Welschriesling 2013 Schmelzer
Zwei Weine habe ich vor Kurzem bereits von Georg Schmelzers Weingut Köllan aus Gols im Burgenland verkostet. Heute steht sein Welschriesling 2013 am Tisch der Wahrheit um eingehend erkundet zu werden. Wie schon die anderen Weine stammt auch dieser hier aus biodynamischer Bewirtschaftung. Die Reben für den Welschriesling wachsen auf Lehm- und Schotterböden, der Wein wurde spontan vergoren und für sechs Monate gelagert bevor er abgefüllt wurde. Selbstverständlich Demeter-zertifiziert.
Wie alle anderen Etiketten ist auch dieses unverkennbare, turmhohe Stück Weinbeklebung mit der Urpflanze aus Goethes Metamorphosenlehre abgebildet. Riesengross steht sie in der Mitte des in drei Teilen aufgebrachten Etiketts. Oben Schmelzer in einer Art Frakturschrift, darunter eben Goethes Monumentalgewächs und ganz unten welschriesling 2013, ebenfalls in Frakturschrift. Wie gewohnt das Hauptetikett in der Mitte in Form eines Trichters gestanzt um den Verlauf in die Tiefe zu symbolisieren.
Am rechten Etikett Das Mailied, ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe vollständig aufgedruckt und am linken Teil der Etikettentrilogie alles was über den Wein zu sagen und zu wissen ist. Inklusive einer kurzen Erläuterung über die Böden, die Herstellung sowie ein paar sensorische Bemerkungen. Eine Lagekarte von Gols am Neusiedlersee sowie das Demeter-Siegel komplettieren alles. Ohne weiteres Warten wird der Wein von seinem Schraubverschluss befreit und eingegossen.
Wiese, Heu & Stroh
Klares strohgelb dreht seine Kreise im Glas. Die Nasenflügel zieht ein Duft von frischem Heu, von Strohballen und einer frisch gemähten Wiese hoch. Ein paar Butterblumen tummeln sich im Riechorgan, es fühlt sich frisch und weich an in der Nase. Von Frucht ist nicht viel zu merken, alles tendiert eher ins Florale, hat sich den Begriff ‘Natur’ auf die Fahne gehisst. Eine zarte Würze steht über allem, begleitet nur und drängt sich nicht auf. Es ist ein milder Duft, eher auf der leisen, floralen Seite und überaus angenehm.
Weich, rund, mild & lebhaft
Ausgesprochen weich und mild fliesst der Welschriesling über die Lippen in den Mund. Auf der Zunge landet er dabei genauso mild, fast schon cremig, wie er sich auf den Lippen angefühlt hat. Obwohl genug Säure mit im Spiel ist fühlt sich der Wein weich und rund an, zeigt sich von einer fast schon üppigen Charakteristik. Sehr oft fühlt sich Welschriesling übermässig hart und kristallig im Mund an, nicht aber der hier. Lebendige Säure schlummert in einem weichen Köper, auf der Zunge genug ist Biss um als lebhaft durchzugehen, aber auch genug Textur um rund und cremig zu erscheinen. Eine Spur von reifen Äpfeln haucht dem Tropfen so etwas wie zarte Fruchtigkeit ein.
Frisch und voll im Mundgefühl
Überhaupt wirkt der Welschriesling nicht wie ein lauter Spasstropfen, vielmehr überrascht er mit einer Weichheit die man so nicht kennt bzw. nicht erwartet hätte. Es fühlt sich leicht mollig auf der Zunge an, ist es aber nicht. Es ist die dichte Struktur und die Cremigkeit die ihn so erscheinen lassen. Unterstützt wird seine lebendige Art mit einer frischen Säure, welche sehr harmonisch eingebettet ist und für Puls im Mund sorgt. Reife Apfelaromen harmonieren mit Heu- und Wiesenblumen und am Gaumen spürt man eine warme Würze die über ihn hinweg zieht. Kraftvoll ist der Abgang, relativ lang der Nachhall. Was bleibt ist ein Geschmack von Almwiese mit Fallobst und eine Note nassen Schotters.
Trotz soviel Weichheit, soviel rundem Körper, schafft es der Welschriesling von Georg Schmelzer spritzig zu bleiben. Nicht in der bekannten Art direkt auf der Zunge, es fühlt sich an als würde alles hinter einer dichten Hülle rotieren. Als würde der weiche Köper pulsieren. Ein schönes Gefühl im Mund. Abgerundet mit dem Fleisch reifer Äpfel und der Würzigkeit einer Wiese, ein äusserst harmonischen und wohltuendes Ensemble. 6,50 Euro sind mehr als preiswert für dieses Weinvergnügen. Einfach und doch mit dem gewissen Touch von ‘anders’ behaftet ist der Welschriesling ein unkomplizierter Begleiter für so gut wie jeden Anlass.
Tipp: Aufmachen und mit 10-12º verputzen. Geht zu jedem Regionalgericht wie auch zu asiatischem mit Lockerheit und macht als Solist nichts anderes als Spass.
Verkostet wurde ein Welschriesling 2013 von Georg Schmelzers Weingut Köllan in Gols im Burgenland, Österreich.
Kategorie: Schmelzer (A), Verkostet