Tongue Pogo 2013

| 25. November 2014 Alles lesen

Ende Gelände. Die Wildschweine aus dem Gehege von Marco Giovanni Zanetti wurden allesamt erlegt verkostet, die Bombe wurde gestern in die Luft gejagt und heute wird zum Abschied noch einmal richtig abgerockt. Mit dem Pogo, einem Tanz der in der Punk-Szene entwickelt wurde und bei dem es ziemlich wild abgeht. Nur dass dieser Tanz nicht auf dem Boden, sondern auf der Zunge stattfindet. Der TONGUE POGO 2013, so heisst der Wein des Winepunks, soll nämlich genauso frisch und knackig wie der Tanz selbst sein. Eine Cuvée aus Glera, Muskateller, Sauvignon Blanc, Weissburgunder und Friulano ist das Teufelszeug und wenn der Saft nur annähernd an all die anderen von Marcos Sortiment heran kommt, dann ist wieder grosser Zirkus angesagt.

Tongue Pogo Wie schon das Etikett der Mouth Bomb ist auch jenes des Tongue Pogo in rustikalem Retro-Design gestaltet. Ganz oben steht wieder Satisfaction 100% WINEPUNK um gleich zu verkünden was Sache ist und in der Mitte prangt in überdimensionalen, dicken fetten Lettern TONGUE POGO auf der rauchig-braunen Weinbeklebung. Von unten ragt eine grüne Faust in den Namen rein, die wohl für die Power der Essenz stehen soll. Darin auch 2011, der Jahrgang wie mit Filzstift hingekritzelt. Links aussen ‘klebt’ ein grünes Siegel mit dem Aufdruck Made with Passion – Crisp & Sappy, was soviel wie knackig und saftig heisst. Rückenetikett gibt es auch hier keines, was über den Wein sonst noch zu wissen ist steht hochkant am äusseren rechten Rand. Dabei fallen die 12 PS sehr angenehm auf und lassen auf ein frisches wie auch leichtes Trinkvergnügen schliessen. Dazu wird der Tropfen jetzt von seinem Schraubverschluss befreit und in aller Frische ohne weiteres Vorspiel zum wilden Tanz gebeten.

Duft zum Sabbern

In relativ hellem strohgelb dreht der Tongue Pogo seine Kreise im Glas. Kaum steckt der Riechkolben drin hüpfen einem frische Stachelbeeren, grüne Äpfel und gelbe Grapefruit in die Nasenflügel. Ungemein frisch, richtig knackig und total mundwässernd zieht sich diese Duftkombi die Nase hoch und schleift auch noch eine wunderbare Würze hinter sich her. Man möchte auf der Stelle in diesen Wein rein beissen und tut sich schwer den Speichelfluss zu unterdrücken. Saftig, frisch und knackig beschreibt das Dufterlebnis wohl am treffendsten. Mir steht das Wasser jetzt bereits bis Oberkante Unterlippe.

Knackig, resch & richtig rassig

So wie es gerochen hat, so schmeckt es auch. Zuerst kommt eine mehr als knackige Säure zum Vorschein und nimmt sich sofort der Wangeninnenseiten an. Um sich dann über die Zungenränder her zu machen und sie so richtig ‘anzustechen’. Stachelbeeren tanzen beschwingt auf der Zunge auf und ab, reife Äpfel mischen mit und eine steinige Mineralik sorgt für Charakter. Es ist wohl mehr als treffend diesen Tropfen als ‘resch’ zu bezeichnen, so sagen wir in Österreich zu Weinen die richtig knackig und kernig sind im Mund. Es schmeckt tropisch einerseits, sehr viel Zitrusfrucht und eine Handvoll Litschis sorgen dafür. Was die Säure angeht dreht diese mächtig auf und haucht dem Tropfen Rasse ein. Da geht in der Tat ein Tanz im Mund ab und die Zunge leckt sich immer wieder selbst ab weil sie nicht genug von diesem Saft bekommen kann. Eine schöne Würze rundet das Geschmackerlebnis stimmig ab und würde man es nicht besser wissen, man würde glatt an einen richtig reschen Grünen Veltliner denken.

Einfach, unkompliziert & ehrlich

Zu all seiner frischen Fruchtigkeit, zu all seiner knackigen Charakteristik gesellt sich beim Tongue Pogo aber auch ein leiser Hauch von würziger Herbheit am Gaumen. Es ist nicht nur banal fruchtig und kreischend laut, es ist auch richtig saftig, hat Kraft und Textur und sorgt dank der steinigen Mineralik für ein sehr harmonisches Gesamtbild. Dominierend sind definitiv die Stachelbeeren und ein ganzer Korb voll frischem Steinobst, unterfüttert von reichlich Zitrusfrüchten. Die Säure ist mit Sicherheit für den Namen verantwortlich, denn dieser Tanz auf der Zunge ist alles andere als Walzer oder Tango. Hier wird gerockt, gehüpft und abgesprungen. Alles ohne Plan, ohne Choreographie und ohne Rücksicht auf Verluste. Tongue Pogo macht seinem Namen alle Ehre und versteht es gekonnt sowohl Zunge wie auch Gaumen mitzureissen. Im Nachhall eher würzig-mineralisch, aber niemals auch nur im Ansatz das grandiose Säurespiel aus den Augen verlierend.

Tongue Pogo & California Maki Und weil auch beim letzten Wein des Marco Giovanni Zanetti nicht auf feststoffliche Begleitung verzichtet werden darf, gibt es gemäss Empfehlung reichlich Zeugs japanischer Abstammung. Frisch gerollt, gewürzt und mundgerecht geschnitten. Wie üblich war der Tipp der Hammer und der Tongue Pogo nimmt es sogar locker mit Ingwer und Wasabi auf. Passt perfekt und gibt den Reiskreationen den gewissen Kick mit seiner frischen Säure mit. Die Fruchtigkeit wird etwas gedämpft, was aber in Verbindung mit den Makis kein Nachteil ist. Alles harmoniert sehr schön im Mund und lässt sich gegenseitig genug Platz zur eigenen Entfaltung. Insgesamt ist zum Tongue Pogo zu sagen, dass er ein echter Zechwein ist und sich so frisch wie unkompliziert wie einfach und lustig weg trinkt. Wer auf resche Grüner Veltliner mit Fruchtbegleitung steht der wird auch den Tongue Pogo lieben. Nichts Grosses, dafür aber umso lustiger und fröhlicher, weil einfach zum Verputzen gemacht. Nix mit Philosophie und sonstigem Anspruch, einfach da um weg gemacht zu werden. Die schlanken 12% machen alles nur noch einfacher und den Tropfen zum idealen sommerlichen Luftbefeuchter. Persönlich gehören Marco Giovanni Zanettis Weine für mich zu den Entdeckungen des Jahres. Weil sie einfach, unkompliziert und ehrlich sind. Gaukeln nichts vor was sie nicht sind und machen genau den Spass, den man sich wünscht wenn man einmal nicht über Anspruch und Message nachdenken will. Weine zum Trinken, nicht zum Diskutieren. Daumen hoch dafür!

Tipp: Runter mit dem Schraubverschluss und ab ins Glas damit. Um die 10-12º sind ideal. Zu Sushi, Sashimi, Maki und sonstigem japanischen Reis-Fisch-Nudelzeugs. Oder einfach als fröhlicher Luftbefeuchter wenn es drinnen wieder mal zu trocken ist.

Mit dem Norden hat der Tropfen aus dem Süden nichts am Hut, aber was die Religion angeht ist er wahrlich not too bad.

Wildsau Verkostet wurde ein Tongue Pogo 2013 von Marco Giovanni Zanettis Projekt WINEPUNK aus einem 2,5 ha großen Weinberg, welcher im Jahr 2000 als Versuchsanbau angelegt wurde. Die Trauben für diese Weine werden zugekauft und von ihm und Marco Bernabei vinifiziert.

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Kategorie: Verkostet, Zio Porco Wines (I)