Steinriegl 2013 Sauvignon Blanc
Der zweite Wein der im Zuge dieser Verkostungsrunde vom Weingut Wohlmuth aus Kitzeck im Sausal in der Steiermark vorgestellt wird, ist ein Sauvignon Blanc von der Lage Steinriegl. Auf einer Seehöhe von 400 bis 520 Metern gelegen gehört die Lage Steinriegel, im Gegensatz zur Lage Gola mit fast 90% Hangneigung, mit ihren 55-65% fast schon zu den ‘flachen’ Lagen. Dafür aber auch zu den besten der ganzen Südsteiermark. Der Sauvignon Blanc Steinriegl 2013 wurde spontan in Edelstahltanks und gebrauchten großen Holzfässern vergoren und heute steht er hier am Tisch der Wahrheit um zu zeigen was Weine von den besten südsteirischen Lagen so alles können.
Auch auf dieser Burgunderflasche klebt ein von einem Künstler gestaltetes Etikett. Es stammt von Prof. Ulrich Gansert aus Breslau/Schlesien, der heute als Maler, Fotokünstler und Theoretiker arbeitet. Es ist das Jahrgangsbild von 2013 und symbolisiert die “Schönheit der Gärten, Weinberge und Auwälder in der Mark Brandenburg, als Erinnerung an die Kindheit in den Gärten, Wäldern und Sümpfen dieser Gegend”. Unterhalb des Gemäldes in Grossbuchstaben STEINRIEGL und Sauvignon Blanc 2013 sowie Kitzeck – Sausal – Österreich. Im schmalen schwarzen Teil am unteren Rand in weiss wie gehabt WOHLMUTH eingedruckt. Am Rückenetikett erfährt der Weinfreund alles über die Lage Steinriegl, die Höhe, die Hangneigung und dass vom Rebschnitt bis zur Lese alles per Handarbeit erledigt wird. Für eine Stunde kommt der Sauvignon Blanc nun in die Karaffe um sich ein wenig akklimatisieren zu können.
Steinobst eingelegt in rotem Schiefer
Helles strohgelb funkelt mit einem zarten grünlichen Schimmer im Glas. Die Nasenflügel strömen zwar pikante, aber doch angenehm verhaltene, typische Sauvignonaromen hoch. Es riecht nach frischem Gras, nach etwas Paprika, viel Wiesenkräuter sind dabei und auch eine durchaus fruchtige Note steht im Glas. Grünen Apfel, weissen Pfirsich und ein paar Gewürze, unter anderem Anis, erkennt man. Sehr schön erfassbar auch hier wieder die warme Mineralik des roten Schiefers. Insgesamt ein frischer Duft der nicht schreit und deshalb umso mehr Spass macht.
Typisch und doch anders
Rassig, mineralisch und lebendig nimmt der Steinriegl die Zunge in Beschlag. Ausgesprochen aromatisch steht er dicht und kraftvoll im Mund und protzt mit seiner ausgeprägten Schieferwürze. Sehr gut erkennbar ist die typische Sauvignon-Geschmacklichkeit, doch unterfüttert mit eben jener Portion von Würze und Mineralik, die einen den Wein sowohl geschmacklich wie auch gefühlsmässig völlig anders wahrnehmen lässt. Es schmeckt pikant, auch grün, es ist saftig und hat auch eine gewisse Fülle. Leicht rauchig fühlt es sich am Gaumen an, ein wenig stoffig, dicht und druckvoll. Der Wein hat Statur, ist sicherlich kein Leichtgewicht und lässt keine Zweifel über seine Herkunft aufkommen. So typisch und eindeutig er als Vertreter seiner Art erkennbar ist, so weit entfernt ist er vom banal kreischenden Retorten-Sauvignon.
Komplex, finessenreich & wunderbar harmonisch
Immer mehr schafft es der Steinriegl mich zu vereinnahmen. Er führt mich wieder ein Stück näher an eine Sauvignon Blanc-Realität heran, die richtig schön sein kann. So rauchig, so druckvoll und doch so typisch wie sich das auf der Zunge und im Mund anfühlt, so anders nimmt man es am Ende wahr. Hört sich schräg an? Dann versuchen Sie es mal, am besten mit einem Protagonisten aus dem Supermarktregal im Direktvergleich. Der Steinriegl präsentiert eindrucksvoll den Boden dem er entstammt, hier regiert Charakter im Mund, hier steht Würze und Mineralik im Vordergrund, welche die typische Aromatik eines Sauvignon Blancs erst zu dem macht, was sie sein kann; vielschichtig, komplex, tiefgründig und begehrenswert.
Luft ist auch das grosse Geheimnis des Steinriegls. Im Stundentakt legt er zu, wird mächtiger, dabei auch finessenreicher und noch eleganter. Immer mehr schärft sich sein Profil, immer mehr erkennt man wie der Schiefer hier das Zepter fest in seinen Händen hält und den Rest der Aromatik gekonnt über die Zunge und den Gaumen orchestriert. Feinste Säure in Verbindung mit kristalliner Mineralik, dezente, aber trotzdem saftige Steinobstnoten in rauchig-würziger Ummantelung, alles ist harmonisch, in sich ruhend und einfach eindrucksvoll. Und ganz zum Schluss taucht plötzlich auch noch Ananas im Hintergrund auf. Als Krönung sozusagen, als Gag mit dem keiner mehr gerechnet hat. Im Abgang rauchig, mineralisch und auch fruchtig und im Nachhall nicht enden wollend und mit einem guten Schuss von frischem Apfel. Ich mag den Steinriegl, ich werde wieder mehr Sauvignon Blanc trinken und ich werde weiter mein Misstrauen abbauen. Weil Weine wie dieser dafür gemacht sind wieder Vertrauen zu bekommen und man mit einem Gegenwert belohnt wird, der einen letztlich zu einem Fan der Rebsorte werden lässt. Beide Daumen hoch dafür.
Tipp: 2-3 Stunden in die Karaffe damit. Noch mehr, noch besser. Läuft die Langstrecke ohne Kraftverlust. 10-12º sind empfehlenswert. Zu Fisch, gebraten und gegrillt, zu Meeresfrüchten sowie zu Huhn, Pute und Fasan geeignet. Oder einfach als Solist genossen. Damit man weiss wie Spass mit Tiefgang geht.
Verkostet wurde ein Steinriegl 2013 Sauvignon Blanc vom Weingut Wohlmuth aus Kitzeck im Sausal, Südsteiermark, Österreich.
Kategorie: Verkostet, Wohlmuth (A)