Sauvignon Blanc Gaisriegl AR 2013
Zurück in der Südsteiermark. Genau gesagt in Kitzeck im Sausal beim Weingut Schauer. Auf 564 Metern Seehöhe liegt Kitzeck und ist somit einer der höchstgelegenen Weinbauorte Mitteleuropas. Nicht schlecht. Auf extrem steilen Schieferböden stehen Stefan Schauers Weinberge, denen er in mühevoller Handarbeit nur bestes Lesegut abringt. Der Gaisriegl, ein nach Süden und Südwesten ausgerichteter Hang mit bis zu 65 % Neigung, ist der wichtigste Weinberg der Schauers und von dort stammt auch der Wein der heute hier am Tisch der Wahrheit steht. Der Sauvignon Blanc Gaisriegl Alte Reben 2013. Spontanvergoren und im Holzfass ausgebaut ist er. Und weil ich schon lange keinen feinen Sauvignon Blanc aus der wunderbaren Südsteiermark getrunken habe, freue ich mich auf diesen hier schon ganz besonders.
Auf dem hellbeigen Etikett prangt in der Mitte in braun bzw. bronze Weingut SCHAUER dem werten Betrachter in sein Auge. Der Rest ist äusserst zurückhaltend gestaltet. Ganz oben KITZECK eingeprägt, welches den Rahmen mit den zarten Ornamenten unterbricht. Unten am Etikett Sauvignon Blanc und GAISRIEGL ALTE REBEN in braun, der Jahrgang 2013 in schwarz aufgedruckt. Fertig ist die Weinbeklebung. Ein gänzlich unaufgeregtes Design, elegant und einfach. Am hinteren Etikett dann alles über die Lage auf 560 Metern Seehöhe und vor allem die Info, dass diese von rotem Schiefer dominiert wird. Auch der Hinweis, dass es sich um eine Selektion der ältesten Rebstöcke handelt darf nicht fehlen. Das ist insoferne wichtig, weil Weine dieser Steillage nur in besonderen Jahren gesondert abgefüllt werden. Sonst erfährt man nur noch das was vorgeschrieben ist und Ende. Verschlossen ist die Burgunderflasche mit einem Glasverschluss. Bevor der Gaisriegl Alte Reben aber in das Glas darf, kommt er für eine halbe Stunde in die Karaffe.
A hint of Holz & heller Tabak
Grünlich gelb steht der Gaisriegl Alte Reben im Glas. Es duftet einerseits so richtig typisch nach Wiese, grünen Kräutern und viel Paprika aus selbigem heraus, doch ist es nicht laut und schrill. Deftig unterfüttert von Struktur und Dichte ist es was die Nase hoch strömt, grün, ja klar, aber dann auch richtig mineralisch, leicht rauchig, a hint of Holz und heller Tabak machen sich bemerkbar. Das fühlt sich nicht dünnhäutig an, das hat Statur und Druck und glänzt am Ende sogar noch mit einem Tick Orangenschale an der Nasenscheidewand. So typisch der Duft gleich nach dem Öffnen war, so sehr geht er an der Luft erst richtig auf.
Saftig, grün und richtig mineralisch
Oh wie saftig ist das Trinkerleben! Wenn dieser Saft dann auch noch mit entsprechend fröhlicher Säure auf die Zunge kommt, dort grüne Aromen von frischer Wiese, Paprika und Limetten freisetzt, dann zaubert einem das ein Lächeln ins Gesicht. Zwar schreit der Wein “ich bin ein echter Sauvignon Blanc”, doch hat er noch einiges mehr zu bieten. Ausgeprägte Schiefermineralik ist das eine, eine weiche Fülle das andere. Leicht orangig schmeckt der Gaisriegl Alte Reben, leicht rauchig fühlt er sich an. Die Zunge spürt wie sich der Saft ganz tief in sie eingräbt, wie klar und doch fast cremig der Wein über ihre Ränder abfliesst. Am Gaumen steht eher diese typische Schiefernote, gelb und grün unterlegt. Im Abgang ein durchaus fruchtiges Ereignis, im Nachhall etwas Tabak, etwas Rauch und ganz viel Stein.
Dunkel, mit einem Hauch von Mystik
Je länger der Gaisriegl Alte Reben an der Luft verbringt, umso leiser wird er. Die grüne Aromatik verzieht sich immer mehr in den Hintergrund und lässt dem roten Schiefer ohne Gegenwehr das Feld. Es fühlt sich weich im Mund an, wohlig, warm und mild. Auf der Zunge steht jetzt mehr Orangenfrucht als Paprika – der ist definitiv abgereist – und sonst nimmt man uneingeschränkt den Boden wahr. Man spürt die feine Struktur des Weines, man lässt die dezent rauchige Mineralik wirken, fühlt und schmeckt ihr nach und spürt den Tropfen am Ende intensiver als zu Beginn. So typisch Sauvignon Blanc der Gaisriegl Alte Reben in seiner Klarheit auch ist, so untypisch weich ist er in seinem Auftritt. Ist es der warme Rauch der im Hintergrund vorbei zieht oder nur die helle Tabakaromatik, die ständig durch den Mundraum weht? Oder beides, in Verbindung mit dem roten Schiefer, der diese Art von Wärme ausstrahlt.
Immer straffer wird der Tropfen je mehr Sauerstoff er aufnimmt. Immer stärker und deutlicher gräbt sich der Schiefer durch und beginnt den Mundraum zu erobern. Er entwickelt sogar feinen Grip und man merkt wie an den Lippen plötzlich Haftung aufkommt. Die Zunge schmeckt nur noch gelb und der Gaumen hat sich dem Nebel aus rotem Gesteinsstaub ergeben. Es fühlt sich an als hätte man das Licht gedimmt, alles wirkt ein wenig schummriger und so schmeckt es auch. Der Gaisriegl Alte Reben braucht Luft, Luft und nochmals Luft. Dann verwandelt er sich in einen dunklen Sauvignon Blanc der an den Wangeninneseiten saftig-rauchig abfliesst und einen Hauch von Mystik hinterlässt. Um 24 Euro ist dieser Zaubertropfen ab Hof zu beziehen und wer Geduld beweist, der wird mit äusserst anspruchsvollem Trinkspass entschädigt.
Tipp: Unbedingt eine Stunde atmen lassen. Um die 10-12º geniessen. Zu gegrilltem Zander, zur Gemüseküche, aber auch würzige und pikante Kreationen liebt er. Als Solist ein dunkler, charaktervoller Zeitgenosse.
Verkostet wurde ein Sauvignon Blanc Gaisriegl Alte Reben 2013 vom Weingut Schauer aus Kitzeck im Sausal in der Südsteiermark, Österreich.
Kategorie: Schauer (A), Verkostet