinriegl kommt auch der Hochsteinriegl mit einer feinen Rauchigkeit am Gaumen daher, nur ist er noch ausgeprägter was Würze und Mineralik angeht. Was an den Zungenrändern abfliesst hat einen leichten Zitrustouch und fühlt sich einfach wunderbar an.

Grosses Autorenkino

Was beim zweiten Glas und zugenommener Zeit immer mehr in den Vordergrund tritt ist die Weichheit die der Hochsteinriegl mitbringt. Ganz abgesehen von der zunehmenden, in Rauch gehüllten Mineralik. In der Nase “spürt” man nach wie vor die pikante grüne Aromatik, während auf der Zunge und am Gaumen ein völlig anderer Film abläuft. Da ist es warm, da ist es würzig, erdig und rund. Keine Kanten, jeder Grat entfernt und trotzdem sehr geschliffen. Es ist ein dichtes Mundgefühl, aromatisch, kraftvoll, selbstbewusst. Beeindruckend ist die Tiefe die der Hochsteinriegl zeigt, komplex verschachtelt in seiner Struktur, dichtmaschig und doch so leicht zugänglich.

Gefährlich ist auch der Trinkfluss dieses Tropfens. Obwohl im Grunde viel zu schade um den Mund damit zu füllen, verleitet er dazu es zumindest zu versuchen. Um festzustellen, dass es einfach geil ist soviel Wein im Mund zu haben und zu spüren. Die Zunge ertränkt in einem Meer von würzigem Saft, der Gaumen benebelt von Rauch und Schieferdämpfen und ein Abgang, der als Anhang eine pikante Aromatik nach sich zieht die am Schluss in einem warmen wie auch feinem herben Nachklang endet. Sauvignon Blanc der alles “Typische” in sich führt, dieses aber nur weit enfernt von jeglicher SB-Brüllerei erahnen lässt. Hier steht der Boden im Glas, hier schmeckt und fühlt man was dieser abgibt und man ist erstaunt wie typisch untypisch feiner Sauvignon Blanc schmecken kann. Mehr spürbares als schmeckbares Erlebnis, wenngleich der Geschmack niemals zu kurz kommt. Ich werde immer mehr zum Fan und auch die 28 Euro werden mich nicht daran hindern, mehr Sauvignon Blanc zu trinken. Grosses Kino welches zeigt, dass sogar Blockbuster hohen Anspruch haben können. Ich mag den Wein.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein. Nimmt an der Luft zu. Um die 10-12º geniessen. Gegrillter Zander, Gemüseküche, sowie würzige und pikante Kreationen mag er. Als Solist ein wunderbarer Zeitgenosse mit Anspruch und Charakter.

Logo_wohlmuth_1C_neutral Verkostet wurde ein Sauvignon Blanc Hochsteinriegl 2013 vom Weingut Wohlmuth aus Kitzeck im Sausal, Südsteiermark, Österreich.

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