Tavel AOC 2011 Rosé
Die dritte Verkostungsrunde der Weine von Perrin & Fils schliesst heute ein Rosé, ein Tavel AOC Jahrgang 2011 ab. Ein Rosé der aus der gleichnamigen Gemeinde im südfranzösischen Département Gard stammt und aus den Rebsorten Cinsault, Grenache und Mourvèdre hergestellt wurde. Interessant ist, dass man den typischen Rebsorten Grenache und Cinsault jedes Jahr eine dritte Rebsorte hinzufügt um jedesmal einen neuen, eigenständigen Rosé zu erhalten. 2011 war das Mourvèdre, welche dem Wein sein dunkles Erscheinungsbild verleiht und für dichte Aromatik sorgen soll. Da es draussen auch gerade ziemlich heiss vom Himmel brennt, ist ein kräftiger Rosé die richtige Medizin um sich davor zu schützen. Wir sind gespannt auf diesen dunkelroten Rosaroten und machen uns ans Werk.
In der langen und schlanken Schlegelflasche steht der Tavel nun vor uns. Aristokratisch anmutend prangt auf dem weissen Etikett in der Mitte das Wappen der Famille Perrin über dem in rot aufgedruckten Herkunftsnamen. TAVEL steht drauf in grossen Lettern, der Nachweis dass es sich dabei um eine eigene Appellation handelt sowieso und ganz oben noch der Name der Famille Perrin. Am Flaschenhals ist ein Wappen mit einem dicken fetten T für Tavel und einer aufgesetzten Krone eingeprägt.
Das Rückenetikett auch hier in deutsch verfasst und mit allen wichtigen Informationen über Region, Herkunft, Böden und anderen Besonderheiten ausgestattet. In diesem Fall sogar mit der genauen Angabe wieviel Prozent der jeweils verwendeten Rebsorten verwendet wurden. Sehr informativ.
Da es sich bei diesem Wein um einen eher gehaltvollen und kräftigen Rosé handeln dürfte kommt er für 30 Minuten in die Weissweinkaraffe um ein wenig Luft aufnehmen zu können. Zusätzlich entscheiden wir uns dazu statt der üblichen Weissweingläser die Bordeauxgläser zu verwenden, weil der Tavel so seinen Saft und seine Kraft besser bündeln und kompakter päsentieren kann.
Dunkelhimbeerrot mit reifen Kirschen
Schon in der Karaffe haben wir diese intensive Farbe bewundert und so steht der Tavel jetzt auch im Glas. Dunkelhimbeerrot, wenn man so will. Sieht aus als hätte der Rotwein nur ein wenig zu wenig Farbe abbekommen. Von rosa auf der Farbskala ist die Farbe dieses Rosés nämlich meilenweit entfernt. Aussergewöhnliche Farbe. Normalerweise erzielt man solchen Farben nur durch das Ausbluten des Mostes, was aber hier nicht stattgefunden hat. In diesem Fall sorgt die Mourvèdre für die dunkle Farbe.
Aus dem Glas strömt einem der Duft von reifen Früchten entgegen, versetzt mit einer feinen würzigen Note. Es riecht gehaltvoll, ein wenig herb und richtig saftig. Etwas fleischig-festes hat das Bukett des Tavels mit im Gepäck und insgesamt duftet es verführerisch animierend. Reife dunke Kirsche trifft es wohl am besten.
Trocken, saftig, würzig
Endlich kommt der Tavel dann in den Mund und überrascht mit seiner gnadenlosen Trockenheit. Nicht jedoch ohne schon beim ersten Schluck darauf hinzuweisen, dass man ihn auf keinen Fall unterschätzen darf. Der Tavel (der übrigens als Grand Cru Rosé-Wein klassifiziert ist) beweist einmal mehr, dass die besten Rosés der Welt aus Südfrankreich stammen. Nichts von überladenem Früchtekorb das sich da auf der Zunge ausbreitet, sondern feine Kräuternoten, kombiniert mit einem ‘Schuss’ reifer, saftiger Kirsche, aber sonst ein durchaus mineralischer Wein mit einer angenehmen Würze. Der Tavel hat Saft, aber auch Kraft und alles was ein gehaltvoller Rosé sonst noch braucht um an heissen Sommertagen zu überzeugen. Er ist definitv kein Rose für Warmduscher oder für Freunde von Chi-Chi-Rosés.
Ein typischer Südfranzose
Auf der Zunge macht der Tavel einen relativ saftigen Eindruck, spielt sogar mit ein wenig Fleischigkeit und verabschiedet sich mit einer herb-würzigen Note auf den Gaumen. Dort merkt man erst wie trocken dieser Tropfen ist und wie vollmundig und gehaltvoll er sich förmlich ‘von hinten’ anpirscht. Der Tavel hat schon Muskeln, weshalb durchaus Vorsicht geboten ist; gerade weil er sich an heissen Tagen einfach viel zu leicht wegtrinkt. Ein typischer Südfranzose eben. Vor lauter Charme übersieht man leicht die ‘Gefahr’. Über den Gaumen, der sich über soviel Mineralität freut, zieht der Tavel eine trockene Spur hinter sich her und hinterlässt einen Nachhall, der ebenso feinst herb wie auch saftig ist. Würde nicht diese typische ‘fruchtige’ Kräuterwürze in Verbindung mit der entsprechend kühlen Trinktemperatur sein, man könnte meinen einen leichten, erfrischend leichtfüssigen Rotwein zu trinken.
Eines ist jedefalls sicher: Der Tavel ist ein Rosé für Leute die Charakter und Persönlichkeit zu schätzen wissen und die einer gewissen Komplexität von ‘rosaroten’ Weinen gegenüber offen sind. 13,5% sind nicht wenig, die zeigt er auch (obwohl er sie perfekt versteckt), und seine Trinkigkeit ist einfach fantastisch. Um die 14-15 Euro für diesen Wein lohnen sich auf jeden Fall für jene, die oben erwähnte Attribute zu ‘deuten’ verstehen.
Tipp: 30-40 Minuten in der Karaffe, 8-10º Trinktemperatur und mindestens 29º Aussentemperatur sind ideal :-) Geniessen Sie den Tavel zu richtig würziger mediterraner Küche (auch zu Ratatouille) und zu rotem Fisch. Oder trinken Sie den Edelstoff ganz einfach ohne alles und lassen Sie Fünfe schon mal grade sein.
Verkostet wurde ein Tavel AOC 2011 Rosé von Famille Perrin aus Orange in Frankreich. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Veritable Vins Domaines, Deutschland.
Kategorie: Perrin & Fils (F), Verkostet