Strohmeier Rosé Sekt

| 24. August 2014 Alles lesen

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde hier der Schilcher von der Wein & Sektmanufaktur Strohmeier aus St. Stefan o. Stainz in der Steiermark verkostet. Heute steht wieder ein Schilcher der Familie Strohmeier am Tisch der Wahrheit, nur sind heute Blasen drin. 100% Blauer Wildbacher, das ist jene Rebsorte aus welcher der berühmte wie auch berüchtigte Schilcherwein hergstellt wird. Handgerüttelt, über Jahre auf der Hefe dahin gedümpelt bis er dann endlich abgefüllt wurde. Ungeschwefelt, reine Handarbeit, Natur pur. Keine Dosage, Brut Nature, knochentrocken. Und das aus der schönen grünen Steiermark. Der Sekt Rosé von Franz Strohmeier tritt an um zu beweisen, dass Blauer Wildbacher völlig anders ist und gerade deshalb höchst spannend sein kann.

Rosésekt Dem Inhalt perfekt angepasst, klebt auf der Flasche ein rosa Etikett. Rund, aus einer Form gestanzt und der Schale einer Muschel (Schnecke) gleichend. Als Hinweis auf die teils fossilen Böden der Landschaft. In der Mitte schlicht und einfach STROHMEIER und unterhalb rosé. Am Rand der hübschen Weinbeklebung zieht im Halbkreis Schilchersekt – Handarbeit nach traditioneller Flaschengärmethode die rechte Seite hoch. Das war’s dann vorne auch schon, der Rest findet sich am Rückenetikett. Auf diesem ebenfalls in rosa gehaltenem Stück Papier steht alles Wichtige. Ganz oben STROHMEIER-ROSÉ-SEKT und unterhalb die Rebsorte Blauer Wildbacher. Sehr informativ der Hinweis wann degorgiert wurde (Jänner 2014) sowie dass nur natürlich gebildete Sulfite drin sind. Nichts wurde zugesetzt. Den Flaschenhals ziert ein kleines Booklet in dem alles über den Sekt an sich, über die Philosophie dahinter, die Herstellung und den richtigen Genuss betreffend Glaswahl und Trinktemperatur angeführt ist. Service am Kunden, besser geht’s nicht.

Mandeln, Hefe & Blaue Beeren

Nicht rosa, sondern kraftvolles blutbraunorange leuchtet aus dem grossen Glas (explizit empfohlen) heraus. Feines Mousseux an der Oberfläche. Das Riechorgan versucht den ersten Eindruck a) zu verarbeiten und b) einzureihen. Geht aber nicht weil es so vollkommen anders riecht. Da sind Blaubeeren und darüber liegen Ribiseln und vor allem deutliche Mandelaromen. Man spürt förmlich die Hefe in der Nase, versetzt mit ein paar Stücken getrockneter Orangenschalen. Und plötzlich schiesst es einem wieder ein. Das riecht nach SCHILCHER! So man die Sorte Blauer Wildbacher bereits kennt und sie schon einmal gerochen hat. Wie frischer Schilcherwein, nur perlt alles in der Nase.

Britischer Humor ist nass dagegen

Auch im Mund ist der erste Eindruck kilometerweit von dem entfernt, was man sich von herkömmlichen Blubberweinen erwartet und vorstellt. Blauer Wildbacher ist eigen und erfordert schon eine gewisse Offenheit von seinem Trinker. Wer ihn nicht kennt wird staunen ob des unbekannten Geschmacks, wer ihn bereits für sich entdeckt hat, der wird blind erkennen was da im Mund ist. Weich kommt der Sekt auf die Zunge und plötzlich merkt man wie furztrocken der Stoff ist. Und wie wahnsinnig elegant der herbe Touch ist den er mit sich führt. Phänomenal. Eine Perlage die stundenlang die Zunge massieren könnte, endlos, weil sie so fein und sanft ist. Und erst am Gaumen. Da atmet man den Sekt förmlich in den Rachen rein. Erst jetzt beginnt man den Sekt zu ‘schmecken’. Zuvor war man nur mit spüren beschäftigt. Man schmeckt Ribisel, man schmeckt etwas Orange und einen Hauch von Mandel. Man nimmt die Dichte im Mund wahr, man spürt den Druck den er am Gaumen ausübt und ist erstaunt wie lange der rosa Sprudel im Nachhall ist.

Blubberwein wie ein Naturschauspiel

Hat man sich erst einmal (so Schilcher eine Premiere ist) auf diesen Geschmack eingestellt, merkt man nach und nach welch phantastisch andere Aromenspiele es noch gibt in der Welt der Blubberweine. Man geniesst hier eine Herbheit die in feinstem Zwirn auftritt, die elegant und distinguiert wirkt. Man spürt wie knackig frisch alles im Mund ist, wie harmonisch die ‘unbekannten’ aber doch fruchtigen Aromen mit den feinen Gerbstoffen eine Einheit ergeben. Und wie attraktiv die Säure im Hintergrund den Takt angibt. Sind es die Orangen oder doch die Mandeln die am Ende übrig bleiben? Es sind die Mandeln, mit ein paar Raspeln der orangen Schale. Und einer Trockenheit die richtig Eindruck schindert. Man spürt es ist feucht und merkt, dass es brutal trocken ist, während man noch denkt etwas Flüssiges im Mund gehabt zu haben.

Was den Sekt rosé aus dem Blauen Wildbacher so anders macht, ist seine gesamte Aromatik. Die ist weitgehend unbekannt wie auch ungewohnt. Man ist permanent gezwungen in der privaten Geschmacksbibliothek zu blättern und findet trotzdem nicht wonach man sucht. Man kennt zwar die Aromen, man weiss sie zu identifizieren, doch kennt man sie nicht in Verbindung mit dem Mundgefühl und dem Geschmack, den Blauer Wildbacher hinterlässt. Zu vielschichtig, zu vielfältig ist alles, dazu noch unbekannt und obendrein noch intensiv, obwohl man Würze, Erde, Frucht und Säure problemlos definieren kann. Ein Blubberwein wie ein Naturschauspiel. Anders auf der Zunge, anders am Gaumen, anders in der kompletten sensorischen Wahrnehmung. Beeindruckend und so unvergesslich, dass man in Zukunft blind erkennt wenn man es wieder schmeckt und spürt. Definitiv keine Partybrause, hier ist Anspruch und Klasse die erobert, zelebriert und respektiert werden will. Sprudel für Könner und Weinabenteurer.

Tipp: Grosses Glas wird empfohlen, Trinktemperatur um die 12-13º. Blubberwein der einfach ideal zur Erkundung ohne alles einlädt.

Verkostet wurde ein Rosé Sekt von der Wein & Sektmanufaktur Strohmeier aus St. Stefan o. Stainz in der Steiermark, Österreich.

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