Blaufränkisch Opok 2009
Den Abschluss der aktuellen Verkostungsreihe von Weinen des Weinguts Tauss aus Leutschach in der Steiermark, machen zwei Rotweine. Einer davon ist der Blaufränkisch vom Opok Jahrgang 2009, der heute hier am Tisch der Wahrheit steht. Kenner wissen bereits, dass Opok in der Steiermark für die kalkhaltigen, sandigen Lehmböden steht. Der Blaufränkisch wurde im Oktober 2009 handgelesen, danach spontan im Maischebehälter vergoren, in kleinen gebrauchten Holzfässern gelagert und im September 2011 auf die Flasche gefüllt. Heute, 2014, sollte aus dem guten Tropfen bereits ein sehr guter geworden sein und deshalb wird er auch von seinem Kork befreit.
Auf der klassischen Burgunderflasche klebt, wie bei allen anderen auch, das neue, elegante, ganz in weiss gehaltene Etikett. Oben wie gewohnt der Name TAUSS in Grossbuchstaben, leicht angeprägt in rotbrauner Farbe, darunter wieder die hügelige Landschaft als Strichzeichnung. BLAUFRÄNKISCH steht unter der skizzierten Landschaft in Grossbuchstaben und darunter OPOK, was auf seine Herkunft hinweist. Ganz unten am Rand der Hinweis ‘Nach alter handwerklicher Tradition’ sowie Biologisch-Dynamisches Weingut Alice & Roland Tauss Leutschach. Das war´s dann mit Informationen am grossen weissen Hauptetikett. Den Rest erfährt der interessierte Weinfreund wie gewohnt am kleinen Rückenetikett auf welchem gleich ganz oben angeführt ist, dass der Wein aus der Umstellung auf biologische Landwirtschaft stammt. Wie gewohnt auch hier wieder eine Dekantier- sowie Trinktemperaturempfehlung, an der ich mich natürlich wieder gerne orientiere und daran halte. Der Blaufränkisch Opok darf somit für eine Stunde in der Karaffe dümpeln bevor er in das Glas kommt.
Herbst in der Nase
In dunklem rubinrot steht der Blaufränkisch Opok im Glas. Ausgeprägt würzig duftet es aus diesem heraus. Wacholderbeeren riecht man, schwarzen Pfeffer und auch jede Menge Herbstlaub. Nur langsam graben sich schwarze Johannisbeeren durch, werden dabei aber von einem leichten Lakritzton begleitet. Durch schwenken scheint es, als würde man den Boden aufwühlen und alles was sich darin herum treibt an die Oberfläche befördern. Es ist als würde einem ein ganzer Wald die Nasenflügel hochsteigen. Ungemein viel Boden, feucht, viel Pfeffer und ganz am Ende taucht eine kleine rote Rübe auf. Vielschichtig, komplex, mystisch und durch und durch herbstlich ist der Duft.
Der ganze Wald im Mund
So wie sich der Blaufränkisch Opok in der Nase gezeigt hat, so präsentiert er sich auch im Mund. Als hätte man in den Wald hinein gebissen. Zwar schmeckt man wilde Waldbeeren gut heraus, doch ist der komplette Rest den man schmeckt und vor allem spürt, der Boden. Auf der Zunge ein aussergewöhnlich schlanker, von jedem Gramm Fett befreiter Wein, tolle Gerbstoffe die einen leichten wie auch knochentrockenen Pelz hinterlassen und ein Muldenkipper voll mit Laub und Erde. An den Zungenrändern salzig mineralisch, als würde man an einem Kalkstein lecken. Leben haucht dem Blaufränkisch Opok eine frische Säureader ein, welche in Verbindung mit den Waldbeeren einen harmonischen Gegenpart zu den erdigen Aromen darstellt.
Null Gramm Körperfett
Je mehr Luft der Blaufränkisch Opok aufnimmt umso klarer, reiner und geschliffener wird er. Auf der Zunge rotfruchtig wie auch würzig, am Gaumen ein Nebel von brauner Erde, feuchtem Laub, Wacholder und dürrem Geäst. Während sich auf der Zunge dunkle Beeren mit salziger Mineralik um das Vorrecht streiten. Leicht ist der Wein im Mund und sorgt dabei dank seiner salzigen Art für ein Dauergrinsen. Es ist als hätte man von einem Auto alles was nicht unbedingt nötig ist abmontiert und es auf Räder, Rahmen und Motor reduziert. Fährt auch, nur hat es kein Gewicht mehr. Die läppischen 12 PS lassen den Tropfen dann noch einmal um eine Spur schlanker, leichter und wendiger erscheinen.
Nach und nach kommen mehr Fruchtaromen zum Vorschein, wenngleich diese dank der filigranen Struktur weder üppig noch intensiv ausfallen. Vielmehr nimmt man sie sehr klar und rein wahr, fast schwerelos. Das Kommando hat nach wie vor der Boden, man riecht ihn, man spürt ihn, man schmeckt ihn. Die agile Säure gibt dem Wein seinen Lebenspuls, macht ihn frisch und stellt das perfekte Bindeglied zum herbstlichen ‘Waldklima’ her. Für Grip sorgen nach wie vor feine Gerbstoffe indem sie einen zarten Pelz hinter den Lippen abstreifen. Die gnadenlose Trockenheit sorgt dann noch einmal kurz für Staunen und kaum hat man sie realisiert, schiesst einem eine Portion Salz und Frucht auf der Zunge ein. Man spürt und schmeckt den Wein zugleich, das macht Spass, das sorgt für Leben im Mund. Im Abgang kalkig, erdig, würzig. Als Appetitanreger in höchstem Mass geeignet. Einer der schlanksten, auf sich selbst reudzierten Blaufränkisch die ich getrunken habe. Vollständig durch den Boden repräsentiert und bis auf das letzte Gramm Körperfett abgespeckt. Ein Erlebnis das ich gerne noch öfter geniessen will.
Tipp: Eine Stunde in die Karaffe mit dem Wein. 16-18º sind ideal. Geht auch im grossen Glas. Zu Wurstwaren, Braten und sonstigen regionalen wie auch rustikalen Kreationen. Zur Alleinunterhaltung ein frischer Wein der einfach Spass macht.
Mehr über den Blaufränkisch Opok 2009
Verkostet wurde ein Blaufränkisch Opok 2009 vom Biologisch-dynamischen und Demeter-zertifizierten Weingut Tauss aus Leutschach in der Steiermark, Österreich.