‘Século’ Cepas Viejas 2011

| 30. Mai 2013 Alles lesen

Schon einmal etwas von Mencia gehört? Das ist eine rote Rebsorte aus dem Nordwesten Spaniens und wir haben heute einen am Tisch der Wahrheit stehen. Der Mencia ‘Século’ Cepas Viejas 2011, so heisst er vollständig, ist von Victor Robla, dem Besitzer von Viños de Arganza in Toral de los Vados, Spanien. In den Weinbergen von Bierzo stehen die uralten Reben welchen dieser Tropfen, der im Edelstahltank ausgebaut wurde und dort bis zur Flaschenfüllung auf der Feinhefe vor sich hinreifte, entstammt. Viños de Arganza ist, nebenbei bemerkt, eines von nur drei Weingütern Spaniens das energieeffizient zertifiziert ist. Wir sind schon neugierig was uns erwartet, weil wir selbst noch keinen Mencia getrunken haben und machen uns daran das ein für allemal zu ändern.

Seculo Das Etikett das auf der Flasche des Século klebt wirkt verspielt und erinnert auf den ersten Blick an Fasching oder Kindergeburtstag. Auf den zweiten sieht man aufwändig partiell lackierte bunte Steine an einem feinen Geflecht befestigt hängen. Und wieder fällt einem das Kinderzimmer ein in welchem man solche Dinge an die Decke hängt um für ‘leichte Unterhaltung’ zu sorgen. Rechts unten steht SÉCULO in Kapitalen, sowie die Rebsorte und die Herkunft D.O. Bierzo, das Weinbaugebiet in der Provinz León.

Am hinteren Etikett ein wenig Information über den Wein selbst, der Rest des Platzes wird für allgemein Vorgeschriebenes in Anspruch genommen. Zusätzlich ist ein extra Kleber der lokalen Regulierungsbehörde Consejo Regulador angebracht. Damit einem der Século nicht gleich voll ungestümer Freude anspringt darf er ein wenig in der Karaffe seine Kreise ziehen, um sich zu sammeln und ausgehfein zu machen.

Johannisbeeren und dunkle Gewürze

Ziemlich dunkel steht der Século im Glas, blitzt an den Rändern bläulich-rot auf und zieht fette Schlieren die Wand hinunter. In die Nase hüpfen einem saftige schwarze Johannisbeeren, auch Heidelbeeren. Begleitet von einer braunen Würze. Gewürznelken spielen mit und mit der Zunahme von Luft und öfterem Schwenken entwickelt sich ein erdig-fruchtiges Schauspiel in der Nase. Die Beerenfrüchte graben sich immer tiefer in diesen dunkelwürzigen Duft ein, werden leiser aber deswegen nicht lautlos. Alles wirkt kraftvoll und vor allem richtig konzentriert. Trotz der Power die man riechen kann steht der Duft relativ kühl im Glas und macht neugierig ob das im Mund so fortgesetzt wird.

Schaurig-schönes Säurespiel

Caramba, da ist was los auf der Zunge. Kraftvoll, beladen mit resoluten Gerbstoffen und einer Fruchtwürze steht der Século wie eine Eins auf ihr und macht sich wichtig. Man schmeckt intensiv schwarze Johannisbeere und spürt gleichzeitig die Tannine über die Zunge rieseln. Weil das aber lange noch nicht reicht um auf sich aufmerksam zu machen, darf man sich zusätzlich noch über ein äusserst attraktives und lebendiges Säurespiel freuen. Da steht etwas richtig ‘Erwachsenes’ im Mund, benimmt sich auch erwachsen und ist alles andere als ‘nur’ ein kleiner junger Hüpfer der mal einen auf ‘Gross’ machen will. Der Século packt zu, fühlt sich konzentriert an, ist frech, versprüht feurigen Charme auf der Zunge und verblüfft mit seiner frischen Art auf schaurig-schöne Weise.

Kleiner Wein ganz gross

Für mich fühlt sich der Século wie eine Mischung aus jungem Zinfandel und rassigem, schlankem Blaufränkisch an. Einerseits würzig, etwas ‘nelkig’ und andererseits frisch-fruchtig und auch gewissermassen mineralisch mit einem Schuss ‘Pfeffer’ versehen. Der Wein wirkt leicht obwohl er Kraft hat, fühlt sich feingliedrig an und macht nach knappen zwei Stunden an der Luft einen richtig losgelösten Eindruck. Da ist auf der einen Seite ein Gerbstoffgerüst das Struktur verleiht und auf der anderen Seite steht eine straffe Säure, die den Wein ohne Zweifel als frech durchgehen lässt. Dazwischen spielen Johannis- und Heidelbeeren unbekümmert mit braunen Gewürzen auf der Zunge. Multikulti sozusagen. Am Gaumen hinterlässt der Século sowohl eine saftige Fruchtspur wie auch einen wunderbar zartherben Film, der noch lange nach dem Abgang fühl- und schmeckbar ist.

Der Século ist kein weichgespülter Wein der um jeden Preis gefallen will und macht gerade deswegen ganz grossen Spass. Da ist Frucht, da sind ‘echte’ Gerbstoffe, da ist Würze und ein Schuss Fruchtsüsse kombiniert mit Pfeffer im Mund. Da freut sich die Zunge über subtile Rasse und der Gaumen über mehr als nur banalen Pseudocharakter. Der Século macht Spass, bringt Leben in den Mundraum und erfrischt an heissen Tagen wie nur Weniges was ‘rot’ ist und aus Spanien kommt. Mit seinen 13% ist er moderat im Alkohol, fühlt sich leichter an und ist trotzdem kräftig genug um nicht als Leichtgewicht abgetan zu werden. Wenngleich er sich so trinkt und trinken lässt. Knapp 7 Euro machen diesen Tropfen zu einer echten Mezzie und wer ihn noch billiger will, der bestellt am besten 12 davon, um 4,99 die Bottle. Wer da noch in den Supermarkt läuft um 17 Cent zu sparen, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Das ist Alltagswein mit Persönlichkeit, Charakter und Profil.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein. Unbedingt leicht gekühlt, bei ca. 16º geniessen. Dann macht er richtig Spass. Gebratenes vom Schwein und Rind, sowie kräftige Wurstwaren oder Kalte Platten begleitet er bravourös. Solo ein erfrischender Rotwein für die heissen Tage des Jahres.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: Mencia ‘Século’ Cepas Viejas 2011
Winzer: Viños de Arganza
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2013+
Anbau: Konventionell
Ausbau: Edelstahlstank
Besonderes: Von alten Buschreben
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

Stichwörter: , , , , ,

Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet