Viña Pedrosa ‘Reserva’ 2007

| 25. Oktober 2013 Alles lesen

Lange hat es gedauert bis ich diese ganz besondere Flasche der Bodegas Hnos. Pérez Pascuas öffnen konnte. Im November 2010 hatte ich bereits das Vergnügen die Crianza und dann, im Jänner 2013, auch noch die ‘Spezialcuvée’ La Navilla kennenlernen zu dürfen. Die Viña Pedrosa Reserva 2007 musste letztlich fast das ganze Jahr auf ihren grossen Auftritt warten. Umso grösser ist heute die Freude, diese ‘echte’ Reserva aufzumachen. Echt deshalb, weil hier nicht nur die unbedingt erforderliche Lagerzeit den Status einer Reserva ausmacht, sondern weil diese nur von den besten Parzellen des Betriebes, von alten Rebstöcken, wo sie schon am Stock händisch selektioniert wurden, stammt. Um dem Ganzen auch noch den letzten Tick zu verleihen, wurde sie mit 10% Cabernet Sauvignon verfeinert. Nun steht sie am Tisch der Wahrheit und ich freue mich schon riesig diese grosse Reserva endlich verkosten zu dürfen.

Viña Pedrosa Reserva 2007 Konsequent dem Corporate Design folgend, ziert auch diese Flasche das hohe, klassisch gestaltete Etikett, das so ‘typisch’ spanisch aussieht. Würde man neutrale Begriffe einsetzen und müsste man dann raten, man würde ohne zu überlegen Spanien sagen. Ganz oben das Wappen, darunter wie gewohnt Viña Pedrosa in geschwungener Typo und unterhalb Reserva. Dazwischen die Anzahl der abgefüllten Flaschen (42.590) und die aktuelle Flaschennummer eingedruckt. No.10971 ist die meine. Unterhalb noch alle wesentlichen Informationen und wie gehabt, alles von einem goldenen Rahmen eingefasst. Ausserhalb davon, ganz unten, steht der Jahrgang. Das Rückenetikett informiert über den Wein im allgemeinen und man findet auch den Hinweis darauf, dass die Reserva 24 Monate im Barrique verbracht hat. Unterhalb noch ein kleines Extralabel mit dem Siegel der Denominación del Duero. Für eine halbe Stunde wandert die Reserva in die Karaffe um ein wenig Luft zu schnappen, bevor sie in die Gläser kommt.

Dunkelwürzig & orientalisch

Dunkelrot wie Stierblut steht die Reserva im Glas. An den Rändern blitzt sie in hellem kirschrot auf. Der erste Eindruck in der Nase ist gewaltig. Dicht fühlt es an, voll im Saft stehend. Es riecht nach braunen Gewürzen mit einem ordentlichen Schuss Vanille drüber, man riecht Nelken und Erde, ein mehr als eleganter Touch Holz dümpelt nebenher. Man will reinbeissen in diesen Duft, sich eingraben darin, will ihn ganz tief und lange einatmen, so betörend kraftvoll ist er. Alles riecht ungemein reif, saftig, voll und intensiv, ohne dabei aber auch nur den Hauch von laut zu sein. Schwarze Johannisbeeren und ebensolche dunkle Waldbeeren verleihen der Reserva zusätzlich noch so etwas wie eine ‘fruchtige’ Note im dunkelwürzigen, leicht orientalisch wirkenden Bukett.

Schlank, lebendig & erfrischend

Erstens, rieselt es höchst elegant im Mund. Zweitens, fühlt es sich herb an am Gaumen und man könnte meinen eine Bitternote zu schmecken. Drittens, ist da eine Säure mit im Spiel, welche in Kombination mit den Gerbstoffen eine richtig frische und lebendige, mit Kanten versehene Charakteristik offenbart. Auf der Zunge fühlt sich die Reserva einerseits sehr weich und rund an, spielt man jedoch mit ihr, so spürt man auf der Spitze diese pulsierende Säureader und ist erstaunt in welch enger Bahn sich der Wein seinen Weg über die Zungenmitte sucht. Dabei entledigt er sich an den Lippenrändern wie auch an der Wangeninnenseite seiner feinen Gerbstoffe, lässt quasi einen supersoften Feinstaubfilm darauf zurück und zieht in frischer, fast schon fruchtig wirkender Mineralität über den Gaumen. Von Holz merkt man so gut wie gar nichts, nur ein ganz leichter Hauch weht durch den Mund und löst sich sofort im schlanken Körper mit seinem dunkelwürzigen Aromenspiel auf. Eine Fatamorgana könnte es nicht besser.

Vanille, Zimt & Nelken

Was mich persönlich an dieser Reserva begeistert ist ihre Gerbstoffstruktur wie auch ihr schlanker Körper. Wer Supermarkt-Reservas kennt empfindet diese hier als mager, obwohl genug Power im Hintergrund präsent ist. Keine Spur von Süsse, von Pampigkeit oder banaler marmeladiger Mundfülle. Hier zeigt sich alles in einer spröde wirkenden Eleganz, fast schon zerbrechlich wirkend im Mund. Die Zunge stemmt den Wein wie eine Hantel die gerade 100 Gramm hat und der Gaumen fühlt sich von feinstem Nebel eingelullt. Und doch hat das was übrig bleibt enorme Länge, ebensolche Dichte und hallt ewig lange nach. Was bleibt ist ein Gefühl von dunkelbeerigem und dunkelwürzigem Geschmack auf der Zunge. Während der Gaumen vom nächsten Maul voll Wein träumt und ihm voller Gier entgegen fiebert.

Nach knapp 90 Minuten an der Luft wird die Reserva kompakter, saftiger und kraftvoller. Nach wie vor sehr schlank auf der Zunge, doch in ihrer Konsistenz dichter. Die Gerbstoffe nach wie vor so fein, dass man nicht genug davon bekommen kann. Die Säureader nach wie vor frisch, agil, belebend. Etwas Grosses, das sich bewusst klein macht und einzig ihrem ‘Herrn’ dient. Reserva vom Feinsten, für Zunge wie Gaumen. Versehen mit einem Hauch Orient dank seiner braunen Gewürze und Vanillenoten, welche sich mit Zimt und Nelke zu einer leicht süsslich-rauchigen, animierend herben und betörend vielschichtigen Persönlichkeit verwandeln. Um 35 bis 40 Euro im Fachhandel zu beziehen, bis weit in die 20er ein Garant für höchsten Weingenuss. Muss man getrunken haben.

Tipp: 60-90 Minuten in der Karaffe sind ideal. Danach geht er richtig auf. Am besten bei 16-18º. Zu spanisch inspirierter Küche sowieso, zu kräftiger Fleischküche, kurz gegrillt und lang gebraten. Absoluter Kracher zu mexikanischen Quesadillas und Sincronizadas. Als Solist ein Wein für die elegantesten Stunden des Lebens.

Verkostet wurde ein Viña Pedrosa ‘Reserva’ 2007 der Bodegas Hnos. Pérez Pascuas aus Pedrosa de Duero, Spanien.

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