Weisser Burgunder Handwerk 2014

| 27. August 2015 Alles lesen

Im Februar 2012 hatte ich den Weissburgunder ‘Handwerk’ 2010 von Sven Leiner aus Ilbesheim in der Pfalz zur Verkostung. Heute, steht sein Weisser Burgunder ‘Handwerk’ 2014 im Zuge des Themas Klein & Fein am Tisch der Wahrheit und hat sich der selben Prozedur zu unterziehen. Spontan vergoren, im Stahltank ausgebaut und selbstverständlich bio, wie alles was von Sven Leiner in die Flaschen kommt. Kenner wissen, dass Weine der Linie Handwerk den Gutsweinen zuzuordnen sind. Von kalkigen Lehm- und Tonböden stammt sein Weisser Burgunder, von dem schon der Jahrgang 2010 vollständig zu überzeugen wusste. Ob das auch der Jahrgang 2014 schafft, ob er anders ist und wenn ja wie, dem wird jetzt ausführlich auf den Grund gegangen.

Weisser Burgunder Handwerk Auch das Etikett das auf der Flasche des Weissburgunders 2014 klebt ist in seiner Stilistik, was die Farbgestaltung angeht, jenem des 2010er Jahrgangs ähnlich. Es ist nur leicht modifizert worden und wirkt insgesamt ein wenig abgespeckter. Keine schwarzen Punkte mehr, alles ist auf die Farben weiss und orange reduziert. Wie gehohnt die fetten Fingerabdrücke im unteren Teil und in den drei feinen Linien Weißer Burgunder gross aufgedruckt. Unterhalb in orange - handwerk - in Schreibmaschinentypo und der berühmte Nützling der auf keinem Etikett Sven Leiners fehlen darf. Der Mitarbeiter des Monats – so nennt Sven Leiner seine Nützlinge – ist in diesem Fall ein Coccinellidae, auch unter dem Namen Marienkäfer bekannt. Oben, und hier dürfte es sich um die erste Evolution des neuen Designs handeln, ist noch das Logo vom Weingut aufgedruckt, welches offensichtlich noch ein altes ist, weil ab 2013 eigentlich schon neue verwendet werden, die rein auf den Namen reduziert sind. Aus Erfahrung weiss ich, dass Sven Leiners Weine gerne Sauerstoff aufnehmen und deshalb darf der Weisse Burgunder Handwerk auch für eine Stunde in der Karaffe seine Runden drehen.

Von der Butter und der Nuss

Ein kräftiger grüner Schimmer überzieht das helle strohgelb das im Glas seine Kreise zieht. In der Nase duftet der Weisse Burgunder Handwerk richtig pikant, grüne aufgeschnittene Apfelscheiben verspritzen ihren frischen Saft, etwas Birne ist dabei und alles wirkt extrem erfrischend. Es ist ein lebhafter Duft, nicht laut, aber doch ausgeprägt genug um den Mundraum etwas wässrig zu machen. Mit schwenken wird es einerseits leiser im grossen Glas, andererseits kommen dezente Butter- und Nussaromen zum Vorschein. Jetzt dreht es mehr Richtung typische Burgunderwürze und fühlt sich enorm wohltuend im Riechorgan an. Sortentypischer Geruch, Wohlfühlfaktor inklusive.

Cremig, weich & mild wie Lutschpastillen

Herrlich mild, dabei frisch, leicht pikant und doch butternusswürzig strömt der Weisse Burgunder Handwerk sanft und füllig auf die Zunge. Um das Wort “butternusswürzig” entsprechend aufzulösen: Es fühlt sich weich an, sogar etwas milchig, was eben an die Butter erinnert. Feine Nussaromen, die sortentypisch sind und mit einer ebensolchen dezenten Würze einhergehen. All das zusammen ergibt jenen etwas entrückt wirkenden Begriff. Der Wein ist weich auf der Zunge, er ist trocken wie ein Taschentuch und die nussige Würze die über den Gaumen zieht fühlt sich am Ende ganz zart herb an. Wenn ich an den Weissburgunder 2010 denke, dann fällt der 2014 milder aus, ist runder, auch irgendwie erwachsener. Nicht so rassig, dafür umso typischer und klarer definiert. Ausgesprochen mild in der Säure, wunderbar rund im Körper und weich und cremig im Mundgefühl. Bio-Weissburgunder vom Feinsten.

Wie von der Butternuss verweht

Weissburgunder-Freunde werden diesen Tropfen von Sven Leiner lieben. Alles ist am rechten Platz, entsprechend eindeutig ausgeprägt, niemals von nichts zuviel. Butter, Nusswürze, feinster Kalk, trocken und ungemein animierend steht der Weisse Burgunder Handwerk im Mund. Die Zunge hüllt er weich in seinen runden Körper ein, an den Rändern fliesst er sanft und mild ab. Am Gaumen fühlt er sich fein kalkig an, zieht eine traumhaft elegante Butter-Nuss-Würze hinter sich her und verabschiedet sich in einem trockenen, sogar leicht herben weissen Finale. Ein Erlebnis für wahre Burgunderliebhaber. Legt an der Luft noch immens zu und wird immer feiner was den Kalk angeht. Mild und wohltuend füllt er den Mundraum aus und begeistert mit seiner wunderbar nussigen wie auch edlen herben Charakteristik.

So sehr der Wein immer kalkiger wird, so sehr legt er auch an Saftigkeit zu. Man spürt ihn nach zwei Stunden noch intensiver in der Zungenmitte stehen, es fühlt sich fast schon füllig an. Der Wein hat Charme, ist sexy und schämt sich überhaupt nicht ob des winzigen Speckfältchens das er an der Hüfte hat. Es steht ihm ausgezeichnet und verleiht ihm den Hauch von Erotik. Am Ende wird der Weisse Burgunder Handwerk sogar noch leicht frech und setzt auf der Zungenspitze so etwas wie frische Säure frei und erinnert dabei an saftige Apfelspalten. Die sofort wieder vergessen sind wenn er rund und weich Richtung Abgang geht und am Gaumen seinen herben Film abspielt, der sich letztlich in einer traumhaft butternussigen Verwehung auflöst. Das ist Weissburgunder wie ich ihn liebe und von dem hier möchte ich mindestens eine Kiste im Keller liegen haben. 9,40 kostet dieser feine Tropfen, was einfach lächerlich ist für einen echten seriösen Biowein.

Tipp: Eine Stunde Luft, 10-12ºC Trinktemperatur und ein grosses Glas; perfekt. Einfache Fischgerichte, weisses Fleich, aber auch Gemüsekreationen begleitet er stilsicher. Zur Alleinunterhaltung ein wunderbarer Wein der unprätentiösen Trinkspass garantiert.

Wein & und Winzer-Info:

WB Handwerk
Wein: Weisser Burgunder Handwerk 2014
Winzer: Sven Leiner
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2016+
Anbau: Biologisch
Ausbau: Edelstahltank
Besonderes: Demeter®
Dekantieren: Ja

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet