Welschriesling 2013

| 28. Juni 2014 Alles lesen

Der zweite Weisswein des neuen Jahrgangs von Gottfried Lamprechts Herrenhof in Markt Hartmannsdorf in der Steiermark, ist ein Welschriesling. Gottfried Lamprecht kündigt seinen Welschriesling 2013 als einen an, “wie man ihn nur mehr sehr sehr selten bekommt – eigentlich überhaupt nicht mehr. Ein langlebiger Wein, der etwas aus der Welschriesling-Reihe tanzt.” Von Opok-lastigen und kalkhaltigen Böden stammt der Wein, ist in halben Startin-Fässern gereift und soll heute beweisen, wie sehr er aus der Reihe jener Welschrieslinge tanzt, die man sonst so in den Gläsern hat. Gespannt wird er deshalb von seinem Schraubverschluss befreit.

Welschriesling 2013 Schwarz-Weiss ist das neue Bunt. So klebt auch auf dieser Flasche das neue Etikett im auf schwarz und weiss reduzierten Design. Wie gehabt HERRENHOF LAMPRECHT in zwei Zeilen in grossen Kapitalen und unten drunter einfach WELSCHRIESLING. Selbstverständlich vor dem Jahrgang die zwei Slashes. Ohne die geht gar nichts bei Gottfried Lamprecht. Kein Leben Wein ohne Schrägstrich. Der linke obere Teil des Stück Papiers gehört einer einfachen Grafik die nichts anderes als zwei halbe Bögen darstellt, welche als Ganzes wohl eine Zielscheibe darstellen sollten. Ganz klein, auf einem dieser Bögen, ist original “Welsch“, the most traditional version … eingedruckt und man muss schon zweimal schauen um das zu bemerken. Auch hier steht der Rest an Informationen am äussersten Rand des in einem Stück gehaltenen Etiketts. Auch hier wie gehabt der QR-Code und jede Menge Logos und Siegel. Und das was vorne als Zielscheibe interpretiert wurde nun in ‘ganz’. Ob der ‘most traditional’-Tropfen auch voll ins Schwarze trifft, wird sich augenblicklich zeigen.

Verhalten, mild & leise

Relativ helles Gelb funkelt aus dem Glas heraus. Überraschend verhalten duftet es in der Nase. Kein Gebrüll, nur leises Entweichen von weissen Blütenaromen, weich und mild. Feine Apfelfrucht meldet sich sehr zaghaft in der Nase und insgesamt riecht dieser Welschriesling so überhaupt nicht nach Welschriesling wie man es gewohnt ist. Sein fast als schüchtern zu bezeichnendes Bukett macht neugierig und erst nach einer Weile wird es etwas frischer. Von lebhaft aber immer noch Kilometer weit entfernt. Ein eleganter Duft, der hauptsächlich von weissen und gelben Blumen dominiert wird.

Blütenaromatik an weissem Nebel

Wie ein weicher Ölfilm zieht der Welschriesling über die Lippen, als würde man eine leichte Handcreme auftragen. Auf der Zunge zeigt sich der Wein relativ dicht in der Konsistenz, hat Körper und Volumen, ist aber nicht dick. Geschmacklich nimmt man auch hier am ehesten weisse Blüten wahr. Es fühlt sich mild an am Gaumen und erst am Ende merkt man die feine Säure die aus dem Kern heraustritt. Ein Schuss grüner Apfel ist dabei, was sehr schön hervorkommt ist das weisse Kalkige, das fein über allem schwebt. Speziell am Gaumen spürt man diesen feinen weissen Nebel, der dem doch ein wenig voluminösen Wein eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Im Abgang dann ein Ballen Heu, ein duftiger Blumenstrauss und eine Portion weisser Staub.

Unkomplizierter Spassmacher

“… the most traditional version… “ sagt Gottfried Lamprecht von seinem Welschriesling. Ob sie das wirklich ist kann ich nicht beurteilen. Was ich aber weiss, ist, dass diese Version tatsächlich völlig anders schmeckt als alle die ich bisher getrunken habe. 90% davon waren bestenfalls für ‘Weissen Spritzer’ geeignet. Dieser hier trinkt sich komplett anders, macht pur genossen Spass und ist weit entfernt von der typisch aufgesetzten Spitzigkeit. Alles ist weich im Mund, es ist mild und es ‘schmeckt’. Floristen hätten ihre Freude mit dem Tropfen. Man fühlt sich wie in einem riesengrossen weissen Blumengesteck, spürt den sanften Hauch von Kalk am Gaumen, als würde man Blütenstaub atmen und frische Äpfel schmecken. Der Wein ist weich, hat etwas Fett an den Rippen, ist aber alles andere als mollig. Man kann mit ihm spielen, ihn rollen, ihn drücken und kneten. Er ist alles andere als ein Hungerhaken.

Insgesamt wirkt der Wein puristisch. Er schafft es einerseits mit Körper und Statur zu beeindrucken, besinnt sich aber im selben Moment auf seine ‘Einfachheit’ und macht sich so zum unkomplizierten Trinkwein der ohne grosses Getöns einfach Freude macht. Die Zunge hat ihren Spass, der Gaumen bekommt mehr als er erwartet hätte und was das gesamte Mundgefühl angeht, lässt hier was durchaus Stimmiges beide auf ihre Rechnung kommen. Kein grosser Wein, aber für 8 Euro mehr als man erwarten darf, erwartet hätte und sicher auch mehr als die 8 Euro wert. Unkompliziertes Weinvergnügen, unprätentiös, unaufgeregt und einfach liebenswert. Welschriesling für die Party, zum Spass haben oder einfach für das Glas zwischendurch, ohne über irgendwelche Folgeerscheinungen nachdenken zu müssen. Noch einmal: Weich, mild, schmackhaft und lebensfroh. Mehr braucht es nicht um im Sommer weintechnisch ‘über die Runden zu kommen’. Viel Wert für wenig Geld.

Tipp: Aufmachen und Spass haben. Zu österreichischer Küche, zu Salaten, zum Fisch, zum Gemüse, etc. Oder einfach weil Dienstag, Mittwoch oder Samstag ist ohne alles.

Verkostet wurde ein Welschriesling 2013 vom Herrenhof Lamprecht aus Markt Hartmannsdorf in der Steiermark, Österreich.

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