Clos des Papes 2015 Châteauneuf-du-Pape

| 29. September 2017 Alles lesen

Clos des Papes Clos des Papes – einfach legendär. Mehr muss man dazu nicht sagen. Was Vincent Avril Jahr für Jahr auf Flaschen füllt, sind ungemein komplexe, extrem finessenreiche und traditionelle Châteauneuf-Weine alter Schule. Er arbeitet biodynamisch, verzichtet bewusst auf jeglichen Barriqueausbau, und, es gibt in jedem Jahr nur EINEN roten Châteauneuf-Wein, der in traditioneller Machart, unmanipuliert, ungeschönt und unfiltriert produziert wird. Den Rest jener Trauben, die nicht diesen höchsten Anforderungen genügen, verkauft er einfach weiter. Konsequenter kann man eine Auslese nicht betreiben. Was es aber schafft “am Hof” zu bleiben, aus dem keltert Vincent Avril Weltklasseweine. Einen habe ich jetzt hier am Tisch der Wahrheit stehen, seinen Châteauneuf-du-Pape 2015, ein Monument, eine Lichtgestalt, ein absoluter Überflieger seiner Gattung. Aus Grenache, Mourvèdre und Syrah hat Vincent Avril diese besondere Cuvée “gestaltet” und ich werde mich an diesem Teil jetzt ungeniert den ganzen Tag ergötzen. Aber vorher darf der Tropfen zur Sauerstoffaufnahme noch eine Stunde ein paar Runden in der Karaffe drehen.

Dunkelfruchtige Verführung

Wie ein dunkle Kirsche steht der edle Châteauneuf-du-Pape im Glas. Und diese hüpft einem auf der Stelle auch ins Riechorgan. Reif, saftig, frech, weil neben ihr auch eine Weichsel auftaucht. Beide von leichten Kaffee- und Kakaonoten begleitet. Was für ein Duft, wie betörend. Ausgesprochen fein im Hintergrund ein Hauch von frischer Würze, etwas Laub, ein paar trockene Zweige, der Rest ist rotfruchtige Verführung pur. Man kann gar nicht aufhören seine Nase ins das Glas zu stecken und diese dunkelroten Aromen einzuatmen, sie förmlich in sich aufzusaugen.

Und dann hat´s BÄNG gemacht

Und dann hat´s ganz laut BÄNG gemacht. Was ist das für ein Auftritt den der Châteauneuf-du-Pape im Futterzentrum hinlegt! Wahnsinnig frisch, ungemein dicht und dabei fein und elegant, agil, schlank, wendig, lebhaft. Zuerst Kakao, dann Schokolade, und auf einmal Kirschen und Johannisbeeren. BÄNG. Der ganze Fruchtexpress tanzt an und feiert auf der Zunge Party. Nicht aber ohne auch der vornehmen Würze ihren Platz zu lassen, den Tanninen ihren aussergewöhnlichen Auftritt zu gönnen und den anderen Protagonisten wie Pfeffer, Trüffel und Lakritze auch ein paar flotte Schritte machen zu lassen. Was da auf der Zunge und am Gaumen grade abgeht ist in einer Minute gar nicht zu erfassen. Zu viel ist los, zu facettenreich ist das Gesamtbild, zu überwältigend das Mundgefühl und der Geschmack. Was für ein Wein.

Ein Monument von Châteauneuf-du-Pape

Kirschkakaocassisgeschwängerte Schokopfefferwaldbeer-Aromatik würde das, was die Zunge dazu sagen würde wohl am besten treffen. Alles wunderbar verpackt in einer feinen Gerbstoffhülle, befeuert von einer höchst agilen, frischen Säureader. Da ist Dichte und Konzentration im Mund, gleichzeitig ist es aber elegant und frisch und schlank. Fülle auf der Zunge, nur dass diese Fülle leichtfüssig wie eine Ballerina auf ihr tänzelt. Reife Kirsche überall, dahinter dunkle Beeren und eine leise Schokonote. Am Gaumen etwas pfeffrig, schokoladig und leicht würzig. Der Abgang durchaus fruchtig, am Ende aber herrlich würzig und nicht enden wollend. Das ist wahrlich Châteauneuf-du-Pape vom Allerfeinsten. Einer, dem man hoffnungslos verfallen kann. Und dieser hier ist jetzt erst knapp zwei Stunden offen. Wo geht die Reise hin, was erwartet mich da noch so alles?

Und weil das mit der Kirsche längst nicht alles sein kann, taucht jetzt auch die Weichsel wieder auf und impft dem Châteauneuf-du-Pape eine bezaubernd freche Note ein. Zu all dem spürt man plötzlich eine leicht salzige Spur an den Zungenrändern, ganz fein, verspielt und keck. Der Tropfen singt, er tanzt, er feiert sich selbst. Er geht auf im Mund, wird immer saftiger, immer schlanker, immer frischer. Als hätte er sich die letzten beiden Stunden nur aufgebrezelt für das was jetzt noch alles kommen mag. Das ist ein Traum, eine reine Wohltat, umwerfend, einfach köstlich. Und das alles bereits in diesem jungen Alter. Kostet aktuell 75 Euro, wenn man jedoch bedenkt, dass dieser Tropfen locker 25 grandiose Jahre vor sich hat, dann ist das Investment angebracht. Zinsen gibt´s zwar keine, dafür aber umso mehr Genuss. Ein Monument, eine Lichtgestalt, ein Überflieger. Ein Châteauneuf-du-Pape von Weltformat.

Tipp: Eine, besser zwei Stunden in die Karaffe mit dem Tropfen. 16-max.18º sind fein. Zu Lamm und Braten, zum Wild und Federvieh, zu feinen Terrinnen, oder als Meditationselixier. Weingenuss auf allerhöchstem Level.

Verkostet wurde ein Clos des Papes 2015 Châteauneuf-du-Pape von Clos des Papes aus Châteauneuf-du-Pape, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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