Purbach 2013 Grüner Veltliner

| 9. August 2015 Alles lesen

Ich habe bereits annähernd alles verkostet was Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Burgenland so Jahr für Jahr aufs Neue in die Flaschen bringt. Und ich liebe seine Weine. Jetzt hat er mir zwei Weine seines neuen “Projekts” geschickt und der erste steht heute hier am Tisch der Wahrheit. Ein Grüner Veltliner Purbach 2013. Purbach ist ganz weit weg von Welgersdorf (ca. 90 Minuten mit dem Auto) und vollkommen anders als das was aus dem “tiefen Süden” kommt. Genau das aber macht es so spannend. Der GV Purbach kommt von den Lagen Streifling und Glauberinza, wurde spontan vergoren, im grossen Holzfass ausgebaut und ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Nachdem ich die beiden “Purbacher” bereits vor einiger Zeit in München kosten durfte, weiss ich was mich jetzt erwartet. Die Freude ist deshalb entsprechend gross.

Purbach Weiss Angelehnt an den Stil der Etiketten die Uwe Schiefers Weine aus Welgersdorf zieren, ist auch das, das auf dieser Burgunderflasche klebt. Strahlend weiss ist es und nur ganz wenig steht wie gewohnt darauf. In diesem Fall ist es eine grosse Illustration in grün und schwarz, die jener eines Hundes gleicht. Was letztlich mehr oder weniger auch stimmt. Konkret ist das wilde Tier ein Rohrwolf, auch als Goldschakal bekannt, das Wappentier des alten Purbacher Gemeindewappens, welcher 1527 das Marktrecht verliehen wurde. Links steht PURBACH fett in schwarz und darunter einfach GRÜNER VELTLINER. Mehr gibt’s vorne nicht zu sehen. Am schwarzen Rückenetikett steht links ganz gross der Jahrgang 2013 und am Rest noch alles was so drauf sein muss auf einer Weinbeklebung. Schlanke 12 PS sorgen für die kommende Bespassung. Verschlossen ist die Flasche mit einem quietschgrünen Stelvin-Drehverschluss, der jetzt aber genüsslich aufgeschraubt wird um den Inhalt endlich schwungvoll ins Glas befördern zu können.

Butter, Kalk & Ananas

Kräftiges Goldgelb strahlt aus dem Glas heraus. Leicht getrübt weil unfiltiert. Atypischer Veltlinerduft der die Nase hochzieht. Da ist Butter drin, da stehen Kräuter rum. Eine Ananas hat sich ebenso verirrt und steht fern der Heimat fragend in der Gegend. Es duftet herrlich anders, nicht so wie man es von Veltliner erwartet, das macht Spass. Im Hintergrund zieht eine leicht reduktive Wolke vorbei und hat einen Laster voll mit Kalk im Anhang. Abenteuer in der Nase, anders, und die Sinne fordernd.

Pikanter Rauch & feine Kräuter

Wunderbar. Würde Harald Serafin wohl sagen. Mit Schmelz und einer grünen Kräutrigkeit bepackt, nimmt man den GV Purbach zuerst am Gaumen wahr. Erst dann schmeckt man ihn eindrucksvoll auch auf der Zunge, wo sich ein Gemisch aus Tabak, Ananas und Ringelblumen ausbreitet. Es ist rauchig im Mund, wie ein feiner Nebel. Rund steht der Wein im Mund, ist dabei aber alles andere als breit. Vielmehr entrümpelt von störendem Beiwerk fliesst er schlank und würzig gen Rachen, in welchen er sich mit einer pikanten Würze verabschiedet. Übrig bleibt man mit einem “grünen” wie gelbfruchtigen Gefühl im Mund, das sich in einer Wolke von weissem Kalk auflöst.

Sturkopf mit Charakter und Sex

Zweites Glas, zweiter Anlauf. Es wird immer eindrucksvoller in der Nase und im Mund. Man schmeckt und spürt “spontan”, man schmeckt und spürt, dass alles sich selbst überlassen war und ist fasziniert von der Ananas in Kombination mit Tabak und Kräutern. Der GV Purbach hat Statur, aber kein Gewicht, er ist kompakt und doch schlank. Rauchig-erdige Aromen verbunden mit kühler Frucht und ganz viel Boden. Das ist Grüner Veltliner der einfach anders ist. Da ist kein Pfeffer drin, dafür umso mehr Charakter. Wein vom Grill, oder so. Nur mit Exotik auf der Zunge und am Gaumen. Und viel Textur, weil irgendwas auf einfach glatt, das macht ein Uwe Schiefer nicht. Auch nicht in Purbach, weit entfernt von den Weingärten welche er “daheim” beackert. Der GV Purbach ist wirklich pur, wie aus dem Bach. Und doch so viel.

Kaum tankt der GV Purbach etwas Luft, geht er auf wie der berühmte Apfelstrudel im Backrohr. Der Kalk arbeitet sich immer mehr an die Oberfläche durch, es wird tatsächlich auch ein wenig “apfeliger” und die anfängliche Kräuterwürze verwandelt sich in eine leicht salzige Mineralität. Auf der Zunge zärtlich herb, trotz seiner Saftigkeit, am Gaumen saftig, trotz seiner Herbheit. Immer da der Tabak, der sich hell und trocken im ganzen Mundraum bemerkbar macht. Als würde man mit Tabakblättern gepimpten Kamillentee trinken. Mit Ananas und Steinobst drin. Das Zeug ist einfach köstlich. Nachdem bereits August ist wage ich zu sagen, das ist neben zwei, drei anderen GVs, DIE Grüner Veltliner-Entdeckung des Jahres für mich. Einer aus dem Süden Österreichs, der denen die über der Donau wachsen mit Eigenwilligkeit und Sturheit entgegen tritt. Um 12 Euro gibt es diesen Saft, der mit Charkater und mit Sex besticht. Einfach wunderbar. Aber das habe ich ja schon gesagt. Ich muss jetzt noch ein Glas vernichten.

Tipp: Verträgt ein wenig Luft in der Karaffe. Mit 9 bis 12º zu Putengerichten, zum Kotelett und auch zu Fischgerichten mit heller Sauce. Ganz verführerisch wenn ohne alles im Glas. Bevorzugt ein etwas grösseres.

Verkostet wurde ein Purbach 2013 Grüner Veltliner von Uwe Schiefer aus Welgersdorf, Burgenland, Österreich.

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