Riesling Vulkangestein 2016
Auf dass der Riesling niemals ausgehen möge. Darauf heute einen wunderschönen seiner Gattung vom Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau, diesem verträumten Ort an der berühmten Steillage Felseneck. Von einzigartigen, ca. 40 Jahre alten Parzellen der Grand Cru-Lagen Felsenberg und Stromberg. International, wie jedes Jahr, mit Lobgesängen überhäuft, stehen Tim Fröhlichs Weine wie ein Leuchtturm in der Brandung und verzaubern Freunde feinster Rieslinge jedes Jahr aufs Neue. Ich habe heute den Riesling “Vulkangestein” 2016 Edition Pinard de Picard am Tisch der Wahrheit stehen und weiss jetzt bereits, dass auch dieser wieder einzigartig sein wird. Besteht er nämlich aus den Trauben oben genannter Lagen, welche nicht als deren lagenreine Grosse Gewächse, sondern gemeinsam abgefüllt wurden. Etwas Luft schadet den Weinen Tim Fröhlichs keinesfalls und so kommt der Tropfen nach einer halben Stunde in der Karaffe ins Glas und wird mit voller Neugier angetrunken.
Tropisch, rauchig, steinig
In hellem strohgelb steht der Vulkangestein im Glas. Leichte grüne Reflexe zeigen sich. In der Nase Tropendüfte, frisch aufgeschnittene, saftige Orangen und rosarote Grapefruit. Im Hintergrund ein wenig Salz, ein paar Kräuter unten drunter, alles feinst umweht von einer steinigen, leicht rauchigen Mineralität. Feuerstein lässt grüssen. Insgesamt ein sehr exotisches Erlebnis in der Nase. Schnüffelduft sozusagen. Man taucht ein und will nicht mehr heraus.
Säure, Salz & Feuerstein
Und dann der Hammer. Von wegen tropisch, wie es soeben noch im Riechorgan war. Plötzlich steht ein straffer, hoch pulsierender Tropfen auf der Zunge und zieht mit einer Steinigkeit darüber, die sich “gewaschen” hat. Was für eine Ansage, was für eine Dichte, welch Spannung und welch schwerelose Kraft schlummern im Vulkangestein. Limette, reichlich Salz und noch mehr Feuerstein bringen die Zunge dazu sich leicht einzurollen, am Gaumen eine völlig andere Welt. Da ist er griffig, man spürt den Steinstaub förmlich und im Abgang legt er nochmals zu und präsentiert sich als ein glasklarer Quell an Erfrischung. Bombastisch, knallhart und ebenso rasant.
Rassig wie ´ne Shelby Cobra
Immer mehr legt der Vulkangestein alles ab was noch an Frucht da war und verwandelt sich in ein vor Leben krachendes Steinspektakel. Herb am Gaumen, griffig, steinig, kühl und auf eine traumhaft subtile Weise rauchig. Man fragt sich ob man Salz, Limette oder Feuerstein schmeckt und entscheidet sich für alles. Am Gaumen Stein, auf der Zunge Salz und an den Rändern vielleicht doch Limette. Rassig, rasant, lebendig, vibrierend; dieser Wein gleicht einer Shelby Cobra, nur dass er nicht so tief wie diese “brummt”. Vom Wesen her fehlt aber nichts und man sollte angeschnallt sein, um von diesem Tempobolzer nicht aus dem Sitz geschleudert zu werden. So geht flott. Noch ein Glas davon, man will ja nicht auf halber Strecke stehen bleiben.
Ich muss gestehen, dass ich seit Ewigkeiten keinen Riesling mit solch einem Zug getrunken habe. Auch keinen, der so enorm mineralisch war wie der Vulkangestein. Da ist einerseits diese subtile Haftung am Gaumen die mehr als eindrucksvoll ist, dann der temporeiche Trinkfluss, die klirrende Lebendigkeit und diese kristalline Frische. All das sorgt für ein Rieslingvergnügen das aussergewöhnlich ist. Als würde man direkt von der Quelle trinken. Mit seinen schlappen 12 Umdrehungen eignet er sich noch dazu als perfekter Durstlöscher und wer nicht aufpasst, hat eine Flasche von dem Zeug schneller weg als ihm lieb ist. Aber was soll´s? Von so einem Zaubertropfen kann man nie genug trinken. Man muss ja schliesslich auch der Dehydrierung Paroli bieten bei diesen Temperaturen. Von daher ist der Vulkangestein die beste Ausrede für drei, vier weitere Gläser. Zum Wohl. Und, unbedingt einlagern. Der geht locker bis 2030.
Tipp: Halbe Stunde Karaffe, dann mit 8 bis max. 10º geniessen. Vergessen Sie das Essen, diesen Tropfen verputzt man noch bevor die Vorspeise am Teller landet. Einfach grandioses Rieslingvergnügen.
Verkostet wurde ein Riesling Vulkangestein 2016 Edition Pinard de Picard vom Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau an der Nahe, Deutschland. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.
Kategorie: Pinard de Picard (D), Verkostet