Schützner Stein 2012

| 27. März 2015 Alles lesen

Vor Kurzem hatte ich von den beiden Quereinsteigern Harald Pairits (Tontechniker) und Werner Ringhofer (Jurist) ihren Blaufränkisch Salvatore im Glas. Was die beiden da in die Flasche gezaubert haben war schlichtweg phantastisch. Heute verkoste ich einen weiteren Wein der Winzerei, so heisst das Weingut der beiden in Grosshöflein im Burgenland (Region Neusiedlersee-Hügelland). Der Schützner Stein 2012 ist eine Cuvée aus Sauvignon Blanc und Chardonnay, bei welcher der Chardonnay 14 Tage auf der Maische gelassen und der Sauvignon Blanc spontan, trüb und ohne Kühlung vergoren wurde. Aus diesem Grund wird der Wein auch als Orange Wine am Etikett ausgewiesen. Wenn das was nun in Kürze aus dieser Flasche raus kommt es nur in die Nähe dessen schafft was ich vor 14 Tagen bereits hatte, dann wird das wieder ein äusserst tolles und erfreuliches Verkostungsabenteuer. Ich bin gespannt wie ein Indianer-Bogen.

Schuetzen Im Gegensatz zum Etikett des Salvatore ist dieses hier nicht schlammgrün sondern schlicht und einfach schwarz. Das Grunddesign ist gleich geblieben, von oben schlängeln sich wieder unzählige Wurzelverästelungen hinab, welche auch hier in dunkelschwarz partiell lackiert sind. WINZEREI in weiss sorgt auf dem dunklen Stück Papier für noch mehr Kontrast und oben drüber stehen die beiden Namen der Winzer, Ringhofer und Pairits. Im linken unteren Eck in kupfer 2012 Schützner Stein und am rechten äusseren Rand (auf diese Weise erspart man sich ein separates Rückenetikett) findet man wieder das Nötigste was eben drauf sein muss. Als Hinweis jedenfalls SB + CH orange damit man wenigstens die Rebsorten weiss und dass es sich um einen Orange Wine handelt. Verschlossen ist die Flasche mit einem schwarzen Schraubverschluss. Für eine knappe Stunde wandert der gute Tropfen jetzt erst mal in die Karaffe um sich entsprechend akklimatisieren zu können. In der Zwischenzeit wird das Burgunderglas poliert.

Brioche, Blüten & ein Tick von Grün

Optisch nicht als Orange Wine erkennbar. In stark grünstichigem strohgelb steht der Schützner Stein im Glas und alles ausser orange kommt einem in den Sinn. Durchaus dezent ist das was an Aromen aus dem Kelch duftet. Man riecht sehr schön den Sauvignon Blanc mit seiner grünen Pikanz, welche jedoch sehr verhalten ist und keinesfalls Geschrei verursacht. Und man riecht auch das zart Buttrige des Chardonnays genau heraus. Einerseits recht blumig, andererseits leicht teigig. Ein feiner Duft von weissen Blüten, warmen Briochearomen und über allem steht ein kleiner Tick von Grün.

Weiss, steinig, trocken

Weich, rund und ausgesprochen mild fühlt sich der Schützner Stein im Mund an. Fast schon cremig. Es schmeckt eindeutig weiss, nach weissen Blüten die dem Wein einen feinen herben Touch auf der Zunge verleihen. Etwas Ananas, Dotterblume und Papayafrucht gesellen sich vorsichtig dazu. Nichts ist üppig, das Weisse macht den Tropfen griffig am Gaumen, dämpft die spärlichen Fruchtaromen und schmeckt so überhaupt nicht nach Sauvignon Blanc. Vielmehr ist es eine richtig aromatische Erscheinung die da auf der Zunge und am Gaumen agiert. Man spürt wie rund der Wein im Mund ist und merkt gleichzeitig wie seidig er über den Gaumen zieht. Auf der Zunge rund und saftig, am Gaumen weiss, steinig, trocken.

Von Orchideen, Magnolien und Lilien

Ich weiss ja nicht wieviel Sauvignon Blanc im Schützner Stein drin ist, aber so wie sich der Wein an der Luft entwickelt, wird er immer mehr zu einem weichen, wunderbar mineralischen wie auch extrem weissblütigen Chardonnay mit richtig tollen Kurven. Gekonnt gleitet er haarscharf an der Opulenz vorbei, lässt einen kurz seine Fettpölsterchen spüren und schon sind diese dank ihrer staubigen Trockenheit wieder weg und hinterlassen ein edel herbes Mundgefühl. Von Frucht ist so gut wie nichts mehr da, man kommt sich vor wie beim Floristen, eingetaucht in Orchideen, Magnolien und Lilien. Als würde man sich in einem Nebel von Blütenstaub befinden. Viel weisser geht nicht und wenn sich die Mineralik noch mehr durchgräbt wird das richtig staubig.

Auf den Lippen fühlt sich der Schützner Stein an als würde man eine Propolis-Pille lutschen. Weich, mollig, sinnlich. Auf der Zunge steht er mit dichtem Körper und zeigt beträchtlich Schmelz. Kaum ist er jedoch am Gaumen wird aus seiner Molligkeit ein feiner Tropfen der sich so trocken wie auch herb zeigt. Da bleibt er auch sehr lange haften, gibt seine steinige Aromatik nach und nach frei und jetzt erkennt man auch dezent agierende Nussaromen. Insgesamt schmeckt man mehr Chardonnay als Sauvignon Blanc, wenngleich eine gewisse grüne Pikanz erkennbar ist. Letztlich aber setzt sich die Mannschaft der Bäckereiabteilung mit Brioche, Nuss und Teig durch und auch die Blumenhandlung trägt das Ihre dazu bei, dass der Schützner Stein ein überaus floraler wie auch mineralischer Entspannungstropfen bleibt. Ich werde morgen nachverkosten und wette, dass der Wein dann trocken wie die Kalahari sein wird. 11,50 kostet dieses Abenteuer übrigens, was angesichts des Gegenwertes mehr als angemessen ist.

Tipp: Sollte für 60-90 Minuten in die Karaffe. Mit 12-14º aus dem grossen Glas geniessen. Macht locker Fleisch & Fisch an hellen Saucen sowie etwas üppigeren Gerichten mit. Als Solist ein milder, zur Entspannung geeigneter Begleiter.

Verkostet wurde ein Schützner Stein 2012 vom Weingut Die Winzerei aus Grosshöflein, Burgenland, Österreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet