Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’ 2012

| 11. September 2014 Alles lesen

In die Welt der Weine des Herbert Zillinger aus Ebenthal im niederösterreichischen Weinviertel bin ich ja bereits sehr tief eingetaucht. Was die Weissweine angeht. Es gibt aber auch noch einen roten Protagonisten im Keller des famosen Winzers und genau der wird heute zur Verkostung von seinem Schraubverschluss befreit. Der Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’ 2012 ist nämlich keineswegs ein Wein der unkommentiert und unerforscht bleiben sollte. Eine österreichische Ursorte, aus biologischem Anbau, im Stahltank ausgebaut und als Wein für den unkomplizierten und reuelosen täglichen Trinkspass gemacht. Genau das will ich jetzt und bin gespannt ob Herbert Zillingers ‘Einzelkind’ in rot seinen weissen ‘Brüdern’ das Wasser reichen kann.

Zweigelt Als einziger Wein des Sortiments von Herbert Zillinger ist der Zweigelt 2012 nicht in der Burgunderflasche, sondern in der klassischen Bordeauxflasche abgefüllt. Auf dieser klebt ein turmhohes Etikett im bereits bestens bekannten floralen und fein ziselierten Design und wirkt aufgrund seiner Höhe noch um einiges schlanker als gewohnt. Oben und unten wieder die grossen Zs und in der Mitte Ebenthaler Lagen mit dem orangen Stern eingefügt. Zahlreiche unterschiedliche Zs in diversen Typographien umranken die beiden grossen Zs. Am unteren Rand in orange ZWEIGELT und Weingut Herbert Zillinger. Fertig ist die Weinbeklebung. Auch das Rückenetikett ist entsprechend hoch und schlank gehalten. NIEDERÖSTERREICH in orange als Herkunftsnachweis ganz oben und dann alles was man wissen sollte über den Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’. Herbert Zillingers Signatur in der Mitte und unterhalb ein schönes, fast poetisches Statement über den Wein an sich. Doch jetzt kommt der ‘rote Zillinger’ ins Glas um dort zu zeigen was er kann und anzubieten hat.

Reife Frucht & Rote Würze

Rot wie eine reife Kirsche kommt der Zweigelt ins Glas. Sehr transparent in der Erscheinung. Schon beim Eingiessen weht eine feine Wolke von zart schokoladigen Aromen im Rückstoss in die Nase. Steckt man diese dann ins Glas riecht man reife Kirschen, etwas Weichsel und auch fleischige Zwetschkenaromen. Als charmanter ‘Begleitschutz’ fungiert eine angenehm duftende rote Würze, verleiht dem Zweigelt Charakter und lässt ihn nicht nur banal kirsch- und weichselfruchtig riechen. Man erkennt einen Schuss Créme de Menthe im Hintergrund, verhalten aber doch vorhanden. Das erfrischt die Nase und lässt den Wein relativ kühl erscheinen.

Kühl, charmant & frisch

So wie der Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’ in der Nase begonnen hat, genauso setzt er sich im Mund fort. Auf der Zunge schmeckt man saftige Kirschen und reife Weichseln. Doch dabei bleibt es nicht, das wäre zu einfach. Erstens ist da eine wunderbar milde Säure die mitspielt und zweitens spürt man butterweiche Tannine am Gaumen. Nichts was rieselt oder raschelt, vielmehr rund und weich wie ein Kaubonbon. In der Mitte der Zunge bündeln sich die roten Fruchtaromen und die zarte Säure und fliessen auf der Zungenspitze mit einem frechen Tick von ‘sauer’ im Sinn von Zitruston ab. Während im selben Augenblick eine leichte Röstnote über den Gaumen zieht. Alles von einem kühlen Hauch begleitet der an Pfefferminz erinnert.

Harmonie von Säure, Frucht & Gerbstoff

Was überrascht ist, wie weich der Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’ im Mund ist. Eher sandig-lehmig als steinig wie die Lage der er entstammt. Weit weg von banal fruchtig schmeckenden Zweigeltweinen ist er. Das spürt man in jedem Winkel im Mund, fühlt wie zart und weich alles abgeht und wie dicht der Wein verwoben ist. Gerbstoffe die richtig Spass machen, nicht mühsam sondern elegant, fein und weich, verleihen dem Zweigelt enorm Profil am Gaumen. Im Abgang eine tolle Würze die in gelassener Harmonie mit Kirsch- und Weichselfrüchten steht. Nichts ist zuviel, nichts drängt sich in den Vordergund. Alles ist mit sich im Reinen. Was nach dem Abgang übrig bleibt ist ein saftig-fruchtiger Geschmack mit einer leichten Röstnote, sowie eine kühle Frische im gesamten Mundraum die wieder an Créme de Menthe erinnert. Begleitet von sich zu Nanopartikeln aufgelösten Tanninen mit denen man am Gaumen spielen kann.

Auch wenn der Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’ einfach aufzumachen und anzutrinken ist, so erlebt man ihn mit etwas Luft noch intensiver. Frucht und Säure werden konzentrierter, der Hauch von Rösti wird klarer und die Gerbstoffe tragen ihren Teil zur harmoinschen Vollendung bei. Mild und rund im Mund, auf der Zunge streichelweich, am Gaumen so etwas wie zartbitter mit einem langen Nachhall. Sogar die Zunge leckt sich den ultrafeinen Film von kühlem Samt an ihr selbst ab und auch die Lippen bleiben nicht verschont davon. Im Trunk ohne Zweifel einfach unkompliziert, im Auftritt keinesfalls anspruchslos. Gelungener Spagat zwischen Einfachheit und Vielschichtigkeit. Geht als Trinkwein genauso durch wie als Begleiter mit Charakter und Profil.

Tipp: Geben Sie dem Wein eine halbe Stunde Luft. Er dankt es Ihnen. Mit 14-16º geniessen, das unterstreicht seine Frische. Zur Pasta, zur Pizza, zum Braten, zur Jause oder einfach für sich selbst getrunken. Macht alles mit und dazu auch noch tolle Figur.

Verkostet wurde ein Zweigelt ‘Ebenthaler Lagen’ 2012 vom Weingut Herbert Zillinger in Ebenthal im Weinviertel, Niederösterreich. Der Wein wurde uns von Herbert Zillinger zur Verfügung gestellt.

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