Weisser Burgunder 2008 “Gutsabfüllung”

| 24. August 2011 Alles lesen

Der (leider) vorletzte Wein aus dem Kiefer-Sortiment gehört zu den Kronjuwelen des Weinguts. Dabei handelt es sich um den Weissen Burgunder “Gutsabfüllung” vom Jahrgang 2008.

Ein Wein auf den ich mich schon sehr gefreut hatte. Waren doch die bereits verkosteten Weiss- und Grauburgunder exzellente Weine. Nun stand also das Luxusmodell zur Verkostung bereit.

Abgefüllt in der klassischen Burgunderflasche mit jenem Etikett mit dem ich mich nie anfreunden werde können. Aber das ist auch nicht notwendig, habe ich es bereits mit den Inhalten getan. Nur das zählt. Trotzdem, ein wenig mehr Pepp würde einerseits dem Stück Papier gut tun und andererseits dem Wein gerechter werden. Er hätte es sich verdient.

Gold im Glas

Im Glas funkelt dann reines Gold, tief, dicht und kitschig schön. Die Farbe ist dermassen stark, dass man den Körper dieses Weins “sehen” kann. Ein Erlebnis und unheimlich schönes Schauspiel. Nachdem sich die Säure an die Oberfläche “verperlt” hat sieht es im Glas fast ölig aus. Grüne Reflexe blitzen frech auf.

In der Nase dann eine Überraschung. Nobel zurückhaltend, fast schüchtern. Man hätte mehr erwartet, mehr Intensität, mehr Lautstärke, mehr von allem. Aber nichts davon passiert. Die Aromen strömen sehr dezent und filigran aus dem Glas und drängen sich in keinster Weise auf. Was auffällt ist eine fruchtig-rauchige Note. Und eine gewisse “Entschleunigung”. Langsam wenn man will. So riechen “langsame” Weine. Kein Gebrüll in der Nase sondern ein komplexes und vielschichtiges Bukett.

Nobel, rauchig, ungewöhnlich

Im Mund präsentiert sich die “Gutsabfüllung” mit einer frischen und lebendigen Säure die weiss wie man sich bemerkbar macht. Fette, reife Früchte wie Mango und Ananas breiten sich wohlig warm aus und umspielen sanft den Gaumen. So frisch säurebetont der Weissburgunder ist, so vorsichtig und verhalten ist er mit der Freisetzung seiner Aromen. Ein tolles Mundgefühl macht sich breit und man spürt wie die Frucht vollkommen weich aus der rauchigen Ummantelung heraus tritt. Ein weiteres “Feature” dieses Weins der nicht nur Frucht sondern auch Rauch in seiner Palette hat. Ungewöhnlich, eigenwillig, aber faszinierend und richtig gut schmeckend. Man merkt, dass hier, spontanvergoren, gezielt auf “Terroir” gearbeitet wurde.

Grosses Geschmacks-Kino

Der Weissburgunder hat echt Schmelz und eine Dichte die einen mit der Zunge schnalzen lässt. Die 13,5% Alkohol verstehen sich zu benehmen und präsentieren sich relativ risikofrei. War der “Dreistern” schon ein richtig toller Weine, so ist die “Gutsabfüllung” ganz, ganz grosses Kino. Dieser Tropfen kommt wie eine waschechte Spätlese daher. Ölig aber mit guter Säure, fett ohne zu kleben und trotz seines Körpers und seiner Dichte leicht und vor allem trocken bleibend. Ein wahrlicher Genuss und ein tolles Geschmackserlebnis. Ein richtiger “Hammer-Wein”. Dafür krame ich meine “Fan-Fahne” heraus und schwenke sie euphorisch.

Euro 13,80 sind für die “Gutsabfüllung” ein absolut moderater Preis. Nichts für den täglichen Tisch aber auch nichts was ein Loch in die Kasse reisst. Diese Investition sollte man sich gönnen, erhält mal als Gegenwert nämlich einen wirklich grossen Wein.

Tipp: 8-10ºC Trinktemperatur sind ideal. Der Wein braucht Kühle. Und sonst: Einfach aufmachen, einschenken und entspannt geniessen.

Verkostet wurde ein Weisser Burgunder 2008 “Gutsabfüllung” vom Weingut Kiefer aus Eichstetten am Kaiserstuhl, Deutschland. Ein Kronjuwel des Kieferschen Burgunder-Sortiments.

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